Ottfingen. Der Ottfinger Priester August Halbe erlebt im Krieg die schlimmsten Qualen. Sein unerschütterlicher Gottesglaube lässt ihn nicht aufgeben.

Der katholische Priester August Halbe wurde im Zweiten Weltkrieg zum Kriegsdienst in die ehemaligen Sowjetunion eingezogen. Obwohl der Ottfinger den Krieg und das Blutvergießen strikt ablehnte, arbeitete er als Sanitäter und Seelsorger mitten im Kriegsgebiet. Als er eines Tages im Ural in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet, hatte er die Hoffnung auf ein befreites Leben fast schon aufgegeben, doch nach fünf Jahren kam er wieder frei und beschloss zum Dank seines Überlebens eine Heimkehrer-Dankeskirche im Bochumer Stadtteil Weitmar erbauen zu lassen. Die schlimmen Kriegserfahrungen begleiteten ihn jedoch ein Leben lang. 50 Jahre nach seinem Tod erinnert sich sein Neffe an das bewegte Leben des bekannten katholischen Priesters zurück.

Bewegtes Leben

August Halbe wurde am 17. März 1912 in Ottfingen geboren. Nach seinem Abitur in Attendorn (1932) und einem erfolgreichen Theologiestudium wurde er 1940 in Paderborn im Erzbistum zum Priester geweiht. Noch im selben Jahr musste er zum Sanitätsdienst bei der Wehrmacht antreten – dabei geriet er am 28. August 1944 im heutigen Rumänien in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach fünf Jahren in Gefangenschaft kehrte August Halbe zurück in seine alte Heimat. Für den Priester stand nach seiner Rückkehr fest, dass er zum Dank seines Überlebens eine neue Kirche erbauen möchte. Als er am 15. April 1950 zum Kaplan in der Pfarrgemeinde St. Franziskus in Bochum-Weitmar bestimmt wurde, arbeitete der Ottfinger akribisch am Bau einer Heimkehrer-Dankeskirche, die neun Jahre später auf das Patrozinium „Heilige Familie – Heimkehr aus Ägypten“ geweiht wurde. Am 6. Januar 1960 wurde er zum Pfarrer der Kirche ernannt und zog sich weitere neun Jahre später aus gesundheitlichen Gründen aus der Pfarrstelle zurück. Am 3. August 1974 verstarb Halbe in Olpe.

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Sein Neffe Heinz Gester erinnert sich an sein Leben zurück. „Die Kriegsgefangenschaft hat ihn schon sehr mitgenommen“, erzählt er. Sein Onkel sei sehr offen mit den Geschehnissen umgegangen und habe stets versucht, das Beste aus seinem Leben zu machen. Gleichzeitig seien die Narben der Vergangenheit im familiären Umfeld bis zum Ende seines Lebens unübersehbar gewesen. „Er hat Schlimmes durchgemacht. Im Ural sollten die Gefangenen psychisch zerstört werden“, betont der 79-Jährige. Trotz der extremen Ausnahmesituation habe sein Onkel stets auf Gottes Gnaden vertraut und seine eigenen Interessen zurückgestellt. „Natürlich wollte er dort raus, aber er war immer der Auffassung, dass andere vor ihm nachhause gehen können. Er war wirklich sehr selbstlos“, beschreibt Gester seinen verstorbenen Onkel.

Großer Gewissenskonflikt

Fünf Jahre nach seiner Kriegsgefangenschaft sei Halbe bei seiner Rückkehr sofort klar gewesen, dass er sein erfahrenes Leid dazu nutzen wollte, um Gutes zu tun. Für seinen Onkel sei das Mitwirken im Krieg ein riesiger Gewissenskonflikt gewesen, weil er das Blutvergießen verabscheut habe. Um sein eigenes Leben nicht zu gefährden, habe es jedoch keine andere Wahl gegeben, als sich dem Sanitätsdienst bei der Wehrmacht zu stellen. Neben seinem Dienst als Sanitäter sei der katholische Priester auch seiner Aufgabe als Seelsorger nachgekommen. Er habe sich sofort an die Arbeit gemacht und seine Erinnerungen in einem Buch festgehalten.

Jahrelange Kriegsgefangenschaft: Der Ottfinger Priester August Halbe erbaute eine Heimkehrer-Dankeskirche in Bochum.
Jahrelange Kriegsgefangenschaft: Der Ottfinger Priester August Halbe erbaute eine Heimkehrer-Dankeskirche in Bochum. © privat | Privat

Schnell stellte sich heraus, dass das Buch „5 Jahre als kriegsgefangener Priester im Ural“ zum Bestseller avanciert. Aus dem Erlös finanzierte August Halbe schließlich einen Teil der Baukosten für seine Heimkehrer-Dankeskirche mit. „Er hatte schon immer den Wunsch gehabt, zum Dank der Heimkehr eine Kirche zu erbauen“, verdeutlicht sein Neffe. Die eigenen Wurzeln habe August Halbe trotz seiner Arbeit in Bochum nie vergessen. Zu Urlaubszeiten sei er fast immer nach Ottfingen zurückgekehrt, um seine alte Heimat zu besuchen.

Weitere Themen

Anlässlich des 50. Todestages von August Halbe wird die Abendmesse in der Ottfinger St. Hubertus Pfarrkirche (Samstag, 18 Uhr) in besonderem Rahmen gefeiert. Der aus Ottfingen stammende Prof. Dr. Heribert Niederschlag wird die Abendmesse zelebrieren, außerdem kommen Gäste aus Bochum aus der ehemaligen Gemeinde von August Halbe nach Ottfingen.