Attendorn. Den Biggesee besegeln: Ann-Christine Brockhaus macht einen Segelschein. Was es dafür beim Yacht-Club Lister zu lernen gilt.

Schon als Kind war Ann-Christine Brockhaus mit auf dem Boot, jetzt macht sie ihren eigenen Segelschein im Yacht-Club Lister am Biggesee. Die 29-jährige Mediaberaterin wohnt in Attendorn. Was es beim Segeln alles zu lernen gibt und welche Rolle der Wind beim Segeln spielt, erzählt sie im Interview. Mit im Gespräch dabei war außerdem Paula Ruppert, Sportwartin des Vereins.

Wie kam Ihnen die Idee, einen Segelschein zu machen? Welchen persönlichen Bezug haben Sie zum Segeln?

Ich bin schon von klein auf im Yachtclub Lister durch meine Familie und bin auch schon als Kind immer mitgesegelt, aber nicht selbst gesegelt. Mein Freund hatte auch Interesse an einem Segelschein, dann haben wir entschieden, das zusammen zu machen. Zusätzlich dazu hat auch noch ein Freund von uns, der damals das Boot von meinem Opa gekauft hatte, das Boot verkauft, weil es bei ihm körperlich nicht mehr ging. Das war unsere Chance, dass wir das Boot von meinem Opa wieder zurückkaufen. Das ist eine ganz schöne emotionale Verbindung. Deswegen haben wir gesagt, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir auch selber den Segelschein machen.

Das Boot ihres Opas: Ann-Christine Brockhaus will damit segeln.
Das Boot ihres Opas: Ann-Christine Brockhaus will damit segeln. © privat | Privat

Sie haben gerade das Boot angesprochen. Ist es denn so, dass man auf jeden Fall ein eigenes Boot braucht, um einen Segelschein zu machen? Oder gibt es auch einen Verleih?

Die ersten Stunden haben wir auf einem Ausbildungsboot vom Verein absolviert. Das ist ein relativ kleines Boot, aber ich glaube, zum Lernen war es sehr gut, weil es viel übersichtlicher ist und es viel weniger gibt, worauf man achten muss. Zum Beispiel viel weniger Tampen, also die Seile, womit die Segel gesteuert werden und so weiter. Und das können Mitglieder im Verein auch immer ausleihen.

Was gilt es alles zu lernen, um einen Segelschein zu erwerben? Wie lange dauert das?

Das ist wie ein Autoführerschein, nur halt übertragen auf das Boot. Es gibt zwei Bereiche: Erst einmal die Theorie, wie zum Beispiel die ganzen Manöver, die es zu lernen gibt, und sowas wie Vorfahrtsregeln, denn auf dem Wasser herrschen auch Verkehrsvorschriften. Um vernünftig zu lernen, braucht man dafür so zwei bis drei Monate, würde ich sagen. Und zu der Theorie kommt dann natürlich noch die Praxis. Das sind wir gerade erst dabei, da weiß ich ehrlicherweise noch nicht, wie viele Stunden wir insgesamt brauchen, bestimmt so sechs, acht Stunden. Damit wir dann die verschiedenen Manöver auf dem Wasser auch mal angewandt haben. Theorie und Praxis sind ja doch immer nochmal was anderes.

Ist es denn so, dass theoretisch jeder segeln lernen kann? Gibt es da Altersbeschränkungen oder muss man gesundheitliche Nachweise erbringen?

Paula Ruppert ist Sportwartin im Yacht-Club Lister.
Paula Ruppert ist Sportwartin im Yacht-Club Lister. © privat | Privat

Paula Ruppert: Den Jugendsegelschein, den Kinder meistens im sogenannten Opti machen, können Jungen und Mädchen schon zwischen sieben und vierzehn Jahren machen. Wer den Sportbootführerschein (SBF) Binnen und See machen möchte, den Ann-Christine Brockhaus ja derzeit absolviert, muss fürs Segeln mindestens 14 Jahre alte sein, unter Motor gilt eine Altersgrenze von mindestens 16 Jahren. Ein Seh- und Hörtest sowie ein Gesundheitscheck vom Arzt sind außerdem verpflichtend.

Ann-Christine Brockhaus: Ich würde sagen, das ist ein Sport für jedermann. Natürlich sollte man körperlich einigermaßen mobil sein. Aber ansonsten würde ich sagen, kann es jeder lernen.

Und wie teuer ist ein Segelschein? Und Segeln generell als Hobby?

Für den Motorbootteil haben wir für die Prüfung um die 80 Euro bezahlt. Wer ein Boot ausleiht, für den ist es ein relativ kostengünstiges Hobby. Wer ein eigenes Boot hat, für den ist natürlich der Kauf der entscheidende Kostenfaktor. Dann kommen die ganze Pflege des Bootes und die Kosten für den Liegeplatz hinzu.

Und wie teuer ist so ein Boot?

Das kann ich pauschal ganz schlecht sagen. Ich glaube, das fängt bei 2000, 3000 Euro für ein gebrauchtes, älteres Boot an, was jetzt nicht mehr das neueste Modell ist.

Was würden Sie als die größte Herausforderung beim Segeln sehen?

Ich glaube, man muss einmal tatsächlich verstanden haben, wo der Wind herkommt, das ist das Wichtigste beim Segeln. Wer das verstanden hat, kann das direkt in Verbindung bringen: Wenn der Wind aus der Richtung kommt, muss ich den und den Kurs fahren. Das ist auch einfach Erfahrung, immer wieder herauszufahren und auszuprobieren. So lernte ich, den Wind zu verstehen.

Und wie kann man denn lernen, woher der Wind kommt?

Da gibt es mehrere Arten. Einmal kann man in der Regel sehen, wie sich das Wasser kräuselt, wie sich die Wellen brechen. Dann hängt am Mast auch ein sogenannter Verklicker, der anzeigt, wo der Wind herkommt. Es gibt auch Boote, die haben das elektronisch. Aber zum Lernen empfiehlt es sich natürlich, es ohne Elektronik zu versuchen, weil im Zweifel steht die einem dann irgendwann auch nicht zur Verfügung, weil sie vielleicht kaputtgegangen ist.

Wie entscheidend ist der Wind fürs Segeln insgesamt?

Wer keinen Motor am Boot hat, kann tatsächlich nur segeln, wenn Wind da ist. Ansonsten steht das Boot auf der Stelle und der Segler muss im größten Notfall paddeln.

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Was braucht denn ein Boot an Ausstattung alles, damit man damit segeln kann?

Paula Ruppert: Auf jeden Fall ein Ruderblatt, also eine Pinne, um das Boot zu steuern. Zudem hat jedes Boot ein Schwert oder ein Kielschwert, das die seitliche Abdrift verhindert. Dann braucht es die ganzen Tampen, also Seile, um die Segel überhaupt zu bewegen. Das Segel ist befestigt an Mast und Baum.

Und wenn ich auf einem Boot bin und lossegeln möchte? Wie funktioniert das?

Ann-Christine Brockhaus: Als Erstes gilt es, die ganze Ausrüstung auszupacken, die Segel und alle Tampen vorzubereiten und zu gucken, dass sich da nichts verheddern kann. Und dann ist die Frage: Woher kommt der Wind, damit ich zum Beispiel weiß, ob ich mit gesetztem Segel aus der Box fahren kann oder ob ich sage, nee, das macht jetzt vom Wind her keinen Sinn, ich lasse das Segel vielleicht nach unten und paddle dafür aus der Box. Wenn der Wind gut steht, kann ich das Segel setzen. Dann muss man immer gucken, woher der Wind kommt, das ist existenziell, um richtig zu steuern. Ich kann nicht einfach kreuz und quer über den See fahren, wie das vielleicht mit einem Motorboot geht, sondern muss immer gucken, woher kommt der Wind und wie kann ich jetzt steuern, damit ich auch tatsächlich vorwärtskomme. Ich kann mich zum Beispiel nicht direkt in den Wind stellen, dann würde das Boot stehenbleiben.

Paula Ruppert: Es gibt verschiedene Kurse beim Segeln. Einmal einen Am-Wind-Kurs, das heißt, man versucht gegen den Wind zu fahren, aber das geht so direkt nicht. Daher fährt der Segler eine Art Zick-Zack-Kurs oder auch Kreuzen genannt, um gegen den Wind anzukommen und trotzdem nach vorne zu fahren. Es gibt auch den Vor-Wind-Kurs , da kommt der Wind von hinten. Das heißt, die Segel sind ganz weit auf und man fährt mit dem Wind. 

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Gibt es beim Segeln auch sowas wie eine Promillegrenze?

Ann-Christine Brockhaus: Natürlich dürfen die, die gerade nicht der Steuermann sind, auch was trinken. Aber derjenige, der der Steuermann und damit verantwortlich für das Boot ist, der hat tatsächlich auch eine Promillegrenze, so wie beim Autofahren auch. Beim Segeln liegt die sogar schon bei 0,3 Promille.

Gab es ein besonders schönes Erlebnis, das Sie in Erinnerung behalten haben vom Segeln?

Generell ist es immer ein schönes Gefühl, auf dem Boot zu sitzen und dann tatsächlich loszusegeln, das ist ein besonderes Gefühl. Und ich mag es auch sehr gerne, nur Wasser um mich herum zu haben, alles ist dann so ruhig. Das bringt einen direkt runter. Ich finde, ein Tag auf dem See fühlt sich direkt wie Urlaub an. Ich weiß gar nicht, ob ich da jetzt einen besonderen Moment herauspicken kann. Ganz zuletzt vielleicht dieses Gefühl, wo ich gemerkt habe: Okay, so langsam macht es Klick. Und ich weiß, was ich tun muss, wenn sich der Wind gerade gedreht hat.

Tag der offenen Tür beim Yacht-Club Lister

Der Yacht Club Lister am Biggesee feiert sein 65. Bestehen und lädt am Samstag, 22. Juni, zum Tag der offenen Tür ein. Dieser Tag bietet sich an für alle, die Interesse am Segeln und Vereinsleben haben oder einfach mal vorbeischauen wollen, um ein paar Einblicke zu bekommen. Es wird viele Attraktionen geben, unter anderem Schnuppersegeln für Erwachsene und Kinder, Spleißkurse, Infoveranstaltungen zum Fahrtensegeln, eine Hüpfburg und vieles mehr. Der Club freut sich am Samstag, 22. Juni zwischen 10 und 16 Uhr über jeden, der kommt.