Wetter. Die Dürre der vergangenen Jahre setzt dem Baumbestand zu. „Dem Wald geht es nicht gut, und es wird immer schlechter“, so Förster van Elsbergen.
Stürme, extreme Hitze und dann noch der Borkenkäfer: Der Wald in Wetter hat zu kämpfen. Laut aktuellem Waldzustandsbericht für Nordrhein-Westfalen sind 140.000 Hektar im Bundesland geschädigt. Tendenz steigend. „Dem Wald geht es nicht gut“, bestätigte auch Franz van Elsbergen vom Regionalforstamt Ruhrgebiet, Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Und prognostizierte: „Es wird immer schlechter.“ Der Fachgebietsleiter Privat- und Kommunalwald gab im Umweltausschuss einen Zustandsbericht zu den Waldflächen auf dem Stadtgebiet. Vor allem der alte Buchenbestand kann demnach zum Problem werden.
812 Hektar Wald sind auf Wetter verteilt, 100 Hektar davon gehören der Kommune, der Rest ist in Privatbesitz. „Das heißt, ein Viertel der Fläche ist bewaldet“, so van Elsbergen. Ein Großteil davon (46,11 %) mit Buchen und Eichen (22,33 %). Nadelhölzer hingegen sind in Wetters Gefilden mittlerweile rar. Mit nur 1,86 % ist zum Beispiel der Anteil von Fichten in der Harkortstadt vernichtend gering. „Die Fichte ist weg“, spitzt Franz van Elsbergen die Situation zu. Und das nicht allein in Wetter. „Die großen zusammenhängenden Fichtenbestände sind zu 100 Prozent verschwunden“, sagt der Fachmann auch in Bezug auf den EN-Kreis. „Die hat der Borkenkäfer aufgefressen.“
Dürreperiode hat Konsequenzen
Die Dürreperiode in den Jahren 2018 bis 2022 habe „dem Wald zugesetzt“, weiß der Fachgebietsleiter. In der Zeit haben sich alle Insekten vermehrt, darunter auch der Borkenkäfer. Zwar nimmt laut Waldzustandsbericht die Zahl der Fichtenborkenkäfer unter anderem wegen des regenreichen Sommers 2023 wieder ab – der Schaden aber ist da. Und es gibt eine andere Baumart, die den Experten „sehr großes Kopfzerbrechen bereitet“, wie van Elsbergen hervorhob. Denn die Hitze der letzten Jahre hat auch der Buche stark zugesetzt, insbesondere den alten Bäumen. Und Buchen gebe es „viele in den hohen Altersklassen“, betont Franz van Elsbergen.
Gerade die „großen, wunderschönen Bäume, die zum Teil 110 bis 120 Jahre sicher gestanden haben, werden absterben“, so van Elsbergen. Und er nennt Zahlen: 75 Prozent der Altbuchen wird es demnach in Zukunft nicht mehr geben. Von der Dürre würden sich die hohen Bäume nicht mehr erholen. Das zeigt sich zum Beispiel an der zunehmenden Kronenverlichtung. Für den vornehmlich auch mit Buchen bewaldeten Kommunalwald in Wetter sei das „ein Riesenthema“, prognostiziert Franz van Elsbergen und spricht von „Folgeproblemen“, die teilweise „unkalkulierbar“ sein können. Und zwar genau dann, wenn die hohen Bäume absterben, ihren Halt verlieren sowie ein Sicherheitsrisiko für Spaziergänger und – je nach Lage des Waldstücks – auch für Verkehrsteilnehmer darstellen.
„Insbesondere die großen, wunderschönen Bäume, die zum Teil 110 bis 120 Jahre sicher gestanden haben, werden absterben.“
„Natürlich bringt das eine Gefährdung entlang der Straßen mit sich“, betont van Elsbergen, bevor er auf notwendige Maßnahmen zu sprechen kommt. Die Verkehrssicherheit der städtischen Wälder herzustellen und zu erhalten, hat demnach oberste Priorität – ganz besonders entlang der Steilhänge der Stadt. Franz van Elsbergen nennt die Landstraße L675 zwischen Wetter und Herdecke sowie die Hagener Straße (B226). Baumkontrollen entlang öffentlicher Verkehrsstrecken sowie Erholungseinrichtungen seien wichtig, die Umgestaltung der Waldaußenränder und die Neupflanzung von Waldrand ebenfalls.
Regelmäßige Kontrollen
In Wetter kontrolliere der Stadtbetrieb regelmäßig „Straßen, Wege, Plätze und Wohnbebauungen, die an Waldränder angrenzen“, erklärt Jens Holsteg, Pressesprecher der Stadt Wetter, auf Anfrage der Redaktion. „Wenn dabei ein Schaden festgestellt wird, handelt der Stadtbetrieb entsprechend.“ Die Maßnahmen reichten dabei von der Entfernung von Totholz über einen Rückschnitt bis zur Fällung. Auch die Aufforstung von Waldflächen gehört im Bereich des Kommunalwalds zum Aufgabengebiet der Stadt. Die ist Mitglied in der Forstbetriebsgemeinschaft Hagen-Ruhrtal – einem forstwirtschaftlichen Zusammenschluss – und lässt sich auf diesem Weg „beförstern“, wie Franz van Elsberg die Unterstützung kommunaler Waldbesitzer durch Fachleute nennt.
Wie die Aufforstung von Waldflächen in Wetter aussehen kann, beschreibt Jens Holsteg am Beispiel Harkortberg. Unterhalb des Waldstadions „stand ehemals ein Buchenwald, der gefällt werden musste“, so der Pressesprecher. „Auf dieser Fläche haben sich unter anderem Ahornbäume selbstständig ausgesät und sind gut angewachsen.“ Zum Schutz der Fläche und zur Schaffung von Rückzugsgebieten für Vögel und Insekten sei zusätzlich ein naturnaher Waldrand mit Vogelnährgehölzen aufgebaut worden. Bei der Pflanzung von Bäumen könnten, so empfiehlt van Elsbergen, in Wetter unter anderem Bäume wie Eiche, Hainbuche oder auch Vogelkirsche in Betracht gezogen werden. Monokulturen sollten vermieden und Flächen möglichst mit Baumarten bepflanzt werden, „die resilient sind gegen die Optionen, die der Klimawandel bietet.“