Herdecke/Hagen. Nach der Inbetriebnahme der 380-Kilovolt-Trasse läuft der Rückbau von Abschnitten in Herdecke und Hagen. Das wirkt sich auf den Freizeitverkehr aus.

Seit Oktober 2024 läuft Strom durch die neue 380-Kilovolt-Trasse von Dortmund-Kruckel nach Hagen-Garenfeld. Wer denkt, dass damit die Arbeiten beendet sind, der irrt. Gut zu sehen am Hengsteysee. Dort sind seit einigen Tagen Fachleute im Auftrag des Netzbetreibers Amprion aktiv. Sie bauen eine fast 100 Jahre alte Leitung sowie dazugehörige Masten ab, auch neben dem Speicherbecken in Herdecke sind im Januar gelegentlich Bagger unterwegs und bessern einen Streckenabschnitt aus.

Drei Tätigkeitsgebiete

Spektakulärer und herausfordernder sind die Tätigkeiten am See. Rund 1,5 Kilometer lang ist der betreffende Demontage-Abschnitt, der auf Höhe des Herdecker Koepchenwerks beginnt und nahe der Lennemündung endet. Das Vorhaben: Zehn Masten mit dazugehörigen Leiterseilen sollen am Südufer bis zur Jahresmitte verschwinden. Logische Erklärung: Durch die neue und leistungsstärkere Stromverbindung braucht es einige der Vorgänger-Konstruktionen nicht mehr. „Manches von der einstigen 110- sowie 220-Kilovolt-Leitung haben wir zwischen Dortmund und Hagen schon zurückgebaut, derzeit sind wir noch an drei Örtlichkeiten aktiv, und zwar auch noch in Garenfeld“, sagt Amprion-Sprecher Andreas Lehmann bei einem Ortstermin an der Brücke unterhalb der Hohensyburg.

Hengsteysee Herdecke Hagen
Amprion-Sprecher Andreas Lehmann steht an einem Masten unterhalb der Hohensyburg. © WP | Steffen Gerber

Am Überweg neben dem Biker-Treff können Passanten unter einem Gerüst als Kreuzungssicherung hergehen. Daneben wehen grüne Flaggen in luftiger Höhe an einem Masten. Sie signalisieren: Hier geht es spannungsfrei zu, Spezialisten können das Herausziehen der Leiterseile angehen. Tatsächlich bewegen sich immer wieder Rädchen an den Stahlgitter-Bauwerken. Der Beweis: Die Seilzugmaschine am Anfang und Ende des See-Abschnitts verrichtet ihre Arbeit, so bleibt die Verbindung quasi auf Zug und fällt nicht ins Wasser. Obendrein liegen Platten auf Wegen, damit der Schwerlastverkehr die Oberfläche nicht gravierend beschädigt.

Viele Absprachen nötig

Das Unterfangen am Hengsteysee stelle das Unternehmen und die ausführenden Firma vor besondere Aufgaben. Das liege in erster Linie an der dortigen Infrastruktur. Neben Absprachen mit anderen Unternehmen wie der Bahn, Westnetz oder Enervie als regionalem Versorger begannen vor rund einem Jahr auch die Planungen mit den Behörden. „Das läuft gut“, hat Lehmann vom zuständigen Projektleiter erfahren. Zumal Amprion sich ebenfalls vorgenommen habe, trotz schwerer Gerätschaften die Störungen für den Freizeitverkehr an den Uferwegen so gering wie möglich zu halten.

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Bis voraussichtlich Ende März widmen sich die Akteure den Masten zwischen der Brücke an der Dortmunder Straße und der Lennemündung. Danach kümmern sich die Trupps um den zweiten Streckenabschnitt, der auf Höhe des Kanu-Clubs und Koepchenwerk beginnt. Hier wie dort müssen Fußgänger, Jogger, Radfahrer und andere mit Sperrungen rechnen. „Wir richten am Südufer aber wieder einen Alternativweg her, den wir früher schon mal zur Nutzung aufgearbeitet haben.“ Die wichtigste Botschaft für die Öffentlichkeit: „Die Umrundung des Sees ist während der gesamten Zeit möglich. Wir wissen ja auch um die Bedeutung des Ruhrtalradwegs und dieses Naherholungsgebietes.“

Abbau Mast
Auch neben dem Speicherbecken in Herdecke stehen auf der 380-Kilovolt-Trasse noch Arbeiten an. © WP | Steffen Gerber

Das Millionen-Projekt Rückbau läuft in mehreren Etappen. „Das Herausziehen der Leiterseile wollen wir im Januar abschließen, dann folgt die Demontage der Masten“, so Lehmann. Dafür kommt ein 70-Tonnen-Autokran, mit dessen Hilfe Stück für Stück von den meist vernieteten Stahlgittern abgenommen wird und dann zerkleinert in Containern landet. „Ein bis zwei Tage dauert das pro Mast“, sagt der Amprion-Sprecher und blickt auf ein massives Betonfundament, das im See steht. „Es darf nichts ins Wasser fallen, entsprechend vorsichtig muss ein Bagger den jeweiligen Sockel abtragen.“

Abbau Mast
Zwischen der Brücke Dortmunder Straße und Lennemündung sind Bauarbeiter schon mit dem Rückbau beschäftigt. © WP | Steffen Gerber

Die Kombination Stromleitung-See mache einerseits den Reiz der Aufgabe aus, andererseits ergeben sich dadurch besondere Herausforderungen. Trockenen Fußes dürfte der Rückbau einer Trasse in Herdecke erfolgen. Bekanntlich braucht Amprion die Stromleitung vom Punkt Ende (Erdbrügge) bis Essen-Eiberg nicht mehr. „Für diese Demontage bereiten wir die Ausschreibung vor. Wann sich dort etwas tut, lässt sich derzeit nicht sagen“, so Lehmann. Insgesamt sorgt die 380-Kiolvolt-Trasse mit ihren teils imposanten Neubauten dafür, dass Masten in dreistelliger Zahl schon verschwunden sind oder in nächster Zeit nicht mehr zu sehen sein werden.