Herdecke. Weil jede Minute für die Patienten zählt und Rettungswagen manchmal fern sind: Die Feuerwehr in Herdecke ist schnell und kompetent vor Ort.
27 Mal im ganzen Jahr 2022 hat die Feuerwehr in Herdecke die Erstversorgung von Patienten noch vor dem Rettungsdienst übernommen. In nicht einmal zwei Stunden am Samstag war das gleich dreimal nötig. Zur Alarmierungszeit habe „kein nahe gelegenes Rettungsmittel zur Verfügung gestanden“, heißt es im Nachrichtenkanal für Blaulichtmeldungen etwas erklärungsbedürftig. Im Klartext gesprochen: Es stand kein Rettungswagen zur Verfügung, der näher an den Einsatzorten war als die Feuerwehr Herdecke in ihrer Wache am Herdecker Bach.
Immer mal wieder kommt es vor, dass die Leitstelle des Ennepe-Ruhr-Kreises zunächst einmal die Feuerwehr vorschickt, wenn in Herdecke medizinische Erstversorgung gebraucht wird. In Herdecke ist nur ein einzelner Rettungswagen stationiert, in Wetter ebenso, oft aber kommen die Rettungsfahrzeuge auch aus Witten, Hagen oder Dortmund. Wenn der Herdecker Wagen dann in einem Einsatz ist, bietet die Feuerwehr eine schnelle Lösung - und die Wehr ist für die medizinische Überbrückungshilfe bestens ausgerüstet.
Rettungsfahrzeug der Feuerwehr hat entscheidenen Schwachpunkt
Gut zwei Dutzend Feuerwehrmenschen in Herdecke haben eine First-Responder-Ausbildung. Das reicht vom staatlich geprüften Rettungshelfer bis zum Notfallsanitäter. Immer mindestens zwei Mitglieder dieser speziellen Gruppe rücken zu Patienten aus, und die Feuerwehr Herdecke hat dafür sogar ein eigens ausgerüstetes Fahrzeug. Ein Defibrillator ist an Bord, Sauerstoff ebenso, Intubationshilfen für Atemwegsprobleme ebenso. Bei aller notfallmäßigen Ausrüstung: Patienten aufnehmen kann das Fahrzeug der Feuerwehr nicht. Dafür muss der Rettungsdienst kommen. In allen drei First-Responder-Einsätzen am Samstag war das schließlich der Fall.
Zweimal ging es um ein chirurgisches Problem. Die Patienten wurden vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Im dritten Fall war eine Transporthilfe durch Mitglieder der Feuerwehr verlangt. Die Feuerwehr in Herdecke ist mit ihrem Notfallfahrzeug so gut ausgerüstet und auch gut ausgebildet vor Ort, weil die Herdecker hier einen besonderen Auftrag sehen. Sie wissen: Besonders bei Reanimationen zählt jede Minute. Als Ersthelfer wollen die Retter unbedingt schnell vor Ort sein und die Wiederbelebung starten. Nicht alle Feuerwehren im Kreis haben sich diesen Auftrag im gleichen Maße gegeben. Für die Leiststelle aber ist es gut, in Herdecke mit dieser Kompetenz disponieren zu können.
„Das war eine zufällige Häufung von Einzelfällen.“
Die Situationen am Samstag waren aus der Sicht der Herdecker Feuerwehr nicht dramatisch. Und so sieht auch der für den Rettungsdienst zuständige Ennepe-Ruhr-Kreis die aktuelle Zuspitzung als „eine zufällige Häufung von Einzelfällen.“ Das sagt Ingo Niemann, Pressesprecher der Kreisverwaltung auf Anfrage. „Das kommt schon mal vor“, kommentiert er die Einschaltung der First Responder, wenn mal gerade kein Rettungsfahrzeug samt Notarztbesatzung in der Nähe zur Verfügung steht. Ein Grund zur Sorge ergebe sich aus dieser eher einmaligen Ballung am Samstag nicht.
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Ist Herdecke mit nur einem Rettungswagen ausreichend bestückt? Sind genügend Retterkapazitäten nahe genug um Herdecke herum gruppiert? Braucht es Verschiebungen oder gar ausgeweitete Rettungsdienste? Diese Fragen haben aktuell aus einem anderen Grund als der Häufung vom Wochenende Konjunktur: Der Ennepe-Ruhr-Kreis überarbeitet gerade seinen Rettungsbedarfsplan. Im Herbst soll dieser im Kreistag beraten werden.