Herdecke. Tanzvergnügen gesucht haben Ute Rüther und Karin Brandenstein im Zweibrücker Hof. In Herdecke gefunden haben sie die Männer ihres Lebens.

Vor über 60 Jahren gehen zwei Freundinnen im Zweibrücker Hof tanzen. Gemeinsam stehen sie im Tanzsaal, als eine von ihnen von einem Mann angesprochen wird. Der fordert sie zum Tanzen auf, und sie willigt ein. So haben sich Ute Rüther und ihr Mann Ulrich kennen gelernt. Ein paar Abende später lernt auch Karin Brandenstein ihren Mann auf der Tanzfläche des Zweibrücker Hofes kennen. Aus diesen beiden Begegnungen folgen fast 60 Jahre Ehe. Und das alles, weil zwei Freundinnen an einem Abend beschlossen haben, im Zweibrücker Hof tanzen zu gehen.  

Kontakt trotz Entfernung

Karin Brandenstein und Ute Rüther sind damals nicht nur gemeinsam tanzen gegangen: Sie waren und sind bis heute unzertrennliche Freundinnen. Seit über 70 Jahren haben die Beiden regelmäßig Kontakt miteinander, obwohl sie mittlerweile weit voneinander entfernt wohnen. Ute ist mit ihrem Mann in die Nähe Münchens gezogen, während Karin in Herdecke lebt. Trotzdem pflegen sie den regelmäßigen Kontakt zueinander: „Wenn ich zum Beispiel aus der Stadt komme, hole ich mir einen Kaffee, und dann rufe ich die Ute an”, erzählt Karin Brandenstein. „Wir telefonieren jeden Tag”, ergänzt Ute Rüther. Eine lange Freundschaft verbindet die Beiden, und das kommt nicht von ungefähr: „Wir sind immer auf einer Wellenlänge und haben uns Sachen erzählt, die man sonst keinem anderen anvertrauen konnte”, erzählt Karin Brandenstein. Diese Wellenlänge haben die Beiden auch noch heute, erzählt Ute Rüther: „Wir haben uns jetzt jahrelang nicht mehr persönlich gesehen, und als ich dann meinen Koffer bei Karin ausgepackt habe, hatten wir den gleichen Schlafanzug”.  

Zweibrücker Hof war immer ein Anlaufpunkt

Ein Ort, der die beiden immer verbindet, ist der Zweibrücker Hof. Von den gemeinsamen Tanzabenden über runde Geburtstage bis hin zu der Beerdigung von Karins Mann Karl Heinz. „Wir saßen im Bambusgarten und haben uns Fotos angesehen. Da hat sich jeder drin wiedergefunden”, berichtet Karin. Karl Heinz Brandenstein, auch Kalli genannt, war eine lange Zeit aktives Mitglied im Kanu Club und knapp 20 Jahre lang sogar Vorsitzender. Die Liebe zum Wassersport hat er auch an seine Familie weitergegeben: Karin Brandenstein ist immer wieder mit auf Touren gefahren. Die Enkelkinder sind sogar deutsche Meister im Kanupolo geworden.  Seinen Ursprung hat all das bei dem Tanzabend im Zweibrücker Hof. Die beiden fühlen sich deswegen auch „schicksalhaft verbunden” mit dem Gebäude. Die beiden Freundinnen kommen immer noch gerne her, um sich zu unterhalten und essen zu gehen, auch nach 70 Jahren noch. „Damals heiß es immer, wenn wir wo essen gehen wollten, dann in den Zweibrücker”, erzählt Karin Brandenstein. 

Befreundet seit der Kindheit

Ihren Ursprung hat die enge Freundschaft der Beiden in Hohenlimburg. Da haben sie schon als Kinder in einer Straße gewohnt und sind dann auch in die gleiche Klasse gegangen. Ab diesem Zeitpunkt waren die Beiden unzertrennlich und haben auch hin und wieder mal Schabernack getrieben: „Manchmal haben wir unsere Eltern ausgetrickst, dann habe ich gesagt, dass ihre Eltern mit etwas einverstanden waren, obwohl sie nie noch gar nicht gefragt hatten”, erinnert sich Karin Brandenstein. Und weil sie die meisten Sachen gemeinsam erlebt haben, gebe es für sie jetzt auch keine Überraschungen mehr.   

Die beiden sind 1961 gemeinsam in den Urlaub gefahren.
Ute Rüther und Karin Brandenstein: 1961 sind sie gemeinsam in den Urlaub gefahren. © NRW Lokal | Privat

Freundschaft in der Schule

Vor allem in der Schulzeit haben die beiden Freundinnen gemeinsam einiges erlebt. So war einer ihrer Lehrer Teil einer Band, die immer mal wieder auf Hochzeiten spielte. „Wenn der morgens mit einer roten Stirn ins Klassenzimmer kam, wussten wir schon: Heinrich hat wieder die Nacht durchgemacht. Der hatte dann keine Lust, Unterricht mit uns zu machen”, erinnert sich Karin Brandenstein. Gemeinsam haben sie sich in dann an ein Klavier im Kassenzimmer gesetzt und Operettenmelodien gelernt. Ein anderes Mal haben die Freundinnen auf einer Klassenfahrt Jungs auf ihrem Zimmer versteckt, dummerweise nur habe das der Lehrer mitbekommen. „Das war eine Sensation damals. Dafür haben wir dann aber auch eine ordentliche Strafe bekommen”, erzählt Ute Rüther.  

Die beiden Freundinnen kennen sich schon seit ihrer Kindheit.
Beinahe lebenslang verbunden: Die beiden Freundinnen kennen sich schon seit ihrer Kindheit. © NRW Lokal | Privat

Erstes Treffen auf der Tanzfläche

Mittlerweile sind Karin Steinfeld und Ute Rüther 81 und 82 Jahre alt. Die Männer der Beiden sind bereits verstorben, werden aber in guter Erinnerung gehalten. Ute Rüther denkt gerne an das erste Treffen mit ihrem Mann zurück, damals auf der Tanzfläche im Zweibrücker Hof. „Ich fand seine Frisur irgendwie komisch, der war ja in der Grundausbildung zum Soldaten, und da mussten die alle ihre Haare so kurz schneiden”, erzählt sie. „Er hat mir dann am Ende des Abends seine Nummer gegeben, und ich war mir unsicher, ob ich ihn anrufen soll”, erinnert sich Ute Rüther. Am nächsten Tag habe sie dann eine Arbeitskollegin dazu überredet, den Mann zurückzurufen: „Sie hat gesagt: bist du wahnsinnig? Du rufst den jetzt sofort zurück.”