Drolshagen. Ines Heer aus Drolshagen ist für den sicheren Job in die Schweiz gezogen. Wie sie heimatliche Traditionen mit dem neuen Leben verbindet.
„Als alleinerziehende Mutter war es für mich in Deutschland extrem schwierig, einen sicheren Job und eine Wohnung für mich und meine zwei Töchter zu finden“, erzählt Ines Heer, die in Drolshagen aufgewachsen ist, von einer herausfordernden Phase in ihrem Leben. Eine Jobzusage aus Bern beim Bundesamt für Landwirtschaft fühlt sich 2008 wie ein Rettungsring an. „Auch mit der Kinderbetreuungen kamen sie mir sehr entgegen. Ich entschied mich, für die Sicherheit meiner Kinder in die Schweiz auszuwandern.“
Schnelles Einleben in der neuen Heimat
Ines Heer und ihre Kinder fühlen sich wohl in Bern und leben sich schnell ein. Sprachlich erinnert sie das Bärndütsch, der schweizerdeutsche Dialekt, an das Dräulzer Platt, das sie noch von ihren Großeltern kennt. Die Töchter sind noch jung, sodass beide ihre komplette Schullaufbahn in der Schweiz verbringen. Aus heimatlicher Tradition schenkt Ines Heer den Kindern zur Einschulung eine Schultüte. „Damit fielen sie in der Schweiz auf, sie waren die Einzigen. Die anderen Kinder guckten erstmal komisch und wollten dann auch eine“, erinnert sich die 47-Jährige schmunzelnd.
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Es sind die kleinen, alltäglichen Unterschiede, die sie besonders zu Anfang bemerkt: Darunter beispielsweise die dort übliche sogenannte Sackgebühr, nach der man pro entsorgtem Müllbeutel zahlen muss und auch nur ortsspezifische Beutel nutzen darf. Auch der hohe Lebensstandard in der Schweiz hat seinen Preis: „Ich verdiene zwar mehr als in Deutschland, dafür muss ich mit 41,5 Stunden auch mehr arbeiten und habe deutlich weniger Freizeit“, sagt Ines Heer. Sie sei aber nicht nur alleinerziehend, sondern auch allein finanzierend und unterstützt ihre Töchter bis heute, die mittlerweile beide im Studium stecken.
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Beruflicher Fokus auf Agrarökologie und Ernährung
Als Leiterin der Geschäftsstelle Ernährung für das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung in Bern ist die 47-Jährige beruflich erfolgreich. Zu ihrer Hauptaufgabe gehört es, die Lebensmittelversorgung im Falle einer Krise sicherzustellen. Ursprünglich studierte sie Agrarökologie in Rostock. „Das war sozusagen mein erstes Auswandern, seitdem bin ich abgesehen von Besuchen nicht mehr nach Drolshagen zurückgekommen“, erzählt sie. Es folgte die Promotion mit Auslandsaufenthalt in den USA. In diesen Jahren brachte sie beide Töchter zur Welt.
Wasser, Wiesen und Berge
An ihrem Leben in der Schweiz genießt Ines Heer vor allem die Nähe zur Natur und den Blick in die Weite. In ihrer Kindheit war Wasser immer schon ihr Element, Rudern und Schwimmen begeisterten sie. Ihre jetzige Wohnung liegt in der Nähe eines Stausees und sie erzählt enthusiastisch vom Flussschwimmen in der Aare bei Bern. Schroffe Berglandschaften laden zum Wandern ein und sie mag die Vielfalt der Architektur und Lebensgefühle in der Schweiz.
Trotzdem vermisst Ines Heer auch ihre alte Heimat und spricht davon, dass sie zwei Zuhause habe. Sie liest regelmäßig die Westfalenpost, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ihre Eltern und ihre beste Freundin leben in Drolshagen, die Verwandtschaft verteilt sich über den Kreis Olpe. Drei bis viermal im Jahr kommt sie zusammen mit ihrem Partner Dani aus Bern zu Besuch. Vor ein paar Jahren kaufte Ines Heer auch ein Haus in Drolshagen. „Ich schließe nicht aus, dass ich im Alter wieder in Drolshagen leben werde“, sagt sie mit einem wehmütigen Lächeln.
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