Herdecke. Am Freitag wurde Fabian Haas von den Mitgliedern der Herdecker CDU nominiert. Kurz danach tritt die Parteivorsitzende zurück.
Hundert Prozent Zustimmung bei den Mitgliedern der CDU für Fabian Haas als Bürgermeisterkandidat bei der Kommunalwahl im September: Die Partei sei überzeugt, „dass Fabian Haas mit seiner Erfahrung, seinem Engagement und seinen Ideen die richtige Wahl ist, um die Stadt Herdecke in eine erfolgreiche Zukunft zu führen“, erklären danach Fraktionschef Harald Müller und Parteichefin Doris Voeste laut einer Presseerklärung. Dann meldet sich die Parteichefin zu Wort: Sie will keinesfalls mit dieser Äußerung zitiert werden, bittet sie gegenüber der Redaktion um eine entsprechende Korrektur. Sie hat ihr Amt zur Verfügung gestellt.
Auf der Internetseite der Herdecker CDU ist sie als Vorsitzende schon nicht mehr vertreten. Nur Bilder und Namen ihrer beiden Stellvertreter finden sich dort. Über den Kandidaten, der nun von der CDU ins Rennen geschickt wird, soll ihr Amtsverzicht nichts sagen. Wohl aber über das Verfahren, wie die CDU zu ihrem Kandidaten gefunden hat. Eigentlich war dafür eigens eine Findungskommission gebildet worden. Sie sichtete die zahlreichen Bewerbungen, bewertete sie und unterbreitete dem Vorstand im Dezember einen Vorschlag. Er trug nicht den Namen von Fabian Haas.
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Statt den Vorschlag der Findungskommission, der auch Doris Voeste angehört hatte, an die Parteimitglieder zur Abstimmung zu geben, wollte der Vorstand sich selbst noch einmal ein Bild von den Bewerbern machen. Für die ehemalige Parteivorsitzende ist das alles andere als schlüssig. Sie sagt: „Wenn man schon den Weg einer Findungskommission eingeschlagen hat, sollte man ihn auch zuende gehen.“ Ein Dorn im Auge ist ihr auch, dass letztlich nur noch über einen Bewerber abgestimmt worden ist. Ein zweiter Kandidat hatte wenige Tage vor der Mitgliederversammlung zurück gezogen.
Vor zweieinhalb Jahren hatte Doris Voeste den Parteivorsitz von Julia Brunow übernommen. Den Vorlauf für ihren Amtsverzicht bezeichnet sie selbst als „schleichenden Prozess“. Am Wochenende nun hätten ihre Überlegungen zu einer Entscheidung geführt. „Die CDU war und ist meine politische Heimat“, sagt sie, nur den Vorsitz möchte sie nicht mehr führen: „Eine Vorsitzende, die den Rückhalt ihres Vorstandes verliert, ist an dieser Stelle falsch“, erklärt sie, und fährt fort: „Ich habe den Weg frei gemacht.“
Mehr Zeit für Freunde und fürs Malen
Das gilt zunächst einmal für sich selbst. Die Parteiführung sei ein „anspruchsvoller Job“ gewesen und überaus zeitraubend. Nun freut sich die 73-Jährige auf mehr Zeit für Freunde oder fürs Malen. Sie wolle sich vermehrt „den schönen Dingen zuwenden“, sagt sie. Erst nach dem Berufsleben war sie an die Spitze der Herdecker CDU gerückt. Als Leiterin des städtischen Planungsamtes war sie im Herdecker Rathaus beschäftigt. Wie auch Fabian Haas. Der 38-jährige Diplom-Verwaltungswirt ist zur Zeit für die Bereiche Personal und EDV sowie Rats- und Verwaltungsangelegenheiten zuständig.
Haas gilt als eine der wichtigen Stützen von Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster in der Herdecker Verwaltung. Sie selbst war bis zu Beginn des letzten Jahres parteilos und mit Rückenwind von CDU, Grünen und FDP in ihre erfolgreichen Wahlkämpfe gegangen. Bei der Bundestagswahl am 23. Februar strebt sie einen Sitz im Parlament an. Auch Fabian Haas ist ohne Parteibuch zum Kandidaten der CDU geworden.
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Schmälert das Rumoren nach der Kür zum Bürgermeisterkandidaten seine Chancen bei der Wahl im September? Nein, sagt Harald Müller, Chef der CDU-Fraktion im Herdecker Rat. Müller ist überzeugt: „Das wird Fabian Haas nicht schaden.“ Das eindeutige Votum der Mitglieder bleibe das entscheidende Gewicht für einen erfolgversprechenden Wahlkampf.