Iserlohn. Nach der Gruppenvergewaltigung in Iserlohn wird ein politischer Hintergrund geprüft. Gegen vier Verdächtige wurden Haftbefehle erlassen.

Nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei in Iserlohn hat das Amtsgericht Hagen Haftbefehle gegen die vier Tatverdächtigen, die noch in der Nacht auf Sonntag festgenommen worden waren, erlassen. Die Untersuchungshaft sei wegen der Fluchtgefahr notwendig. Zwei mögliche weitere Verdächtige sind weiterhin auf der Flucht. Offen bleibt das Motiv hinter der Tat.

Die vier Verdächtigen haben nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Michael Burggräf „mindestens iranische Wurzeln.“ Gegenüber den Ermittlern erklärten sie, niederländische und dänische Staatsangehörige zu sein. Der Geschädigte selbst, der das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen haben soll, ist ebenfalls Iraner. Er selbst habe angegeben, dass er ein Kritiker der politischen Führung im Iran sei. Ob die Täter dem Mullah-Regime nahe stehen oder sogar in ihrem Auftrag gehandelt haben, ist noch unklar. „Mit Blick auf die Art und Weise der Vergewaltigung, die primär auf Erniedrigung ausgerichtet war, wird ein möglicher politischer Hintergrund geprüft“, so Burggräf im Gespräch mit der Heimatzeitung. Deshalb sei auch der Staatsschutz weiter eingeschaltet.

Die Polizei ist Stunden später noch immer am Ort des Geschehens und setzt unter anderem einen speziellen Spürund ein.
Die Polizei ist Stunden später noch immer am Ort des Geschehens und setzt unter anderem einen speziellen Spürund ein. © Alex Talash | Alex Talash

Dem Vernehmen nach sollen die Täter das Opfer während der Tat gefilmt haben, die Staatsanwaltschaft soll Mobiltelefone sichergestellt haben, die nun ausgewertet werden. Das Motiv der Tat sei Gegenstand laufender Ermittlungen, daher wollte sich der Oberstaatsanwalt dazu nicht äußern. Ebenso bleibt die Frage offen, ob sich Täter und Opfer kannten.

Mehrere Täter flüchten von Iserlohner Brauereigelände

Zwei Zeuginnen hatten gegen 23.30 Uhr den Polizeinotruf gewählt, nachdem sie in einem leerstehenden Gebäude verdächtige Wahrnehmungen gemacht hatten. Dabei soll es sich um laute Hilferufe gehandelt haben.

Als die Polizei kurze Zeit später an der Grüner Talstraße mit mehreren Streifenwagen eintraf, flüchteten mehrere mutmaßliche Täter in die Dunkelheit. Zurück ließen sie einen 30-jährigen iranischen Staatsbürger, der als Flüchtling nach Deutschland gekommen sein soll. Nach Informationen der Heimatzeitung wurde der Mann auf dem Gelände misshandelt und gefesselt aufgefunden. Es soll zuvor zu einer Gruppenvergewaltigung gekommen sein. Das Opfer wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht. Über die Schwere der Verletzungen machten die Behörden am Sonntag keine Angaben.

Mutmaßliche Täter per Hubschrauber gesucht

Mit insgesamt sechs Streifenwagen rückte die Polizei in der Nacht an und leitete eine Großfahndung nach den Flüchtigen ein. Der Polizeihubschrauber „Hummel 1“, der mit Wärmebildkameras selbst in der tiefen Dunkelheit und in Wäldern versteckte oder vermisste Personen aufspüren kann, flog Kreise über dem Grüner Tal und setzte auch einen Suchscheinwerfer ein. Mit Erfolg: In einem angrenzenden Waldstück wurden schließlich vier Männer (24, 34, 42 und 46 Jahre alt) gesichtet. Beamte am Boden konnten die Tatverdächtigen festnehmen. Auf der Flucht soll sich einer von ihnen verletzt haben. 

Die Polizei sicherte auf dem Gelände der ehemaligen Iserlohner Brauerei noch stundenlang Beweismaterial.
Die Polizei sicherte auf dem Gelände der ehemaligen Iserlohner Brauerei noch stundenlang Beweismaterial. © Alex Talash | Alex Talash

Nach Polizeiangaben sind zwei weitere mutmaßliche Täter noch auf der Flucht. Auch deshalb wurde das Gelände am Sonntag rund um die Uhr bewacht. Ermittler der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU) sicherten über mehrere Stunden Spuren und Beweismittel. Das knapp 17.000 Quadratmeter große Brauerei-Gelände sowie die Gebäude wurde am Sonntag von einem Mantrailer, einem speziell ausgebildeten Spürhund der Polizei, abgesucht. Bisher ohne Erfolg, von den zwei weiteren Männern fehlt jede Spur.

Sechs Mitarbeiter sollen auf dem Gelände gelebt haben

Nach Recherchen der Heimatzeitung sollen auf dem Gelände sechs Menschen illegal wohnen, die damit beauftragt wurden, die Gebäude der ehemaligen Brauerei zu entkernen. Vor drei Monaten sollen die Männer dazu in das Braumeisterhaus eingezogen sein, das versteckt hinter Büschen liegt und von außen schwer einsehbar ist. Und in diesem ehemaligen Braumeisterhaus soll es in der Nacht dann auch zu der Vergewaltigung gekommen sein.

Bereits mehrfach soll die Polizei in den letzten 14 Tagen vor Ort gewesen sein, berichten Anwohner. Bestätigen wollten die Behörden dies am Sonntagnachmittag nicht. 

Seit 10 Jahren keine Bier-Produktion

Das Gelände der ehemaligen Brauerei, die kürzlich 125-jähriges Jubiläum gefeiert hätte, liegt seit zehn Jahren brach. Am 31. März 2014 musste die Produktion im Grüner Tal eingestellt werden. Kurz darauf wurde die Iserlohner Brauerei an eine Investorengruppe verkauft. Mitte 2017 stand jedoch fest, dass der Braubetrieb in Iserlohn nicht wieder aufgenommen wird und Gebäude, Gerätschaften und Einrichtung verwertet werden sollen. 

Seit dem 31. März 2014 wird hier kein Bier mehr produziert, jetzt wurde das Gelände der Brauerei Iserlohn zum Tatort.
Seit dem 31. März 2014 wird hier kein Bier mehr produziert, jetzt wurde das Gelände der Brauerei Iserlohn zum Tatort. © IKZ | Dennis Echtermann

Im Juli 2023 berichtete die Heimatzeitung über den letzten Verkauf des Geländes. Die Gesellschafter Viktor und Jakob Nowakowski der J & V Invest GbR aus Hessen zahlten für das Gelände samt Inventar 1,15 Millionen Euro. Die Stadt Iserlohn hat den neuen Inhabern bereits mehrere Nutzungsuntersagungen zukommen lassen, weil sie Gebäude in einer Weise nutzten, für die sie keine Genehmigung haben.

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