Kreis Olpe. Leonard Mulaj ist der sympathische Schrotthändler aus dem Kreis Olpe. Der 31-Jährige liebt seinen Job und hat schon einige kuriose Dinge gefunden.
Wer kennt ihn nicht, den Sommerhit von 2017? Die Melodie vom spanischen Song „Despacito“ erklingt aus den Lautsprechern des weißen Transporters. Ein richtiger Ohrwurm-Song, und ich erwische mich, wie ich den Song mitsumme. Leonard Mulaj aus Meggen fährt vor, um mich an diesem Tag einzusammeln auf eine Fahrt mit dem Schrottwagen. Wortwörtlich, denn der 3,5-Tonner ist schon in die Jahre gekommen, aber zum Schrottsammeln – darunter viele kuriose Dinge, die an der Straße abgestellt werden – noch gut genug. Ob man von diesem Job gut leben kann, um eine Familie zu versorgen, frage ich mich.
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Freundlich bittet mich Leonard Mulaj, in seinem Transporter einzusteigen. Mir fällt gleich seine freundliche und sympathische Art auf, seine Haare, die er an diesem Tag für den Termin mit der Presse extra gegelt hat, seine strahlend blauen Augen und das fröhliche Lächeln, das er die ganze Fahrt über nicht ablegt. Leonard Mulaj ist „Schwiegermutters Liebling“ und lacht: „Das ist wirklich so.“ Der 31-Jährige ist verheiratet, hat vier Kinder – eine Familie, die er ernähren muss, und mit dem Job des Schrotthändlers seine große Leidenschaft gefunden.
Besondere Schätzchen kommen auf den Beifahrersitz
Die Fahrt – für die Leonard Mulaj extra den Beifahrersitz wieder eingebaut hat, damit ich Platz finde – geht los. Dieser Platz neben ihm dient nämlich für die besonderen Schätzchen, die er an der Straße findet. „Kürzlich hatten Familien einen Cityroller und ein Dreirad an die Straße für den Schrott gestellt. Und da diese noch so gut erhalten waren, haben sie nun meine Kinder in Gebrauch“, erzählt der Familienvater.
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Heute stehen Auftragsfahrten an. Nach 13 Jahren hat Leonard Mulaj, dessen elterliche Wurzeln im Kosovo liegen, viele Stammkunden, die ihn anrufen und informieren, wenn sie Metallschrott abzuholen haben. Das alte Fahrzeug ist auf der Fahrt so laut, dass wir uns kaum unterhalten können, und trotzdem berichtet Leonard Mulaj, dass er die Hauptschule in Meggen ohne Abschluss verlassen hat. Nach unterschiedlichen Jobs bei Leihfirmen habe er gemerkt, dass das frühe Aufstehen nichts für ihn ist: „Ein Chef im Rücken, der mir ständig sagt, was ich tun muss – so kann ich nicht arbeiten.“
Vater unterstützt beim Schrottsammeln
Wir fahren nach Meggen zu einer Firma, die ein altes Metalltor abzugeben hat, eine große und vor allem schwere Edelstahlplatte und noch kleinere Metallteile. Hier ist Muskelkraft gefragt, denn Leonard Mulaj ist größtenteils alleine in seinem Transporter unterwegs, auch wenn er seinen Vater mittlerweile in seinem Unternehmen angestellt hat. Der muskulöse 31-Jährige zieht sich die Handschuhe an und legt los. Mit einem akkubetriebenen Winkelschleifer schneidet er das riesige Metalltor in mehrere Teile, damit er es auf den Transporter laden kann. „Eisenschrott ist das. Dafür ist der Preis zwar nicht so hoch wie für Kupfer, Zinn und Messing, aber am Ende des Tages kommt da schon was zusammen“, freut sich der Schrottsammler über die ersten Kilos.
Nach Kilogramm rechnet sich nämlich der Schrottpreis und der variiert teilweise sogar täglich. Nach Siegen bringt Leonard Mulaj den schon vorsortierten Schrott, rechnet dort sofort ab und bekommt das Geld auf sein Konto überwiesen. „Ich habe ein Ziel und das ist, dass der Lkw am Ende des Tages voll ist. Dann habe ich mehr verdient, als ich an Mindestlohn als ungelernte Kraft bekommen würde. Sein eigener Chef zu sein, das ist cool“, berichtet der Familienvater, der gebürtig aus Halberbracht ist. Währenddessen bittet er mich, die Hebebühne zu betätigen, um den schweren Metallzaun besser auf die Ladefläche wuchten zu können.
Das Handy steht nicht still
Wir setzen die Fahrt fort, und alle drei Minuten klingelt das Handy. Kunden, die Schrott abzugeben haben. In Maumke holen wir Fahrwerksfedern, schrottreife Rollatoren und einen alten Wäscheständer ab. Durch die laute Melodie aus den Lautsprechern werden weitere Nachbarn aufmerksam und machen sich durch Winken bemerkbar. Die Ladefläche des Transporters füllt sich, und im nächsten Telefonat stellt sich heraus, dass in Bamenohl ein altes Garagentor abzuholen ist. Ein Zwischenstopp auf einen Cappuccino lässt sich Leonard Mulaj aber nicht nehmen und lädt mich freundlicherweise ein. „Du kannst gerne immer mitfahren, dann geht die Zeit schneller um, wenn wir quatschen. Natürlich kannst du aber auch mitanpacken, wenn ich es alleine nicht schaffe“, witzelt der 31-Jährige.
Er ist mit Leib und Seele Schrotthändler und sagt: „Ich schäme mich dafür kein bisschen. Ich bin glücklich, dass ich mein eigener Chef bin und flexibel arbeiten kann.“ Und so nennt Mulaj es eine Win-win-Situation für die Kunden und ihn als Schrotthändler: „Die Leute sind froh, dass sie das Zeug weghaben und ich bin froh, dass ich dafür Geld bekomme, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Kurios ist es, wenn Kunden nagelneue Alufelgen „auf den Schrott“ schmeißen oder kaum genutzte E-Bikes. „Das sind die schönen Seiten eines Schrotthändlers“, beschreibt Leonard Mulaj und grinst.
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Ein älterer Mann hatte ihn kontaktiert, dass er nicht mehr benötigte Alufelgen, allerdings mit Bereifung, abzugeben habe. Als der Schrotthändler vorfuhr, traute er seinen Augen nicht. Die Reifen passten auf sein damaliges 320er-BMW-Cabrio und er konnte sie gut gebrauchen. Auch die E-Bikes eines älteren Ehepaars, die damit nicht fahren konnten, bekam er geschenkt, genauso wie einen funktionstüchtigen Gasgrill. „Ich liebe meinen Job, lerne viele nette Menschen kennen und wenn die Kunden sagen, dass die Mulajs kommen, ist das ein Zeichen von Wertschätzung.“