Hillmicke. Von der Pflegerin zur Künstlerin: Julia Weber hat den Schritt gewagt. Die junge Mutter erzählt, was hinter ihren handgefertigten Dekofiguren steckt.
„Ich sitze meistens nachts an meiner Kunst und verfalle schon mal in einen kreativen Wahn, plötzlich ist es 4 Uhr morgens und ich habe es gar nicht gemerkt“, erzählt Julia Weber aus Hillmicke. Die 30-Jährige ist Mutter von zwei kleinen Kindern und freischaffende Künstlerin. Wie es die ehemalige Pflegerin geschafft hat, sich als Kunstschaffende zu etablieren.
Alles fängt mit einer Tasse an
Julia Weber bastelt schon immer gerne, als Kind ist sie Stammkundin beim Schreibwarenladen Feldmann in Drolshagen, wo sie aufgewachsen ist. Nach der Schule entscheidet sie sich zunächst für eine Ausbildung zur Pflegerin. „Ich war bald frustriert von den Arbeitsbedingungen, weil ich zu wenig Zeit für die einzelnen Patienten hatte. Auf Dauer konnte ich das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren“, erinnert sie sich zurück. Sie beginnt eine andere Stelle als Produktionshelferin, die ihren kreativen Schaffensdrang aber nicht erfüllt. Ein Weihnachtsgeschenk ihres Mannes während der ersten Schwangerschaft – eine Tasse, verziert mit der Modelliermasse „Fimo“ – inspiriert sie schließlich dazu, selbst mit diesem Material kreativ zu werden. Über YouTube-Videos bringt sie sich selbst bei, wie sie aus der Modelliermasse kleine Figuren und Dekoobjekte formen kann. Sie startet mit geschmückten Tassen, Fotos davon lädt sie in Facebookgruppen hoch. Die Nachfrage danach wird schnell so groß, dass sie sich 2021 dazu entschließt, ein Kleingewerbe anzumelden.
Tagsüber Mama, nachts Künstlerin
Julia Weber betreut ihre beiden Söhne Milan (4) und Mika (2) Vollzeit Zuhause. Auch um Kater, Haus und Garten kümmert sie sich. Da ihre Zeit tagsüber damit gut ausgelastet ist, verschiebt sie ihre Handarbeit auf die Nacht. „Kunst ist meine große Leidenschaft, mein Hobby. Ich sprudele vor Ideen über“, erzählt sie. „Daher nehme ich die Energie, mich auch nachts daranzusetzen. Ich bin tagsüber Mama und nachts Künstlerin.“ Sie erhält Anfragen über Facebook und berät ihre Kundschaft. Ihre Ideen setzt sie ohne vorherige Skizze unmittelbar mit den Händen um und formt verschiedene Kunstwerke aus der Modelliermasse, die sich ähnlich wie Knete verhält. Diese bearbeitet sie für all die kleinen Details mit Modellierwerkzeug und backt sie zum Aushärten für 30 Minuten im Ofen. Anschließend lackiert sie die Dekofiguren und setzt Akzente mit Acrylfarbe. Die junge Künstlerin bekommt auf ihrer Facebookseite „Tassenglück“ Anfragen aus ganz Deutschland, sie habe auch schon handgefertigte Werke in die USA versandt und eine Stammkundin in Belgien.
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Erinnerungsfiguren für Sterneneltern
Besonders beliebt sind ihre Fimo-Figuren auch bei Sterneneltern, die sie als Erinnerungsobjekte auf das Grab der verstorbenen Kinder legen. Sie formt beispielsweise schlafende Neugeborene, umrahmt von einem Herz: „Es fühlt sich gut an, Menschen mit meiner Handarbeit zu berühren. Ich bin ein Herzensmensch und freue mich, wenn ich Sterneneltern mit meiner Kunst beistehen und ihnen etwas Trost geben kann“, sagt Julia Weber.
Für die Zeit, wenn ihre Söhne etwas größer sind und zur Schule gehen, hat sich die 30-Jährige schon viel vorgenommen: Sie will lernen, Menschen möglichst realitätsgetreu nach einem Foto zu modellieren. Eine Detailarbeit, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch ihr Gewerbe soll weiter wachsen und sie plant, ihre handgefertigten Dekofiguren künftig auch auf Weihnachts- und Kreativmärkten anzubieten.
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