Herdecke. Der teure Umbau von Frei- und Hallenbad ist beschlossen. Unter freiem Himmel soll es am Bleichstein viele Änderungen geben, das missfällt einigen.

Klare Verhältnisse, aber Bedenken bleiben: Mit nur einer (erwartbaren) Gegenstimme von der FDP hat die Politik das Konzept zum Umbau des städtischen Frei- und Hallenbads beschlossen. In einer Ausschusssitzung zur Vorstellung der Umgestaltung der städtischen Anlage am Bleichstein äußerten sich aber auch einige besorgt wegen der vorgelegten Pläne für das Angebot unter freiem Himmel, zwei Enthaltungen seitens der Linksfraktion und von Die Partei waren die Folge.

Hallenbad wollen alle erhalten

Einigkeit herrschte schnell bei der Sanierung des Hallenbads, das bekanntlich auch die FDP erhalten will. Ein Duo von Hüssing Architekten und Deye Consulting skizzierte das Vorhaben, das demnach 4,78 Millionen Euro kosten und je nach Verfahrensfragen wie Genehmigungen bis Februar 2026 dauern würde. Die Abbrucharbeiten inklusive Schadstoffentsorgung sollen im 1967 gebauten Gebäude möglichst noch in diesem Jahr beginnen. In Sachen Technik/Energie, Umkleide, Sanitäranlagen, Abhangdecke und Fassade gilt dann das Motto: alles neu. Geplant sind auch Photovoltaik auf dem Dach und Verbesserungen der Barrierefreiheit, das Becken mit Hubboden werde komplett überarbeitet.

Durchgang zum Freibad

Mit einem veränderten Grundriss sollen auch Synergien zum unmittelbar angrenzenden Freibad entstehen. Wer künftig den gemeinsamen Eingang direkt neben dem Foyer der Bleichstein-Sporthalle passiert, gelangt entweder über einen separaten Weg zu den Freiluft-Becken oder kann sich auch in den Hallenbad-Umkleideräumen umziehen, um dann von dort nach draußen zu gelangen.

Viele Änderungen

Passendes Stichwort für Tino Krebs. Der Chef von Aqua Consulting erläuterte die Umgestaltung des Freibads. Das mit der Stadt Herdecke abgestimmte Konzept für 6,16 Mio. Euro nannte der Firmeninhaber eine günstige „Low-Cost“-Variante. Die beinhaltet neben moderner Technik ein neues Edelstahl-Schwimmer-Becken im Zentrum mit barrierefreiem Zugang und erhöhter Randumfassung. Daneben befindet sich ein Spaßbecken mit Luftsprudelliegen und Bodensprudler. Direkt angrenzend und somit an einem neuen Standort haben die Planer die vorhandene Breitwellenrutsche platziert, die sie etwas verlängern wollen.

Keine Rutsche und kein Sprungturm mit Becken

Wesentliche Veränderung im Freibad: Die große Rutsche verschwindet ebenso wie der Einschwimmkanal, Whirlpool und Sprungturm mitsamt Tauchbecken. An der Stelle soll es ein neues und zweiteiliges Kinderbecken mit der Aufteilung Planschen und Wassergewöhnung für die Kleinsten geben. Alles soll sowohl für das Aufseher-Personal als auch für Eltern gut einsehbar sein. Zudem verschwindet die Wärmehalle, in dem modernisierten Funktionsgebäude mit Keller bringen die Planer Toiletten, Erste Hilfe und Technik (ein Wasserkreislauf mit Ruhreinspeisung) unter. Es bleibe auch Platz für Imbisswagen. All das könne, sofern auch hier der Umbau-Startschuss jetzt im Spätherbst oder Winter erfolgt, im Mai 2026 zur Wiedereröffnung bereit stehen.

Fördergeld

Die schlechte Finanzlage der Stadt Herdecke lag wie ein Damoklesschwert über der erneuten Bäder-Diskussion. Wünschenswertes wie eine große Rutsche für eine Million Euro seien laut Kämmerer Osberg, der auch die DLRG-Bedenken nachvollziehen könne, nicht möglich. Experte Krebs berichtete, dass die teuerste Freibad-Umbau-Variante 12,8 Mio. Euro gekostet hätte.

Zur nun beschlossenen Sanierung am Bleichstein erhält die Kommune Fördergeld: 2,1 Millionen für das Hallen- sowie 2,7 Mio. Euro für das Freibad.

Beigeordneter Dennis Osberg hatte einleitend daran erinnert, dass die Stadt Herdecke aufgrund ihrer schlechten Haushaltslage eine recht preiswerte Variante mit Abstrichen bevorzugen müsse und die künftige Neuausrichtung vor allem Familien mit Kindern zugute kommen soll. Die Grünen erfuhren, dass die Kostensteigerung von 866.000 Euro gegenüber der letzten Rechnung durch die detaillierte Ausarbeitung zustande käme. CDU und SPD konnten sich mit dem vorliegenden Vorschlag anfreunden.

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Sebastian Muhs skizzierte dann Schwierigkeiten unter anderem für die DLRG, wenn der Sprungturm und das tiefe Becken daneben fehlen. Der Vorsitzende der Herdecker Ortsgruppe erläuterte die Probleme hinsichtlich Training und Prüfung für Schwimm- oder Rettungsabzeichen. Dafür müssten Einheimische künftig in andere Bäder der Umgebung ausweichen.

Dem Freibad am Bleichstein soll diese Breitwellenrusche an einem anderen Standort als bisher erhalten bleiben, die große Rutsche dagegen wird laut Planung ebenso entfernt wie der Sprungturm mit dem dazugehörigen Becken.
Dem Freibad am Bleichstein soll diese Breitwellenrusche an einem anderen Standort als bisher erhalten bleiben, die große Rutsche dagegen wird laut Planung ebenso entfernt wie der Sprungturm mit dem dazugehörigen Becken. © WP | Michael Hartung

Das griff Nico Fischer (Die Partei) auf, der sich um hiesigen Aufsichts-Nachwuchs und abwandernde Jugendliche sorgt. Kritik äußerte neben der FDP auch Vladimir Munk von der Linksfraktion, der enttäuscht von einer Verschlechterung des Angebots sprach. Osberg entgegnete: „Aufgrund der Finanzlage müssen wir Kompromisse eingehen. Die Alternative wäre gar kein Freibad mehr.“