Herdecke. Schon wieder soll bei der Sparkasse fusioniert werden. Warum der Rat in Herdecke trotzdem einhellig dafür gestimmt hat

Deutliche Kritik an ihrem Umgang mit der Kundschaft änderte nichts an der grundsätzlichen Zustimmung für ein Zusammengehen der Sparkasse HagenHerdecke mit der Sparkasse Lüdenscheid. Einhellige Zustimmung im Herdecker Rat gab es nicht zuletzt aber auch wegen einiger Zugeständnisse, die die Herdecker den übrigen Partnern bei der Fusion abringen konnten.

Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster, selbst an den Verhandlungen beteiligt, sprach von einer „super Teamarbeit“ der Herdecker Interessenvertreter. Kennzeichen des Erfolgs: Paragraph 10 der öffentlich rechtlichen Vereinbarung nennt das Haus an der Her­decker Stiftsstraße als eine der drei Hauptstellen der fusionierten Sparkasse, deren Erhalt bis mindestens Ende 2027 garantiert ist.

Das gleiche Datum spielt auch eine Rolle in der Nebenvereinbarung, die die Herdecker durchsetzen konnten: Ebenfalls bis Ende 2027 sollen Mitarbeitende interner Abteilungen der Sparkasse wie bisher in der Herdecker Hauptstelle untergebracht werden. Auch für die Zeit danach sei das anzustreben, so die Vereinbarung. Der neue Verbund sichert den Herdeckern zudem zu, beim Hauptstellengebäude „auf ein gepflegtes Erscheinungsbild“ zu achten und zu bedenken, dass das Gebäude für das Stadtbild eine prägende Bedeutung hat. Sollte die Sparkasse die Hauptstelle nicht mehr komplett für ihre eigenen Zwecke brauchen, soll darauf geachtet werden, dass der Mieter zu einer Sparkasse passt.

Kein „zahnloser Tiger“

„Wir haben da an einem Strang gezogen“, bestätigte SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Nadja Büteführ im Rat das Agieren der Herdecker Vertreter bei den Verhandlungen. Der neuerliche Zusammenschluss der Sparkassen nach der Fusion von Hagen und Herdecke erst vor wenigen Jahren ist für sie „keine schöne Entwicklung, aber eine allgemeine Tendenz.“ Auch CDU-Fraktionschef Patrick Wicker sah „wettbewerbstechnisch keine andere Wahl“, erklärte aber auch: „Für die Bürger vor Ort ist die Fusion keine gute Nachricht.“ Vor allem für den Fortbestand der jetzigen Hauptstelle sah er mittelfristig schwarz.

Kritisch beäugte Wicker auch die Risiko-Bewertung. Aktuell liege Lüdenscheid auf der anderen Seite der noch auf Jahre gesperrten Brücke der A45 - was sicherlich auch das Geschäft in der Region schwieriger mache. Darüber hinaus erinnerte er die Sparkasse an ihre Verpflichtung der Allgemeinheit gegenüber: Für die Sparkasse HagenHerdecke gelte das schon länger nicht mehr, kommentierte er die Reduzierung von Öffnungszeiten oder die Ausdünnung des Angebots in Ende. Auch Vladimir Munk von der Linken sah die heimische Sparkasse auf einem „falschen Weg“. Sie müsse fürchten, dass sich ein wenig kundenfreundliches Bild von ihr festige.

Nadja Büteführ nahm die Sparkassenkundschaft mit in die Verantwortung. „Wir müssen unser eigenen Verhalten hinterfragen“, erklärte die SPD-Ratsfrau und Landtagsabgeordnete. Die digitale Welt sei für immer mehr Kunden bequemer, das Analoge mit seiner persönlichen Beratung werde immer weniger gefragt. „Es bleibt sehr unbefriedigend“, stellte sie fest.

Die Skepsis von Patrick Wicker für die Zukunft der Sparkasse in Herdecke wollte Grünen-Fraktionssprecher Andreas Disselnkötter nicht teilen. Lange habe er die Fusionsverhandlungen an einem seidenen Faden hängen sehen. Nun aber habe sich offenbart: „Herdecke ist kein zahnloser Tiger.“ Die Verhandlungen hätten die Herdecker auf Augenhöhe mit den größeren Verhandlungspartnern gezeigt.

Am Dienstag soll die Verbandsversammlung den Zusammenschluss der neuen „Sparkasse an Volme und Ruhr“ fassen.

Gemeinsam auf Platz 8 in Westfalen-Lippe

Mit einer durchschnittlichen Bilanzsumme von 3,7 Milliarden Euro 2021 belegte die Sparkasse HagenHerdecke den 12. Rang der 56 Mitglieder des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe. Die Sparkasse Lüdenscheid kam mit 2,3 Milliarden Euro auf Platz 20, gemeinsam lägen sie auf Platz 8.Bei der Sparkasse HagenHer­decke übersteigen die Kundeneinlagen von 2,56 Milliarden Euro leicht die Kredite von 2,45 Mrd. €.Bei der Sparkasse Lüdenscheid betragen die Kundeneinlagen 1,84 Milliarden Euro, die Kredite nur 1,27 Milliarden Euro.