Herdecke/Hagen/Lüdenscheid. Fusion der Sparkasse HagenHerdecke: Vereinbart wurde mindestens eine personenbesetzte Geschäftsstelle je Trägerkommune. Offene Fragen in Herdecke

A45, Sauerlandlinie, Rahmedetalbrücke. Die meisten Herdecker verbinden mit dem Städtenamen Lüdenscheid bisher Verkehrsthemen und eine Vorbeifahrt auf dem Weg Richtung Süden. Nun aber steht die Fusion der hiesigen Sparkasse mit jener aus dem Sauerland an.

Diesbezüglich haben die Herdecker Vertreter – wie berichtet – noch Klärungsbedarf, etwa zur Bestandsgarantie der hiesigen Hauptstelle Stiftsstraße. Auf Anfrage teilen die Herdecker Verwaltungsratsmitglieder sowie Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster aber mit, dass sie von der wirtschaftlichen Notwendigkeit einer Fusion mit der Sparkasse Lüdenscheid überzeugt sind. „Wir begleiten die dazu geführten Gespräche und Verhandlungen auch weiterhin konstruktiv und solidarisch“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Sperrminorität beachten

Allerdings seien die Herdecker Interessen in den bisherigen Verhandlungen „nicht in geeigneter Weise berücksichtigt“ worden. Diese haben demnach heimische Politiker im Vorfeld formuliert. „Da es sich bei den Fusionsverhandlungen um sensible Gespräche handelt, finden diese nicht ohne Grund nicht-öffentlich statt.“ Daher werden sich die Herdecker Mitglieder nicht weiter zu dem Sachverhalt äußern.

Sie wollen aber noch einen wichtigen Hinweis platzieren: Die Satzung des Zweckverbandes der Sparkasse HagenHerdecke garantiert den hiesigen Beteiligten eine Sperrminorität. Das bedeutet den Angaben zufolge: „Ohne die Zustimmung der Herdecker Vertreterinnen und Vertreter kann eine Fusion deshalb nicht beschlossen werden.“

Vorbereitungen abgeschlossen

Die Sparkasse selbst hat nun eine Pressemitteilung zu den Verhandlungen der Institute in Lüdenscheid und HagenHerdecke veröffentlicht. Nachdem die beiden Verwaltungsräte die Vorstände im Februar mit der Aufnahme von Fusionsgesprächen beauftragt hatten, seien diese nun abgeschlossen. Die Beteiligten haben demnach auf Arbeits- und auf oberster Ebene Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Zukunftsperspektiven ausgelotet. Die Arbeitsgruppen haben ihre Ergebnisse kürzlich vorgelegt, so dass die beiden Verwaltungsräte über die weitere Vorgehensweise entscheiden konnten. Auf dieser Basis gab es nun bei zwei Terminen Anhörungen. Ergebnis: Die Beteiligten empfehlen den Trägern der beiden Sparkassen einen Zusammenschluss.

Die folgende Passage dürfte aus heimischer Sicht besonders im Fokus stehen: „Für die allermeisten Kunden wird die Fusion kaum spürbar.“ Laut Mitteilung soll der derzeitige Finanzdienstleistungs-Umfang in Form von mindestens einer personenbesetzten Geschäftsstelle je Trägerkommune (also auch in Schalksmühle, Herscheid und Halver) bis Ende 2028 erhalten bleiben.

Gesprächsbedarf zur Stiftsstraße

Weitere Erläuterungen dazu fehlen, auch auf Nachfrage wollte sich aktuell niemand wegen auszuverhandelnder Vertragsinhalte konkret dazu äußern. Nach der Berichterstattung jüngst in der Samstagausgabe und Vorgesprächen mit dieser Lokalredaktion ist aber klar, dass es aus Herdecker Sicht um eine Art Garantie für den Bestand des zentralen Standorts Stiftsstraße geht.

Bliebe die Frage, was nach den umstrittenen und viel kritisierten Änderungen mit der Filiale am Westender Weg passiert. Im Pressegespräch Anfang März hatte Sparkassen-Vorstand Frank Mohrherr verkündet, dass im Zuge der Fusionsgespräche keine Schließungen auf der Agenda stehen und dass das Geldinstitut für die umgestalteten Räume in Ende einen Mietvertrag über viele Jahre abgeschlossen habe. Ob es aber für die Anlaufstelle Kirchende wie beim Zusammenschluss Herdecke und Hagen 2016 erneut eine Zusicherung für die fortzusetzende Individualkundenberatung geben wird, bleibt abzuwarten.

Vorteile durch Zusammenschluss

Die Verhandlungs-Vertreter betonen vielmehr die Erkenntnis, dass die Sicherung des Sparkassenwesens vor Ort in größeren Einheiten deutlich bessere Möglichkeiten eröffne. Der größere Wirtschaftsraum biete mehr Potenzial im Markt. Auch Herausforderungen wie der demografische Wandel, die Digitalisierung, Regulatorik und das Niedrigzinsniveau lassen sich demnach im größeren Verbund besser meistern. Im Ergebnis werde das nachhaltige Geschäftsmodell weiter gestärkt, die Arbeitgeberattraktivität erhöht und zudem würden Arbeitsplätze gesichert. „Ob beispielsweise über die Gewerbesteuerzahlungen oder das hohe gesellschaftliche Engagement, von der Wirtschaftskraft profitiert die gesamte Region.“

In den Zweckverbandsversammlungen beschließen die politischen Vertreter der Trägerstädte final die Fusion. Die Tagung in Lüdenscheid steht nun am 24., jene der Sparkasse HagenHerdecke am 28. Juni an.