Herdecke. Die Bürger können beruhigt schlafen, fanden einige Politiker bei der Vorstellung der neuesten Zahlen. Aber nicht alles läuft wunschgemäß.
Wenn es brennt, muss die Feuerwehr schnell sein. Um Menschen zu retten und Objekte, aber auch, um die Stadtkasse zu schonen: Nur wenn bestimmte Schutzziele erreicht werden, bleibt es in Herdecke bei einer Freiwilligen Feuerwehr statt einer teuren Dauerbesetzung der Wache. Die Zahlen für das vergangene Jahr haben die Mitglieder im Fachausschuss für öffentliche Sicherheit zu allgemeinem Lob veranlasst: Noch nie wurden die Schutzziele in so einem hohen Maß erfüllt.
In zwei Runden werden die Einsätze gemessen: Wie viele Fahrzeuge und Feuerwehrmenschen sind im ersten Rutsch am Einsatzort, wie viele beim Nachrücken? Früher galt: Neun Feuerwehrleute sollen zunächst in acht Minuten überall angerückt sein. Mittlerweile darf nach den Einsatzzielen unterschieden werden: Bei einem freistehenden Haus sind sechs Feuerwehrleute in zehn Minuten verlangt, bei einem Alarmruf aus dem Krankenhaus zehn Retter in acht Minuten. Vorgabe: In vier von fünf Fällen soll das erreicht sein.
Beispiellos gute Eintreffzeiten
Seit ein paar Jahren ist die Unterscheidung der Eintreffzeiten und der Eintreffstärken je nach Ziel erlaubt. Sowohl beim ersten Trupp am Einsatzort als auch bei der zweiten Welle hat das die Erfüllungszahlen hochschnellen lassen. Aber 89 Prozent Erreichung beim ersten Ausrücken hat es auch in den Vorjahren noch nicht gegeben, und 96 Prozent Erfüllung bei der zweiten Welle sind auch besser als 2022.
Die Leitung der Herdecker Feuerwehr ist mit den verbesserten Erreichungsgraden „sehr zufrieden“, so Vize-Feuerwehrchef Christian Arndt im Fachausschuss. Vieles hängt dabei allerdings an den aktuellen Wohn- und Arbeitsorten der Feuerwehrleute. Je näher diese Orte an der Feuerwache am Herdecker Bach liegen, desto schneller können die Ehrenamtlichen in ihre Einsatzmontur schlüpfen. Und auch die Tageszeit kann für die Eintreffzeit am Einsatzort - und die Statistik - bedeutsam sein: Tageszeiten ohne die üblichen Staus auf der B54 am Herdecker Bach machen ein schnelles Vorankommen möglich.
Wache ist ein Kernproblem
Die Lage der Feuerwache gehört zu den Problemen der Herdecker Feuerwehr. Aber nach reiflicher Überlegung ist entschieden worden, es bei diesem Standort und auch bei nur einer einzigen Wache zu belassen. Für die gibt es allerdings ehrgeizige Ausbauziele. Es braucht zusätzlichen Platz für die Fahrzeuge, und vor allem der Parkplatz für die anrückenden Einsatzkräfte ist aktuell nicht ausreichend. Die Stadt hat schon ein benachbartes Grundstück hinzu erworben. Aktuell aber wird noch mal an der Verteilung der Parkplätze gefeilt. Die Lage direkt am Hochwasser-gefährdeten Herdecker Bach ist hier das Problem. Von einer insgesamt zweistelligen Millioneninvestition geht Rechtsdezernent Dr. Lars Heismann aus.
„Die Tierrettung überrollt uns gerade.“
Geld kosten auch die Fahrzeuge. Hier hat die Feuerwehr in Herdecke Nutzungszeiten gestreckt, aber auch gerade erst ein paar Neufahrzeuge bekommen. Auf ein anderes muss sie warten. Die Hersteller kommen bei den Besprechungen nicht nach und müssen auch die Auftraggeber aus Herdecke vertrösten. Weiteres Problemfeld: Die Stadt Herdecke beschäftigt auch Feuerwehrkräfte in Vollzeit für den Tagesdienst in der Wache. Wechselt einer von ihnen zu einem anderen Arbeitgeber oder geht in Rente, müssen die Stellen nachbesetzt werden. Derzeit keine leichte Aufgabe, berichtet Christian Arndt. Der Feuerwehrmarkt sei „sehr dynamisch“. Auf die letzte Ausschreibung hin habe es nicht eine einzige Bewerbung gegeben.
Entlastung für die Ehrenamtlichen
Die zu Corona-Zeiten gegründete Kinderfeuerwehr läuft bestens, so Christian Arndt. Über 40 Kinder stehen auf der Warteliste. Ein Erfolg ist auch die Jugendfeuerwehr. Hier ist die Hoffnung auf ein Weitermachen später bei der aktiven Feuerwehr groß. Das scheint nötig. Geändertes Freizeitverhalten mache es zunehmend schwieriger, Menschen dauerhaft für die Feuerwehr zu gewinnen, kündigt der Vize-Feuerwehrchef eine erneute Werbekampagne an. Auch weil es schwerer wird, Ehrenamtliche zu finden, soll die Belastung für die vorhandenen Feuerwehrkräfte runtergefahren werden.
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Zwei mögliche Stellschrauben nennt Christian Arndt: „Wir werden viel zu oft alarmiert für Quatsch.“ Oftmals reichten viel weniger Einsatzkräfte, als derzeit noch auf den Weg geschickt werden. An die vielen Öleinsätze auf den Straßen hat sich die Feuerwehr bereits gewöhnt. Aktuell bläht eine andere Entwicklung aber die Einsatzzahlen auf. „Die Tierrettung überrollt uns gerade“, sagt Arndt und beklagt: Faktisch befindet sich kaum ein Tier in einer Notlage.