Iserlohn. Die Staatsanwaltschaft Hagen hat vier Männer angeklagt, die in Iserlohn einen Mann auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände vergewaltigt haben sollen.

Sie sollen für ein Kopfgeld von 20.000 US-Dollar ihr Opfer Amir T. zu viert mit einem Hockeyschläger und einem Plastikpenis geschlagen, misshandelt und mit einem Messer gedroht haben, ihn zu töten: Die Staatsanwaltschaft Hagen hat jetzt Anklage gegen die vier Beschuldigten erhoben, die in der Nacht auf den 8. September auf dem Gelände der ehemaligen Iserlohner Brauerei ihr Opfer vergewaltigt und misshandelt haben sollen.

Was die Ermittler an Details zu der Tatnacht zusammengetragen haben, ergibt das Bild einer unfassbar hemmungslosen und brutalen Tat. Mögliches Motiv: Rache. Weil Amir T. die Familie der Beschuldigten beleidigt haben soll.

Die vier Tatverdächtigen, die Brüder Adel Shmail N. (51 Jahre) und Basel N. (46), deren Schwager Qader N. (40) und Adel Shmail N.‘s Sohn Hakim N. (25), alle, wie auch das Opfer, aus dem Iran stammend, sollen sich dafür jetzt vor dem Schwurgericht am Landgericht Hagen verantworten.

Mit Kabelbinder und Stromkabel gefesselt: Handykamera filmt grausame Tat

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, vermummt mit Masken, ihr Opfer in einem Nebengebäude der ehemaligen Iserlohner Brauerei, überfallen, überwältigt und mit Kabelbindern und einem Stromkabel gefesselt zu haben. Das war am 7. September, einem Samstag, gegen 23.30 Uhr.

In diesem Nebengebäude der Iserlohner Brauerei soll es zu der Vergewaltigung gekommen sein.
In diesem Nebengebäude der Iserlohner Brauerei soll es zu der Vergewaltigung gekommen sein. © Alex Talash | Alex Talash

Was folgte, war offenbar ein Martyrium für das Opfer. Die Tatverdächtigen sollen laut Anklage auf ihr Opfer eingeschlagen und -getreten haben, mit einem Messer seine Kleidung zerschnitten haben und mit einem Hockeyschläger auf das nackte Opfer eingeschlagen haben, und zwar so heftig, dass Amir T. blutete. Bei ihren Misshandlungen sollen die Tatverdächtigen auch einen Dildo eingesetzt und Amir T. ein Messer an den Hals gehalten haben.

Mit der Drohung, ihn zu töten, soll die Forderung nach Geld und persönlichen Daten verbunden gewesen sein. Außerdem sollen sie ihn gezwungen haben, über sich selbst erniedrigende Aussagen zu machen. Den Vorgang haben die Beschuldigten mit einer Handykamera aufgenommen – auf diese Filmsequenzen stützt sich jetzt die Anklage.

Zwar sind die Tatverdächtigen auf den Aufnahmen offenbar weiter vermummt und damit lassen sich einzelne Handlungen konkreten Personen nicht sicher zuordnen. Da aber DNA-Spuren am Schläger, Messer und Dildo gesichert wurden, lassen sich doch Rückschlüsse ziehen. Außerdem handelt es sich um eine gemeinschaftlich begangene Tat: Juristisch ist dabei von wechselseitigen Tatbeteiligungen und einem gemeinsamen Entschluss, die Tat zu begehen, die Rede.

Die Beschuldigten ließen in der Nacht erst von ihrem Opfer ab, als eine erste Polizeistreife eintraf, nachdem Anlieger die Polizei gerufen hatten: Sie hatten Lärm und die Hilfeschreie von Amir T. auf dem verwaisten Brauerei-Gelände gehört. Da war es bereits nach Mitternacht. Später in der Nacht konnten die Beschuldigten, die zunächst vom Brauerei-Gelände geflohen waren, im Umkreis festgenommen werden. Die Polizei hatte mit einem Großaufgebot und einem Suchhund sowie mit einem Hubschrauber aus der Luft das Waldgebiet nach den Tätern abgesucht.

Mit einem Großaufgebot hat die Polizei in der Tatnacht nach den Vergewaltigern gesucht.
Mit einem Großaufgebot hat die Polizei in der Tatnacht nach den Vergewaltigern gesucht. © Alex Talash | Alex Talash

Staatsanwalt vermutet: Ein Tatbeteiligter weiter flüchtig

Den Überfall auf ihr Opfer sollen die Beschuldigten, die niederländische und dänische Staatsbürgerschaften haben, von langer Hand vorbereitet haben. So sollen sie bereits mehrere Tage zuvor ein Handy inklusive einer mobilen Stromversorgung auf dem Brauerei-Gelände angebracht haben, um ihr späteres Opfer, das dort mit Abbrucharbeiten beschäftigt war, über die Handykamera zu beobachten. Um das Mobiltelefon zu positionieren, soll der beschuldigte Hakim N. vom dänischen Arhaus (Jütland) bis Iserlohn mit einem Leihwagen gefahren sein.

Dass es womöglich einen fünften, bislang unbekannten Tatbeteiligten gibt, hält die Anklage für mehr als wahrscheinlich. Denn: Vor Ort wurde kein Auto gefunden, mit dem die vier Angeklagten zur Brauerei gefahren sind und nach der Tat hätten flüchten wollen. Es liegt also nahe, dass dieser fünfte Tatbeteiligte unerkannt in einem Auto hat die Flucht ergreifen können, als der erste Polizeiwagen eintraf.

Beschuldigte schweigen zu Tatvorwürfen

Ein zunächst vermutetes politisches Motiv für den brutalen Überfall schließen die Ermittler aus. Sowohl die Beschuldigten als auch das Opfer gehören demnach einer vom Mullah-Regime im Iran verfolgten Oppositionsbewegung an, wobei der Angeklagte Basel N. der Anführer dieser Gruppierung sein soll. Die vier Beschuldigten haben sich laut Anklage bislang nicht eingelassen, haben also zu den Tatvorwürfen geschwiegen. Der Prozess gegen die vier Männer soll im Frühjahr starten.

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