Kreis Olpe/Römershagen. Marcel Kühr, Achim Niklas und Dennis Grebe sind Straßenwärter im Kreis Olpe. Warum der Job trotz der Gefahren im Straßenverkehr ihr Traumjob ist.

Fast schon kalt fühlt sich die Luft nach der nächtlichen Abkühlung auf meiner Haut an. In meiner Nase kitzelt der Geruch von frisch gemähten Feldern. Die etwa 20 Grad in den frühen Morgenstunden fühlen sich gut an. Eine perfekte Temperatur für Arbeiten, die draußen stattfinden. Doch das Glück haben die Straßenwärter des Bauhofs der Kreiswerke Olpe nicht immer, wenn sie bei Wind und Wetter ihre Arbeiten erledigen müssen. Drei von ihnen habe ich begleitet, mit der Fragestellung, wie kommen die Markierungen überhaupt auf die Straße? Und dafür sind Temperaturen zwischen 18 und 30 Grad mit ein wenig Wind nahezu perfekt. 

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Ich treffe mich um kurz nach 8 Uhr an der mit neuen Asphaltschichten versehenen Kreisstraße (K 1) mit Marcel Kühr (25), Achim Niklas (53) und Dennis Grebe (37), der auch gleichzeitig der Vorarbeiter der Kolonne ist. An der Einmündung der Landesstraße 512, von wo aus die K 1 bis zum Ortseingang Römershagen führt, warten die drei Straßenwärter bereits auf mich. Der neue Asphalt auf der K 1 muss auf einer Länge von rund 1,6 Kilometern mit Fahrbahnmarkierungen versehen werden, damit das sichere Befahren der Straße nach dem Ausbau wieder möglich ist. Ein spannender Job, der nicht nur Fingerspitzengefühl und ein ruhiges Händchen bedarf – wie ich vor Ort feststelle – sondern auch starke Nerven.

Sie lieben ihren Job, auch bei Wind und Wetter: Die Straßenwärter des Bauhofs der Kreiswerke Olpe: Achim Niklas, Marcel Kühr und Dennis Grebe (von links).
Sie lieben ihren Job, auch bei Wind und Wetter: Die Straßenwärter des Bauhofs der Kreiswerke Olpe: Achim Niklas, Marcel Kühr und Dennis Grebe (von links). © WP | Nadine Niederschag

Im Schritttempo unterwegs

Und da steht sie auch schon, die Markierungsmaschine, mit der wir heute im Schritttempo von rund fünf Kilometern pro Stunde unterwegs ist. Baujahr 1991 ist das „Schätzchen“ und wird überall dort genutzt, wo auf den Kreisstraßen Markierungsarbeiten notwendig sind. „Je glatter und neuer die Straße ist, umso besser hält die Markierung“, erklärt Dennis Grebe. Auf dem neuen, trockenen und gereinigten Asphalt entdecke ich beim genaueren Betrachten weiße, kreisförmige Punkte – so, als wäre ein Tennisball gerade aufgetischt. Ganz akkurat, nahezu im selben Abstand von zwei Metern, hat die Straßenwärter-Kolonne hier bereits am Vortag die Vorarbeiten geleistet. „Mit einer Schnur haben wir die Vormarkierungen gemacht, das erleichtert das Fahren mit der Markierungsmaschine enorm“, so der Vorarbeiter. 

Leitkegel werden aufgestellt, damit Verkehrsteilnehmer nicht über die frische Farbe fahren.
Leitkegel werden aufgestellt, damit Verkehrsteilnehmer nicht über die frische Farbe fahren. © WP | Nadine Niederschag

Bevor die Fahrt beginnt, werden die zahlreichen Messuhren an der Maschine geprüft. Stimmt der Druck der Farbpistole? Ist die Einstellung für die Reflexionsperlen richtig? Und dann bewegt sich die Markierungsmaschine langsam in Position. „Wir dürfen eine Fahrt nicht unterbrechen, sondern müssen durchfahren. Ein Anhalten würde man sehen, weil es unheimlich schwer ist, die genaue Flucht wiederzutreffen“, beschreibt einer der Straßenwärter. Zwölf Zentimeter sind die Markierungslinien breit, die mit einer Ein-Komponenten-Farbe in der Farbe „Verkehrsweiß“ bis zu fünf Jahre nach Neumarkierung halten soll. 

Mitfahrer stellt Leitkegel auf

Vorarbeiter Dennis Grebe ist heute der Fahrer der Maschine. Er kennt das Teil in- und auswendig, weiß es sogar zu reparieren und im Falle von Verklumpungen, wenn die Maschine längere Zeit gestanden hatte, auch zu reinigen. Im hinteren Bereich der Markierungsmaschine ist seitlich ein Sitz angebracht. Achim Niklas ist heute Mitfahrer der Maschine und mit einer wichtigen Aufgabe vertraut. Er muss alle zwei Meter einen Leitkegel neben der Markierung platzieren, damit Autos nicht über die frische Farbe fahren und diese auf der Fahrbahn verteilen während der Trocknungszeit von mindestens 30 Minuten. 

1,6 Kilometer ist die Strecke lang, die auf der Kreisstraße (K 1) bis Römershagen markiert werden musste.
1,6 Kilometer ist die Strecke lang, die auf der Kreisstraße (K 1) bis Römershagen markiert werden musste. © WP | Nadine Niederschag

Ich habe mich schon die ganze Zeit gewundert, warum sich im vorderen Bereich der Maschine eine einem Haltegriff ähnliche Stange befindet, so ähnlich wie bei einem Bollerwagen. Doch dann wird mir klar: Diese Stange dient als Richtungsgeber oder auch Zeiger, um die Markierungen in der richtigen Flucht auf der Straße aufzutragen. „Wenn du einmal angefangen hast, dann befindest du dich wie im Tunnelblick“, beschreibt Dennis Grebe die Fahrt mit dem Markierungswagen, bei der er nicht nur lenken muss, sondern auch die zahlreichen Knöpfe für den richtigen Farbdruck bedient. 

Gefahrensituationen auf der Straße

„Und was ist, wenn doch mal ein Schlenker in der Markierung entsteht?“, frage ich. „Das passiert uns in der Regel nicht. Wir sind sehr routiniert“, berichtet Achim Niklas, der immer wieder einen der etwa 50 Leitkegel hinter der frischen Markierung abstellt. In Teamwork funktioniert alles wunderbar, und so sind die ersten hundert Meter Straße schnell markiert. Auch Marcel Kühr hat seine feste Aufgabe: Er fährt mit orange leuchtender Signallampe mit dem Baustellenfahrzeug voraus, um Autofahrer entsprechend zu warnen und zum langsameren Fahren zu animieren. 

„Es ist mein absoluter Traumjob, Straßenwärter zu sein, so hart es auch ist, bei Wind und Wetter draußen arbeiten zu müssen.“

Marcel Kühr
Straßenwärter

„Es ist mein absoluter Traumjob, Straßenwärter zu sein, so hart es auch ist, bei Wind und Wetter draußen arbeiten zu müssen“, erzählt der 25-jährige Marcel Kühr. Was ihn bei den Markierungsarbeiten auf der Straße, die oftmals im laufenden Verkehr stattfinden, am meisten ärgert, ist das Unverständnis vieler Verkehrsteilnehmer. „Immer wieder müssen wir uns Gefahrensituationen aussetzen, wenn Pkw an uns vorbeirasen. Das ist echt gefährlich. Einmal ist ein Fahrer aus Unverständnis bis vors Knie gefahren“, ärgert sich die Mitarbeiter-Kolonne.  

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Und prompt brettert ein Transporter in einem „Affenzahn“ zwischen den aufgestellten Leitkegeln durch, um dem Gegenverkehr auszuweichen und verteilt mit seinen Reifen die frische Farbe auf der Fahrbahn. „Kann man hier nicht einfach mal anhalten und für einen kurzen Moment warten?“, schimpfen die Straßenwärter fast schon im Kanon und schütteln mit dem Kopf. Die drei Mitarbeiter des Bauhofes der Kreiswerke Olpe haben ihre Arbeit auf dem Abschnitt der Kreisstraße 1 nach einigen Stunden beendet. Die noch fehlenden Mittelstreifen und die Blockstreifen an den Kreuzungen werden aus thermoplastischem Material von einer Fremdfirma vollendet.