Attendorn/Manila. Sven Schubert lebt und arbeitet als Flugzeug-Verkäufer auf den Philippinen. Der „Wandervogel“ verbrachte seine Schulzeit in Attendorn.
Wenn Sven Schubert (66) den Begriff „Provinznest“ wählt, dann keineswegs böswillig oder abwertend. Er will damit lediglich die Größenordnungen klar machen. Denn Tatsache ist, dass der Kreis Olpe nicht annährend mit der Millionen-Metropole Manila, der Hauptstadt der Philippinen, mithalten kann. Zumindest mit Blick auf die Einwohnerzahl und die Verkehrsdichte. „Im Grunde lebe ich in einem Beton-Jungle, mit vier bis fünf größeren Zentren, umgeben von Slums und großer Armut, aber auch von Reichtum und dicken Wolkenkratzern“, fasst der 66-Jährige zusammen. Seit Ende der 1990-er Jahre lebt Sven Schubert mit seiner philippinischen Frau Feliciana und dem gemeinsamen Sohn Juan-Carlos in Manila. Zuvor verbrachte der „Wandervogel“ mehr als ein Jahrzehnt in Attendorn. Genau genommen im Ortsteil Ennest. Im Sauerland lernte der heute 66-Jährige als junger Bub das Segelfliegen. „Das war eine tolle Zeit“, erinnert er sich und will diese Erfahrung nicht missen, die ihn für immer mit der kleinen Hansestadt im Sauerland verbindet. Denn seit geraumer Zeit verdient der ehemalige Sauerländer im übertragenen Sinne mit dem Fliegen Geld – er verkauft Flugzeuge.
In Ulm geboren, wächst der Familienvater zunächst in Bremen auf. Dort verbringt er einen Großteil seiner Kindheit, ehe es den Vater beruflich ins Sauerland verschlägt. Die Familie zieht nach Attendorn. „Im Grunde genommen habe ich meine gesamte Schulzeit in Attendorn verbracht“, erzählt der Flugzeug-Verkäufer, der nach dem Abitur weiterzieht – und zwar zurück nach Bremen zur Luftwaffe. Doch auch hier bleibt er nur kurz, es geht weiter in die andere große Hansestadt im Norden – nach Hamburg. Dort absolviert er eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und bekommt erste Kontakte zum asiatischen Markt. „Dieser Markt hatte es mir damals schon angetan. In den Ferien durfte ich Japan und China besuchen, das war inspirierend.“
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Tatsächlich führt ihn das berufliche Schicksal nach der Ausbildung wieder zurück ins Sauerland. Schubert zieht nach Arnsberg und arbeitet in einer Druckerei. Weiter geht die Reise nach Baden-Baden, dort arbeitet er in einer Papierfabrik und baut für seinen Arbeitgeber neue Märkte auf, vor allem im asiatischen Raum. Für den gleichen Arbeitgeber zieht er in die Philippinen und baut eine Rohstofffabrik auf – und lernt seine heutige Frau kennen. Sesshaft wird er zu diesem Zeitpunkt aber nicht, der gebürtige Ulmer wechselt zu einem Schweizer Konzern und verkauft Verpackungsmaterialien. Mit seiner Frau zieht er nach Konstanz, hier wird sein Sohn geboren, doch das Fernweh bleibt. So entschließt sich die junge Familie, Ende der 1990-er Jahre zurück auf die Philippinen zu gehen. Es ist der letzte Wohnortswechsel. Und für den ehemaligen Attendorner ist der Zeitpunkt gekommen, sich selbstständig zu machen.
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Er gründet ein kleines Familienunternehmen, das mittlerweile ausschließlich den Luftfahrt-Sektor bedient. Er vertritt die Flugzeughersteller Piper, Piaggio, Daher sowie Stemme und kollaboriert mit anderen Herstellern. Flugzeuge von vier-sitzigen Trainern bis zum Geschäftsflieger für bis zu 19 Personen. Gebrauchte Jets vertreibt er ebenso. Bis zum Beginn der Corona-Pandemie verkauft Sven Schubert auch schweres Gerät und Ersatzteile für den Tage- und Untertagebau. Doch aus diesem umkämpften Markt zieht er sich zurück. Geblieben sind „seine“ Luftfahrt-Branche und das Fliegen, das er vor vielen Jahrzehnten in Attendorn erlernte. Diese Zeit wird er nie vergessen. Auch wenn er physisch schon seit etlichen Jahren nicht mehr in seiner sauerländischen Ex-Heimat war. Zurückkommen wird er nicht mehr. Denn mittlerweile ist der „Wandervogel“, wie er sich selbst beschreibt, sesshaft geworden – in der Millionen-Metropole Manila auf den Philippinen.
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