Attendorn / Kreis Olpe. Sicherheit lernen: Kreispolizeibehörde Olpe startet Präventionskampagne „Sicherer Schulweg“ für Schulkinder. Das sollten Eltern berücksichtigen.

„Schönen guten Morgen, wir haben sie angehalten, weil sie die Geschwindigkeit genau richtig eingehalten haben“. Diesen Satz werden Autofahrer in einer Polizeikontrolle nicht allzu oft hören. Doch genau das war am Montagmorgen an der Straße gegenüber von der Grundschule Sonnenschule in Attendorn der Fall. Im Rahmen der Präventionskampagne „Sicherer Schulweg“, organisiert von der Kreispolizeibehörde Olpe, spielten rund 40 Erstklässler für einen Tag den Helfer der Polizei. Ausgestattet mit leuchtenden Warnwesten und ausgedruckten Smileys, zogen sie die Blicke der Autofahrer auf sich. Mit einem Lasergerät maßen zwei Polizeibeamten die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Autos.

Die Fahrer, die sich an das vorgegebene Tempo von maximal 30 km/h hielten, wurden kurzerhand mit einer Kelle auf den Seitenstreifen gelotst. Der Reihe nach verteilten die i-Dötzchen lachende Smileys an Autofahrer, die mit angemessener Geschwindigkeit und besonders rücksichtsvoll an der Straße gegenüber von der Grundschule vorbeifuhren. „Danke, dass du auf uns achtest und die Geschwindigkeit einhältst“, stand auf den Smiley-Stickern geschrieben. Die Beamten wollen Autofahrer damit kurz nach dem Schulstart sensibilisieren, an empfindlichen Punkten im Umfeld der Schulen im Kreisgebiet, besonders vorsichtig und rücksichtsvoll zu fahren. „Im Kreis Olpe findet die Kampagne das erste Mal in dieser Form statt“, sagt Polizeikommissarin Tanja Lauer. Es sei eine große Hilfe, wenn den Autofahrern auf diese Weise die Augen geöffnet werden.

Hohes Gefahrenpotenzial im Straßenverkehr

Nach Angaben der Polizei wurden im Jahr 2023 im Kreis Olpe vier Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren im Straßenverkehr schwer verletzt, 30 weitere erlitten leichte Verletzungen. Die Tendenz in diesem Jahr sei steigend. „Die größte Gefahr für die Grundschüler ist, dass sie von Autofahrern übersehen werden, weil sie zu klein sind“, erklärt Lauer. „Durch Ablenkung und von Handys am Steuer geht ebenfalls ein hohes Risiko aus“. Wenige Sekunden Unachtsamkeit reichen schon aus, um Kinder zu gefährden. Besonders Grundschüler hätten oftmals ein noch nicht ausgeprägtes Gefahrenbewusstsein und Wahrnehmungsdefizite in Bezug auf Geschwindigkeits- und Entfernungsschätzungen von Fahrzeugen. „Das entwickelt sich erst mit der Zeit“.

Verkehrssicherheitstraining
Jedes i-Dötzchen erhielt von den Polizeibeamten und der Kreisverkehrswacht einen Smiley-Sticker. © Jonas Kalisch | Jonas Kalisch

„Elterntaxen stellen eine große Gefahr dar.“

Tanja Lauer
Polizeioberkommissarin

Das können Eltern tun

Mithilfe der Präventionskampagne gibt die Polizei wertvolle Tipps für Eltern, um die Schulkinder besser auf Gefahren auf dem Schulweg vorzubereiten. Eltern sollten schon vor dem Schulstart mehrmals mit ihren Kindern den gesamten Schulweg abgehen, erst einmal gemeinsam und danach als Beobachter aus dem Hintergrund. „Üben, üben, üben. Das ist das A und O“, betont die Polizeioberkommissarin. Es helfe extrem, potenzielle Gefahrenstellen anzusprechen und den Kindern Tipps mit an die Hand zu geben, wie sie sich an solchen Punkten zu verhalten haben. Das sei zwar zeitintensiv, aber würde in jedem Fall dazu beitragen, Verkehrsunfälle durch Fehlverhalten von Kindern zu minimieren. „Das Problem ist, dass sich die Eltern dafür oftmals nicht die Zeit nehmen“.

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Zudem weist die Polizei daraufhin, die Schulkinder nach Möglichkeit zu Fuß zur Schule laufen zu lassen oder die Busse zu nutzen. „Elterntaxen stellen eine große Gefahr dar.“ Oftmals gebe es Beschwerden, dass an der Schule ein großes Verkehrschaos herrsche. Dabei sei dieses hauptsächlich selbstverschuldet, weil Erziehungsberechtigte meinen, sie müssten ihre Kinder jeden Tag bis vor die Tür fahren. „Das ist etwas, auf das wir auf Elternabenden oft hinweisen. Doch leider werden die Elternabende nicht so angenommen“.

Verkehrssicherheitstraining
Verkehrssicherheitstraining "Sicherer Schulweg" an der Grundschule Sonnenschule Attendorn. © Jonas Kalisch | Jonas Kalisch

Von der Kampagne an der Sonnenschule in Attendorn erhoffen sich sowohl die Kreispolizeibehörde als auch die Lehrkräfte mehr Rücksicht von Autofahrern im Straßenverkehr. Gleichzeitig hoffe man darauf, dass die Erstklässler ihren Schulweg in Zukunft vorausschauender bestreiten. In enger Zusammenarbeit mit der Kreisverkehrswacht Olpe sollen im Kreisgebiet die „Schulbeginn“-Banner an verschiedenen Stellen angebracht werden. Zusätzlich sollen örtliche Bezirksdienstbeamte der Polizei am Schuljahresbeginn und -ende Präsenz an empfindlichen Verkehrspunkten zeigen. Die gelben Warnwesten, die die i-Dötzchen der Sonnenschule im Zug der Präventionskampagne erhalten haben, werden im Nachgang sämtlichen Grundschulen im Kreis Olpe zur Verfügung gestellt werden. Und auch Eltern sollen stärker sensibilisiert werden, den Schulweg mit ihren Kindern abzugehen und potenzielle Risiken zu erkennen. Die Aktion „Sicherer Schulweg“ sorgte jedenfalls auch bei den Erstklässlern für reichlich Begeisterung und zauberte so manchen Autofahrern ein Lächeln ins Gesicht.