Wetter. Es gibt sie tatsächlich schon zehn Jahre, die Vinothek Christho. Weinliebhaber Thorsten Keim und Ehefrau Christiane legten einst den Grundstein.
Beinahe wäre der runde Geburtstag unbemerkt an ihnen vorbeigezogen. Doch dann schauten Christiane und Thorsten Keim kürzlich etwas genauer in ihre Unterlagen. Und siehe da: „Wir haben tatsächlich am 1. Juni 2012 offiziell Eröffnung gefeiert. Der Umsatz am ersten Tag lag bei 68,50 Euro.“ Grund genug, die Erfolgsgeschichte dieses gastronomischen Kleinods Revue passieren zu lassen.
Job zur Studienzeit
Auf der Suche nach den Anfängen seiner Leidenschaft für Wein muss Thorsten Keim gedanklich weit zurück in seine Studienzeit reisen. „Damals jobbte ich in Jaques Weindepot in Bochum-Stiepel. Vorab fragte man mich dort, welche Affinität ich denn zu französischen Weinen habe. Meine Antwort lautete: keine. Ich trinke nur süßen deutschen Wein. Danach hätte ich den Job eigentlich nicht bekommen dürfen“, erzählt der Wetteraner schmunzelnd. Doch dieser Job legte nicht nur den Grundstein für seine Liebe zum, sondern auch für sein Wissen über Wein. Und so schrieb der gelernte Journalist, der Jahrzehnte für diese Zeitung arbeitete, immer wieder auch über Wein und Winzer. „Thorsten ist Weinliebhaber, wir haben viele Weinreisen unternommen, und er hatte eine Vinothek eigentlich schon lange im Kopf“, berichtet Christiane Keim. Richtig gezündet habe es aber erst, als ihr Mann davon erfuhr, dass die Barmer Ersatzkasse das kleine Geschäftslokal an der unteren Bismarckstraße aufgibt.
Viel Liebe zum Detail
„Christiane hatte mir davon erzählt, dass die Barmer dort rausgeht, und ich habe mir daraufhin ein paar Mal die Nase an den Schaufenstern platt gedrückt“, erinnert sich Thorsten Keim. Schnell fiel die Entscheidung, dort den langgehegten Traum zu verwirklichen. „In Anlehnung an das Geschäft eines Freundes in Buxtehude, der auch Wein und Deko verkauft, kamen wir auf den Dreiklang von Wein, Genuss und schönen Dinge“, so Keim weiter. Innerhalb von vier Wochen renovierten sie das winzige Ladenlokal von Grund auf und verwandelten es mit viel Liebe zum Detail in die „Vinothek Christho“. „Nach der Eröffnung hatten wir zunächst sehr schlanke Öffnungszeiten, also nur freitags abends und samstags am Vormittag. Der typische Wetteraner meinte sofort, dass unsere Vinothek nicht laufen werde, aber wir haben alle vom Gegenteil überzeugt. Jetzt ist es ein kleines Schmuckstück in Wetter“, so Thorsten Keim. „Aber“, so merkt er noch an, „wir mussten ja auch nicht davon leben. Es war und ist wirklich unsere Leidenschaft, wobei unser Maßstab immer war, top-professionell zu sein.“
Liebe zum Wein eint das Team
Vier Jahre lang bewirteten die Keims ihre Gäste in der Vinothek – lange Zeit mit Unterstützung von Margot Schuchardt. „Ins Bismarck-Quartier kam richtig Leben, seit 2013 gab es den Feierabendmarkt, der sich seitdem immer mehr zu einem Genussmarkt entwickelt hat. Aber irgendwann wurde es zu viel, auch gesundheitlich. Deswegen haben wir die Vinothek 2016 an Holger Fricke abgegeben“, erzählt Christiane Keim. Doch auch er zog sich nach zwei Jahren zurück. „Danach hat sich ein Team aus vier Leuten zusammengefunden, das die Vinothek gemeinsam führt. Christiane, Matthias Krahn, Tim Eisenblätter und Stefan Willeke kannten sich gar nicht so richtig gut, es prallten Biografien und Mentalitäten aufeinander. Aber eins eint sie: die Liebe zum Wein und der Wunsch, Wetter attraktiver zu machen“, meint Thorsten Keim.
Umzug in der Pandemie
Im Rückblick erinnern die Keims noch an eine weitere einschneidende Veränderung: den Umzug in das einst von Anika Fricke als „Adelkind“-Boutique betriebene Ladenlokal direkt gegenüber des alten Vinothek-Sitzes. Es bietet mehr Platz, eine eigene Toilette sowie einen Keller als Lager. „Eröffnung war im Februar 2021. Wir haben uns also mitten in der Pandemie räumlich verdreifacht und im Zuge dessen auch die Öffnungszeiten erweitert“, so Thorsten Keim, der abschließend betont: „ Die Vinothek ist nach wie vor ein Non-Profit-Projekt. Wir können aber inzwischen zwei Mini-Jobberinnen bezahlen. Unser Lohn ist, dass wir uns die Weine zum Einkaufspreis gönnen. Und: Wir machen das alles gerne für Wetter.“
Zukunftspläne
Ab 2023 können Gäste Tisch oder Fass reservieren.Ab sechs Personen gibt es eine Weinverkostung inkl. Snack und Wasser für 29 Euro pro Person, ab 15 Personen eine All-inklusiv-Verkostung für 35 Euro pro Person jeweils zu den regulären Öffnungszeiten.