Wetter. Elke Vollbracht war 47 Jahre lang Friseurin. Jetzt geht die Wetteranerin in Rente. Bei Creazione Bianco gehört Frank Hasenberg zu ihren Kunden.
Das Surren eines Föhns erfüllt den Laden, vor der großen Spiegelwand sitzt ein junger Mann und bekommt einen neuen Haarschnitt, auf zwei Polsterstühlen vor dem Tisch mit Magazinen wartet eine Mutter mit ihrem Sohn – Alltag bei Creazione Bianco in Wetter. Und mittendrin: Elke Vollbracht. Seit 1991 schneidet die Wetteranerin hier Haare, zaubert Trendschnitte und klassische Frisuren auf die Köpfe ihrer Kunden. Doch bald ist der Alltag von Elke Vollbracht ein anderer. Am 31. August geht sie in Rente. Nach 47 Jahren im Friseurhandwerk.
Eine besondere Zeit
„Es war mein Wunschberuf“, sagt die 64-Jährige auch nach all den Jahren noch voller Überzeugung. Das wusste Elke Vollbracht schon in jungen Jahren. Mit 15 begann sie ihre Lehre in Herdecke. Danach führte auch ihr beruflicher Weg die gebürtige Wetteranerin in ihre Heimatstadt: Zwölf Jahre lang schnitt sie Kunden im Friseursalon Stein die Haare, seit 1991 geht sie ihrem Traumberuf bei Creazione Bianco nach. Die ersten Jahre noch in dem früheren Ladenlokal, direkt gegenüber der heutigen Heimat des Salons in der Königstraße 3. Damals noch mit Eva Bianco als Chefin. „Das war eine besondere Zeit“, blickt Elke Vollbracht dankbar zurück. Mit der damaligen Inhaberin habe sie sich einfach „sehr, sehr gut verstanden“, sagt sie und schaut lächelnd zu Sebastiano Bianco. Der nickt. Damals war er noch in der Schule, heute führt er den Wetteraner Traditionsbetrieb in der nächsten Generation. „Für mich ist er der beste Chef“, sagt Elke Vollbracht.
„Man bekommt viel von den Höhen und Tiefen in den Leben der Menschen mit.“
Auch Sebastiano Bianco hat nur Gutes zu seiner langjährigen Mitarbeiterin zu sagen. „Das Besondere an ihr ist, dass sie die Kunden von A bis Z umsorgt“, sagt er. Gerade bei den älteren Kunden komme das sehr gut an. Die Kunden von draußen abholen und nach dem Haarschnitt wieder zu Tür bringen – für Elke Vollbracht ist das „selbstverständlich“. Genauso wie ein persönlicher Draht, den sie zu den Menschen hat, die zu ihr kommen. „Viele sind ja schon über 40 Jahre bei mir“, sagt die Friseurin, die verschiedenen Generationen die Haare frisiert hat. „Manche Kinder, denen ich die Haare geschnitten habe, kommen jetzt mit ihren eigenen Kindern“, freut sie sich. Sie alle hat sie ein Stück weit begleitet, zugehört, sich ausgetauscht. „Man bekommt ja viel von den Höhen und Tiefen in den Leben der Menschen mit“, weiß Elke Vollbracht.
Für alle Stammgäste heißt es jetzt Abschied nehmen von „ihrer“ Friseurin. „Viele sind traurig“, weiß Elke Vollbracht. „Heute ist unser letzter Termin“, sagt auch der nächste Kunde. Frank Hasenberg begrüßt die Friseurin herzlich: Seit 17 Jahren ist Elke Vollbracht die Friseurin seines Vertrauens. „Seitdem ich im Rathaus arbeite“, erzählt der Wetteraner Bürgermeister. Erst sei es „zugegebenermaßen der kurze Weg“ gewesen, schildert Hasenberg schmunzelnd, warum es ihn immer wieder zu Creazione Bianco geführt habe. Und warum ist er noch geblieben? „Elke Vollbracht ist eine tolle Friseurin“, sagt der erste Bürger der Stadt, während sie ihn zum letzten Mal in „ihrem“ Frisierstuhl Platz nehmen lässt. „Wir konnten uns immer toll unterhalten“, sagt Frank Hasenberg. „Sie ist ja auch Wetteranerin.“ Doch nicht allein über die Harkortstadt, auch über „Gott und die Welt“ habe man viel geredet.
Alles auf sich zukommen lassen
Viel von der Welt sehen, möchte Elke Vollbracht auch, wenn sie die Friseurschere aus der Hand gelegt hat. Wobei: Gereist ist die Wetteranerin schon immer gerne und viel. Vor allem Kreuzfahrten haben es ihr und ihrem Mann angetan. „Erst diesen Sommer waren wir in Griechenland, Italien und Kroatien unterwegs“, berichtet Elke Vollbracht, die ihre Wunschziele „eigentlich schon gesehen hat.“ Überhaupt möchte sie ihre freie Zeit nach 47 Jahren Arbeitsalltag gar nicht verplanen. Mehr Zeit für ihre Familie, für Mann, Schwiegermutter und Geschwister sowie ihre Freundinnen sind ihr wichtig. „Ansonsten lasse ich alles auf mich zukommen“, sagt sie.
Sie gehe mit „gemischten Gefühlen“, aber auch voller Vorfreude auf das, was kommt. „Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen“, ist sie überzeugt. Sie freut sich auf die Jahre ohne Arbeit. Trotzdem ist sie sicher: Ihre Kunden und das Team wird sie vermissen. „Der Salon ist wie eine große Familie“, sagt Elke Vollbracht und lächelt. „Aber wenn ich mal Heimweh habe, habe ich es ja nicht weit.“ Ihre - bald ehemalige - Arbeitsstätte kann sie schließlich zu Fuß erreichen. Elke Vollbracht lacht. Sie weiß, als Kundin wird sie bestimmt zurückkommen.