Herdecke. Doppelleben einer Influencerin: Luxusgüter im Internet und schwere Vorwürfe mit Straftatbestand. Kriminalkommissariat ermittelt gegen junge Frau.
Im Internet tritt die Herdeckerin als elegante Influencerin auf, hält verschiedene Produkte in die Kamera. Lächelnd zeigt die Frau Parfüm oder ähnliches. Von Beruf ist sie Beschäftigte im Öffentlichen Dienst hier im Ennepe-Ruhr-Kreis. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Endzwanzigerin: Bei der sympathisch wirkenden Amtsfrau könnte es sich um eine Erpresserin handeln. Und ihr Opfer soll ein Hagener Unternehmer sein.
Heimliches Liebespaar
Der hatte sich auf eine scheinbar verhängnisvolle Beziehung eingelassen. Anderthalb Jahre lang sollen der verheiratete Familienvater und die Frau ein heimliches Liebespaar gewesen sein. Auch für sie war es wohl ein riskantes Doppelleben, warteten doch zu Hause in Herdecke Kinder und Ehemann. Ihr Mann dürfte jedenfalls mitbekommen haben, dass seine Ehefrau irgendwann einen dicken, schick gestalteten Mercedes fuhr: Preis 34.800 Euro.
Das Auto gehört dem Unternehmer und soll ihm abgepresst worden sein. Ob dies tatsächlich so war, arbeiten zurzeit die Ermittlungsbehörden auf. Immerhin hat die Staatsdienerin neben ihrem Behördenjob sich auch noch als Trauer-Rednerin sowie als Influencerin ihr Gehalt aufgebessert. So bewirbt sie auf einigen Internetseiten Luxusprodukte wie Designer-Ledertaschen und kokettiert dort in solch einem Zusammenhang mit der Frage: „Wieso glaubt mir immer noch keiner, dass ich eine Standesbeamtin bin?“
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Doch in dem Rathaus, in dem sie derzeit angestellt ist, weiß niemand etwas von den harten Erpressungsvorwürfen. Am Mittwoch sollte sie eigentlich an ihrem Arbeitsplatz aufgesucht werden, um ihr Handy zu beschlagnahmen. Doch sie war krankgeschrieben.
Wohnung durchsucht
Stattdessen erschienen die Ermittler an ihrer Wohnanschrift in Herdecke. „Die beauftragte Kriminalpolizei hat einen Durchsuchungsbeschluss vollstreckt“, bestätigt Staatsanwalt Jörn Kleimann auf Anfrage, „ein i-Pad und ein Handy wurden sichergestellt.“ Die Geräte sollen nun ausgewertet werden.
Denn: Nachdem der Unternehmer seine Affäre im März 2023 beendet hatte, sei er von der Frau über WhatsApp erpresst worden. Sie hätte ihm ein heimlich aufgenommenes Foto zugeschickt und damit gedroht, dies auch seiner Ehefrau zuzuleiten. Als Schweigegeld will der Geschäftsmann erst 10.000 Euro, dann zweimal 20.000 Euro gezahlt haben. Auch den Mercedes hätte sie ihm abgepresst und schließlich noch weitere 30.000 Euro verlangt und auch erhalten. Weil ihre Forderungen aber kein Ende nahmen, hätte er schließlich seiner Ehefrau alles gebeichtet. Rechtsanwalt David Lakwa hat beim Landgericht eine Zahlungsklage über 114.800 Euro gegen die Standesbeamtin eingereicht und Strafanzeige gegen sie erstattet: „Alle Beweise sind gesichert. Wie mein Mandant abgezogen wurde, das war schon perfide“, sagt er. Staatsanwalt Jörn Kleimann bestätigt: „Wir ermitteln wegen des Verdachts einer Erpressung.“
Die Redaktion hat mehrfach versucht, eine Stellungnahme der Standesbeamtin zu erhalten. Sie hat sich nicht zurückgemeldet.