Attendorn. In Attendorn soll am Wochenende ein Tornado gewütet haben. Doch kann das tatsächlich sein? Das sagt der Wetter-Experte.
Am Wochenende zog ein heftiges Unwetter durch den Kreis Olpe. Besonders in Attendorn war die Feuerwehr im Dauereinsatz. Mutmaßliche Ursache der Schäden in der Hansestadt soll ein Tornado gewesen sein, so die Aussage der Attendorner Feuerwehr. „Für uns ist das ein Rückschluss des unglaublichen Ausmaßes der Zerstörung. Im Schwalbenohl zum Beispiel sind Kaminabdeckungen 200 Meter weit geflogen“, erklärt Christian Schnatz, Sprecher der Attendorner Feuerwehr, die bis Sonntagmittag rund 60 Einsätze hatte. Doch kann das wirklich ein Tornado gewesen sein?
Ob es sich tatsächlich um einen Tornado gehandelt hat, lasse sich schwer beantworten, erklärt der Sauerländer Wetter-Experte Julian Pape auf Anfrage unserer Zeitung. Kleinräumige Phänomene seien nur schwer auf Radarbildern zu erkennen. Eine sichere Aussage könne höchstens vor Ort an der Schadensstelle getroffen werden. Denn das wichtigste Indiz für einen Tornado sei die Fallrichtung der Bäume. Der Hintergrund: Ein Tornado (auch Windhose genannt) zeichnet sich durch die unterschiedlichen warmen und kalten Windrichtungen aus, die aufeinandertreffen, wodurch eine Rotation in Gang gesetzt wird. Fallen die Bäume demnach in unterschiedliche Richtungen, weist das auf einen Tornado hin, erklärt Julian Pape. Dies allerdings wird schwer, denn wie fast im gesamten Kreis Olpe sind die Waldflächen, die von einem solchen Sturm angegriffen werden könnten, durch Borkenkäferbefall und Trockenheit kahl. Daher, so das Forstamt, seien im Wald keine größeren Windbrüche mehr möglich.
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Tornados sind im Übrigen keine Seltenheit. Julian Pape spricht von 100 bis 200 Tornados in Deutschland pro Jahr. Allerdings seien die meisten so schwach, dass sie kaum bemerkt werden. Lediglich zehn hätten ein Schadenspotenzial, das ein mediales Interesse hervorbringe. Jedoch sei damit zu rechnen, dass die Häufigkeit – unabhängig von der Stärke, Ausmaß und Schadenspotenzial – mit Blick auf den Klimawandel zunimmt. Denn Tornados brauchen Energie. „Tornados entstehen im Sommerhalbjahr und sind im Grunde an große Gewitterzellen gebunden“, sagt Julian Pape. „Und je wärmer es ist, desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen.“
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Wie häufig es in der Vergangenheit Tornados in Attendorn gab, lässt sich schwer sagen. In der „Tornadoliste Deutschland“, in der Tornadojäger ihre Beobachtungen festhalten, sind in Attendorn diverse Verdachte dokumentiert. Neben dem 24. August 2024 wird der 3. Juni 2016 und der 31. August 2014 aufgeführt. Als bestätigter Tornado wird der 25. Oktober 1820 aufgeführt.
Übrigens: Trotz fortgeschrittener Technik ist es bis heute weiterhin schwierig, Tornados hervorzusagen, ergänzt Julian Pape.