Herdecke. Beim Jubiläum der Station Frührehabilitation am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke erzählt Uwe Lorenzen, dass er nach langer Zeit wieder gehen kann.

Ein klassischer Patientenwunsch in einer Klinik: Weihnachten hoffentlich zu Hause verbringen. Das hofft auch Uwe Lorenzen, als er während der Jubiläumsfeier der Abteilung Frührehabilitation am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke über seine Krankheitsgeschichte berichtet. „Nach vielen Wochen kann ich heute zum ersten Mal mit dem Rollator gehen und bin nun wieder etwas mobiler“, schildert der 64-Jährige aus Korschenbroich, wie es bei ihm langsam bergauf geht.

Arbeitsplatz weg

Die schlechten Nachrichten begannen 2022. Sein Arbeitgeber, der französische Röhren-Konzern Vallourec, kündigt Werksschließungen zum 31. Dezember 2023 an. 47 Jahre lang ist Lorenzen dort und beim Vorgänger Mannesmann beschäftigt, wenn er Mitte 2025 in Rente gehen will und den Rückbau der Anlagen abgeschlossen hat. Doch das ist derzeit zweitrangig, die Gesundheit geht vor. Aus einem Nordamerika-Urlaub mit seiner Frau und Freunden kam er erkältet wieder. Da sich sein Zustand nicht besserte, ging es mit Verdacht auf Lungenentzündung in ein Mönchengladbacher Krankenhaus. Kurz vor seiner Entlassung der Rückschlag, er brach auf dem Weg zur Toilette zusammen.

Schlimmste Zeit im Herbst

Es folgten neurologische Untersuchungen und Anfang Oktober die Diagnose Guillain-Barré-Syndrom (GBS). „Davon hatte ich noch nie gehört. Als ich das gegoogelt und von schlimmen Folgen gelesen habe, habe ich sofort das Handy weggelegt“, so Lorenzen zu dieser Muskelschwäche, die nach französischen Militärärzten benannt wurde. „Bei dieser Autoimmunerkrankung fehlt eine Art Schutzschicht im Körper, von daher kann ich sagen: Bei mir lagen sprichwörtlich die Nerven blank.“ Der 64-Jährige erinnert sich an die schlimmste Zeit in diesem Herbst zurück, als er intubiert wurde und zehn Tage auf der Intensivstation verbrachte. „Ich konnte mich nicht drehen, kaum schlafen und lag nur auf dem Rücken, mir war zum Heulen zumute.“

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Dann sollte er zügig mit der Reha beginnen, so landete er in Herdecke. „Es gibt nicht viele Abteilungen wie diese hier“, sagt der Patient, der vor einigen Wochen seine Beine kaum bewegen und nur mit Mühe die Unterarme leicht anheben konnte. Doch die Ärzte, Therapeuten und Pfleger ermutigten ihn, zumal auch Tabletten gegen die Nervenschmerzen helfen. „Ich habe noch ein Kribbeln in den Füßen und Fingerspitzen, doch in den Händen ist das Gefühl zurückgekehrt. Nach zwischenzeitlichem Gekrakel kann ich wieder ordentlich schreiben.“

Erfreuliche Prognose für baldigen Großvater

Seine Genesungs-Prognose: Er werde wieder zu 100 Prozent gesund. „Es braucht Geduld, es ist alles eine Frage der Zeit. Ich habe Glück gehabt.“ Das Krankenhaus in Ende kannte er nicht, Herdecke durch seine aus Schwerte kommende Schwiegermutter aber schon. In der Frühreha-Station fühlt sich Lorenzen gut aufgehoben, wobei zu Weihnachten noch ein weiterer Wunsch aufkommt: Im Anschluss an die Therapie hier will er möglichst direkt mit der richtigen Rehabilitation beginnen. Zumal er 2025 zum ersten Mal Opa wird.