Herdecke. Weil er sein Gespann fortbewegen soll, gerät ein LKW-Fahrer in Herdecke aus der Fassung. Für die Feuerwehr ist das kein Einzelfall.

Die Feuerwehr hilft schon mal aus, wenn sie näher dran und der Notarzt noch unterwegs ist. Einen solchen „First Responder Einsatz“ gab es am Dienstag kurz vor der Mittagsstunde in der Koenenstraße. Eine Patientin mit einer vermuteten Herzerkrankung wurde bis zum Eintreffen des Notarztes von der Feuerwehr erstversorgt. Auf der Rückfahrt erlebte die Besatzung des Kleineinsatzfahrzeuges dann „eine nicht so schöne Situation“, wie es in einer Mitteilung der Feuerwehr heißt.

Weggestoßen, beleidigt, beddroht

Ein LKW-Fahrer aus Gelsenkirchen habe die komplette Durchfahrt der Ruhrallee versperrt, zumal noch auf der gegenüberliegenden Seite ein parkender Anhänger stand. Im Ergebnis: Die Feuerwehr konnte das Hindernis mit ihrem Kleinfahrzeug nicht passieren. Mehr als ein Fahrrad hätte nicht durchgepasst. Der Fahrer wurde von den vier Einsatzkräften freundlich angesprochen und gebeten, das Gespann einen Meter vorzufahren, berichtet die Feuerwehr. Dann allerdings habe der LKW-Fahrer die Fassung verloren verloren: „Mehrere massive Beleidigungen und Bedrohungen folgten.“ Eine Einsatzkraft, die zur Dokumentation des Kennzeichens ausgestiegen war, sei leicht weggestoßen, beleidigt und bedroht worden.

Ordnungsamt stellt Personalien fest

Die Feuerwehr hat nun Strafanzeige bei der Polizei gegen den 56-Jährigen gestellt. „Es gilt hier eine Nulltoleranz Grenze. Die Situation hat in der Intensität eine Grenze überschritten, die wir als Feuerwehr nicht mehr akzeptieren können“, so die Feuerwehr in einem Statement. Das Ordnungsamt sei dann ebenfalls vor Ort gewesen und habe die Personalien festgestellt. Leider füge sich diese Situation in eine Reihe von Beleidigungen und Respektlosigkeiten, die die Einsatzkräfte in den letzten Wochen erleben mussten, ein, heißt es weiter.

„Sehr häufig sehen wir auch den Mittelfinger“

Mittlerweile gehöre es zum Alltag, dass für Feuerwehrfahrzeuge trotz eingeschaltetem Martinshorn und Blaulicht kein Platz gemacht werde, so ein Mitglied der Feuerwehr. „Sehr häufig sehen wir auch den Mittelfinger“, fährt er in der Schilderung von Einsatzärgernissen fort. Anzeigen würden dafür nicht gestellt, „das wäre ein Fass ohne Boden.“ Vor wenigen Tagen erst hätte es den Anruf einer Anwohnerin gegeben, die Wache solle mal dafür sorgen, dass ein Rettungswagen in einer Sackgasse für sie Platz mache. Der Feuerwehrmann: „Sie war genervt von der offenkundigen Notlage und hatte nur sich im Sinn.“

Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen werden im Zuge ihrer Ausbildung auf Situationen mit Aggressionspotenzial vorbereitet. Dabei geht es um Eigenschutz bis hin zur Selbstverteidigung, aber auch um Deeskalation. Körperlicher Abstand von mindestens einer Armlänge zählt dazu.

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Weitgehend abgefunden haben sich die Kräfte der Feuerwehr mit einem anderen Phänomen: der Neugierde. Die allgemeine Aufmerksam seit groß bei Einsätzen, und auch zu nächtlicher Stunde gebe es immer jemanden, der mal gerade mit dem Hund vor der Tür sei und dann wissen wolle, was los ist. Mitunter bitte die Feuerwehr aber auch, besser ins Haus zu gehen als beispielsweise bei der Umbettung verletzter oder kranken Personen dicht dabei zu sein. Manchmal werde der Bitte entsprochen, manchmal fehle das Verständnis. „Insgesamt wünschen wir uns mehr Respekt“, so ein erfahrenes Mitglied der Herdecker Feuerwehr.

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Weitere Informationen und Aussagen über den konkreten Fall am Dienstag will die Feuerwehr aufgrund des laufenden Strafverfahrens nicht treffen.