Wetter. Vergessen war sie nie. Jetzt spielt die Kultband Grobschnitt noch einmal in Wetter. In 33 Jahren hat sich viel verändert. Viel ist auch geblieben.

Es ist 33 Jahre her, dass die Band Grobschnitt in Wetter auf der Bühne stand. Ihre Songs sind aktueller denn je. Lupo und Willi Wildschwein sind bei ihren Fans unvergessen. Aber auch sie erinnern sich noch sehr gut an ihre Auftritte in Wetter, das zeigt sich beim gemeinsamen Besuch im Stadtsaal, denn dort werden sie nach drei Jahrzehnten endlich wieder auftreten.

Wiedererkennungswert im Stadtsaal

„Hier hat sich ja nichts verändert“, meint Willi, als er durch die geöffnete Tür des Stadtsaals tritt. „Früher haben wir hier mit 800 Leuten gefeiert. Da vorne standen meist unsere behinderten Gäste, und die haben mich jedes Mal wieder beeindruckt. Die konnten feiern und tanzen. Die haben die Musik gefühlt und gelebt. Das war wirklich Wahnsinn“, schwelgt der Sänger in Erinnerungen. Dass er und Lupo sich überhaupt an die Konzerte erinnern, grenzt schon ein bisschen an ein Wunder. Es war eine wilde, aufregende Zeit damals. „Wir haben beispielsweise 1978 insgesamt 98 Konzerte gespielt. Dann kam der Auftritt im Rockpalast, und wir wurden vom Publikum zur besten Live-Band gekürt“, erinnert sich Lupo. „Damals sind wir Tag und Nacht mit denen hier rumgelaufen“, sagt Willi grinsend und deutet auf eine Sonnenbrille. „Alles war möglich, wir hatten immer nur gute Laune.“

Beispiellose Karriere

Die Karriere der Band ist beispiellos. Als Schülerband mit dem Namen Kapelle Elias Grobschnitt hatten sie im April 1971 ihren ersten großen Auftritt im evangelischen Gemeindesaal in Hagen-Eckesey. Von dort ging es steil bergauf. „Wir haben damals gesagt, erst die Dörfer, dann die Metropolen“, erinnert sich Lupo. „Wir haben viel in Norddeutschland und im Münsterland gespielt. Wir sind in unseren Bus gestiegen und haben uns aufgemacht, neue Fans kennenzulernen“, sagt er. Zunächst tourte die Band nur am Wochenende durch die Lande, schließlich hatten die ehemaligen Schüler jetzt Ausbildungsplätze, und die Lehre sollte erst abgeschlossen werden. Solide Berufe beim Finanzamt und als Industriekaufmann. Aber die Bühne reizte mehr.

Radiosender konnten die Hits nicht spielen

„Als wir unsere erste Platte in Hamburg aufgenommen haben, meinten wir, dass wir keine Jobs mehr bräuchten. Schließlich hatten wir jetzt eine eigene Platte“, so Willi und lacht. Das Problem: Kein Radiosender wollte die Lieder der Krautrock- und Progressive-Rockband spielen. Nicht, weil die Musik nicht gut war. Im Gegenteil. Aber die Songs waren einfach zu lang. „Wir hatten vier Lieder auf einer ganzen LP“, erklärt Willi.

Spektakulären Live-Shows

Doch die Band hielt durch und schaffte es, was nicht zuletzt auch an ihren spektakulären Live-Shows gelegen hat. Musik, Theatereinlagen, Pyrotechnik und Lichtspiele – es war gigantisch. Umso trauriger waren viele Fans, als es nach 1989 ruhig um die Band wurde. Hin und wieder gab es alte Platten neu aufgelegt, aber es war halt nicht die Band, die auf der Bühne stand und begeisterte.„Grobschnitt gab es nicht mehr. Irgendwann habe dann zuhause mit einer Western-Klampfe gesessen und ein bisschen gespielt und gemerkt, das kann funktionieren. Lupo und ich haben dann gemeinsam ein bisschen probiert“, erzählt Willi. Gemeinsam mit Willis Sohn Nuki konzertierten sie vor rund 100 Menschen im Werkhof in Hohenlimburg. Die Leute waren begeistert. Geboren war die Acoustic Party. „Es lief gerade wieder an, dann kam Corona. Wir haben zwei Jahre verloren“, sagt Willi bedauernd und fügt hinzu: „Bei anderen Bands war das auch eine schlimme Zeit, aber in unserem Alter zwei Jahre zu verlieren ist schon hart.“

Live-Album geplant

Eigentlich war auch ein Live-Album von der Acoustic-Party-Tour geplant. Corona ließ auch das nicht zu. Also gingen die Musiker ins Studio und produzierten dort das Album, das im Mai 2022 erschien.

Klassentreffen vor der Bühne

Nun ist die Pandemie vorbei, und für die Vollblutmusiker heißt es: „Nichts wie zurück auf die Bühne!“ „Das wird wie ein Klassentreffen – unsere alten Fans, deren Kinder und Enkel. Drei Generationen werden hoffentlich vor der Bühne sein. Wir werden nach dem Auftritt wie sonst auch ins Publikum gehen und mit den Leuten quatschen. Wir werden überall da spielen, wo die Leute uns hören wollen. Das ist unsere Band-Philosophie“, erklärt Lupo. Und somit natürlich auch in Wetter.

Neue Episoden

Am 14. Oktober ab 19.30 Uhr werden sie im Stadtsaal zu hören und sehen sein. Mit im Gepäck ihre bekanntesten Hits wie Solar Music, Rockpommels Land und Vater Schmidts Wandertag. Eingebaut in die akustischen Klänge werden viele neue Episoden. Wer bei Akustiksound an Gitarrenklänge am Lagerfeuer denkt, der wird enttäuscht. „Es wird wie saalfüllende Rockmusik klingen“, verspricht Willi.