Olpe. Rund 500 Interessierte kamen in die Stadthalle Olpe, um sich zum Thema Windenergie zu informieren. Die Skepsis gegen Windräder ist groß.
Matthias Reißner aus Iseringhausen kennt man hierzulande als Musiker und Dirigent. Als solcher lenkt er seit nunmehr acht Jahren das Orchester seiner Wahlheimat Iseringhausen. Seit einigen Wochen ist er anderweitig unterwegs und agiert als 1. Vorsitzender des Vereins „Gegenwind-Olpe-Drolshagen-Wenden“, der sich gegen den Bau von Windrädern entlang der A4 und anderer Windenergieanlagen wendet und am Mittwochabend zu einer Informationsveranstaltung in die Stadthalle eingeladen hatte.
„Eigentlich war ich grundsätzlich nie gegen Windenergie. Ebenso wie viele aus unserer Bürgerinitiative. Heute, sechs Wochen nach unserem Start, sieht das anders aus“, sagte Matthias Reißner und sprach von der Angst um die Heimat, die zunächst dem Gedanken gegenüberstand, dass vielleicht jeder für das Weltklima Opfer bringen müsse. Zunächst sei es darum gegangen, sich mit den „drohenden Turbinenmonstern“ vor Ort auseinanderzusetzen, mittlerweile aber sei man der Überzeugung, dass die Energiepolitik Deutschlands ein Desaster sei, mit großem Schaden für Mensch und Natur und immenser finanzieller Belastung für jeden Einzelnen.
Viel Lobbyismus
„Wir haben den Eindruck bekommen, dass gerade im Bereich Windenergie viel zu viel Lobbyismus unterwegs ist“, so Reißner. „Wir sind nicht gegen erneuerbare Energien und wollen weder eine CO2-Debatte noch den Klimawandel leugnen. Die Windpolitik ohne Sinn und Verstand aber halten wir für falsch und wollen ein politisches Umdenken erreichen.“
Etwa 500 Bürger waren in die Stadthalle gekommen. Darunter im Übrigen auch die Bürgermeister der Gemeinden Wenden und Drolshagen, Bernd Clemens und Ulrich Berghof. Olpes Bürgermeister Peter Weber hatte sich entschuldigen lassen. Dass Landrat Frank Beckehoff oder zumindest ein anderer Vertreter des Kreises nicht zugegen war, stieß seitens der Bürger auf Kritik. „Wir haben mit allen Bürgermeistern gesprochen und daraus mitgenommen, dass der Kreis die Pläne der Investoren ablehnen wird“, so Matthias Reißner.
Zwei Referenten gehörte der größte Teil der gut dreistündigen Veranstaltung: Christof Gerhard aus Rehringhausen, Vorsitzender des Bündnisses „Gegenwind Südwestfalen“, sowie Dr. Detlef Ahlborn von der „Bundesinitiative Vernunftkraft“.
Da ging es um Immobilienwertverluste, Infraschall und gesundheitliche Beeinträchtigungen, um Naturschutz, Insekten- und Vogelsterben, um Verspargelung der Landschaft, das Verbauen von Tonnen von Beton und Stahl, um die Asynchronität von wetterabhängigem Windstrom und Stromnachfrage sowie um die EEG-Umlage und Negativpreise.
„Brauchen ein informiertes, kein dummes Volk“
„Neue Technologien sind zukunftsweisend, wenn sie für Mensch und Natur verträglich sind“, sagte Christof Gerhard und unterstrich, dass man in Sachen erneuerbare Energien im Allgemeinen und Windenergie im Besonderen „ein informiertes Volk und kein dummes Volk“ brauche. Gleichwohl sei es nicht einfach, sich zu positionieren. „Das Thema spaltet ganze Dörfer“, sagte der Rehringhauser. „Früher standen 90 Prozent der Dorfbevölkerung hinter mir. Heute vielleicht noch die Hälfte. Einige haben einfach nicht den Mut dazu. Auf Schützenfest nach ein paar Bier ist es allerdings klasse, denn dann klopft man mir gerne auf die Schultern.“
„Immense Subventionen“
Wie schwierig die Sache mit der Positionierung ist, wurde in der Pause deutlich. Es brauchte mehrere Anläufe unserer Zeitung, um Bürger zu finden, die bereit waren, sich öffentlich zu äußern. „Ich bin ein Gegner der immensen Subventionen. Das ist mein Thema“, sagte Heiko Heiken aus Olpe. „Die Großindustrie wird privilegiert, es trifft den kleinen Mann. Die Sache mit dem Naturschutz wird sich regeln, wenn der wirtschaftliche Wahnsinn zurückgefahren wird.“
Skeptisch blickt auch Burkhard Klein aus Eichen/Kreuztal auf die Windenergie. „Ich bin der Auffassung, dass wir nach alternativen Energien schauen müssen. Heute Abend wurde aber deutlich, welche Probleme und Gefahren mit Windkraft verbunden sind. Der allgemeine Unmut der Bevölkerung auf unsere Politiker ist doch letztendlich darauf zurückzuführen, dass diese eher ein Ohr für Lobbyisten haben als für alles andere.“