Halberbracht. Die „heiße Phase“ für die Rotorblatt-Transporte in den Windpark Stöppel hat begonnen. Alle Fakten zu diesem gigantischen Manöver.
Das Windkraftprojekt bei Halberbracht geht in die entscheidende Phase. In den letzten Wochen sind die Stöppelwind GbR bzw. das Planungsbüro für Erneuerbare Energien Andreas Düser nicht untätig geblieben, um alles für den letzten Kraftakt vorzubereiten – die Anlieferung und Montage der riesigen Rotorblätter. Wann die Spezialtransporte durch den Kreis Olpe rollen werden, ist noch unklar. Die Straßenverkehrsbehörde des Kreises Olpe hat laut Stadtverwaltung Lennestadt für die Transporte eine pauschale Genehmigung für den Zeitraum vom 8. Juli bis zum 30. August ausgestellt. Voraussichtlich wird der erste Transport in der 30. Kalenderwoche, also ab dem 22. Juli, starten.
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Bis zu 240 Meter hoch sind die vier geplanten Windmühlen, sie ersetzen die mehr als 20 Jahre alten Anlagen, die schon demontiert wurden. Für die größte wurde in den letzten Wochen noch eine weitere breite Baustraße in den Wald geschoben. Das sei leider unumgänglich gewesen, weil der Platz nicht ausreiche. „Wir wollten eigentlich die vorhandenen Wege der alten Windkraftanlagen nutzen, aber das hat hier leider nicht funktioniert“, so Timo Dümpelmann, Projektentwickler im Planungsbüro Düser.
Drei Meter breit ist normalerweise der asphaltierte Verbindungsweg von Halberbracht über Stöppel nach Langenei, der als Zuwegung zum Windpark dient. Mit schwerem Gerät wurde die Straße bis zum Windpark auf über sieben Meter verbreitert, Baumfällungen inklusive. „Wir brauchen für die Transporte eine lichte Weite von sieben Metern, das geht leider nicht anders“, erklärt Timo Dümpelmann.
Somit musste die Natur für die Megatransporte in den letzten Wochen noch einmal kräftig leiden. Auch die vorhandenen Baustraßen im Wald wurden noch einmal ertüchtigt. Denn die Tonnagen und Ausmaße der Spezialtransporte sind gigantisch:
78 Meter lang und 27 Tonnen schwer ist jedes Rotorblatt. Die Route für die Schwerlasttransporte steht seit Monaten fest. Von Norddeutschland geht es mit Schwerlast-Lkw über Landstraßen und Autobahnen bis zur A-45-Ausfahrt Meinerzhagen, von dort weiter nach Finnentrop und über die Bundesstraßen 236 und 55 durch Elspe bis zum Kreisverkehr in der Bermke hinter Elspe. In den letzten Tagen wurden bereits aufwendig Barrieren auf der Strecke entfernt, u. a. wurden die Mittelinseln der Kreisverkehre in Heggen, Finnentrop und Neukamp abgeflacht, damit die schweren Fahrzeuge hier durchfahren können (wir berichteten). Und auch am Zielort laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Am Kreisverkehr in der Bermke zwischen Elspe und Oberelspe (B 55) wurde die Mittelinsel bereits teilweise entfernt. Auf einer Wiese direkt an der Ausfahrt Richtung Halberbracht (L 715) wurde mit Schotter und Kunststoffmatten eine Ab- bzw. Umladefläche erstellt, größer als ein Fußballplatz.
Die zwölf Rotorblätter werden hier zwischengelagert und später für die letzte Etappe zum Windpark auf eine sogenannte Selbstfahrmaschine geladen.
80 Tonnen „Leergewicht“ hat ein solcher Spezial-Transporter.
Die zwölf voll beweglichen Achsen mit 96 Reifen und Niveauausgleich – damit die wertvolle und teure Fracht nicht in Schieflage gerät – werden ferngesteuert.
Bis zu 60 Grad kann das Rotorblatt auf dem Spezialfahrzeug angehoben werden, um den Windradflügel in engeren Kurven und Passagen über Bäume und Hausdächer heben und drehen zu können. „Das wird sicher noch eine Herausforderung werden“, sagt Timo Dümpelmann.
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3,5 Kilometer lang ist die Strecke, die der ferngesteuerte Selbstfahrer im Schritttempo vom Umladepunkt in der Bermke (B 55) zurücklegen muss. Zunächst geht es über die L 715 hinauf in die Ortsmitte, dann links ab durch die Wohnstraße Am Kickenberg, an der Pfarrkirche vorbei, in Richtung Weißenstein und dann weiter über die Baustraßen im Wald zu den Windradstandorten – ein aufwendiges und teures Unterfangen.
Rund 10.000 Euro kostet der Einsatz der Selbstfahrmaschine pro Tag. Wann der erste Transport durch den Ort starten wird, sei weiterhin unklar, bekräftigt Timo Dümpelmann. Das hänge von vielen Faktoren ab.
38 Behörden müssen jedem einzelnen Transport vorher zustimmen, durch Ablastungen auf Autobahnbrücken und neue Baustellen werde der Zeitplan immer wieder angepasst. Ziel ist, dass sich die vier Windräder vom Hersteller Enercon, mit Nabenhöhen zwischen 122 und 166 Metern sowie 4,2 bis 5,56 Megawatt Leistung, noch in diesem Sommer im Wind drehen.
Windpark Herrscheid wächst in die Höhe
Nicht nur in Halberbracht wird kräftig gebaut, sondern auch in der Nachbarschaft beim Windpark Herrscheid der ABO Energy GmbH & Co. KG, vormals Abowind GmbH, der nur wenige Kilometer weiter im Bereich Oedingerberg/Brenschede/Bracht entsteht. Die ersten beiden Hybridtürme sind bereits von weitem gut sichtbar, der Hochbau des dritten von vier Windrädern hat ebenfalls begonnen. Auf die 80 Meter hohen Betontürme werden später noch weitere 74 Meter mit Segmenten aus Stahl aufgesetzt.
161 Meter hoch werden die Türme nach dem Endausbau sein, der Rotordurchmesser beträgt 158 Meter. Die Gesamthöhe beläuft sich auf 240 Meter (Ende der Rotorblattspitze) – ebenfalls gigantische Dimensionen. Die Rotoren werden ab Anfang September angeliefert. „Es ist geplant, dass der letzte Rotor (auf Esloher Seite) im November montiert wird“, teilt das Unternehmen mit.
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