Herdecke. CDU, Grüne und FDP in Herdecke wollen jetzt auch einen Anbau für die Hugo-Knauer-Schule. Was sind die Gründe für den Sinneswandel?

Immer war es die gleiche Leier: Wenn der Haushalt fürs nächste Jahr beraten wurde, setzte sich die SPD für eine dauerhafte Zweizügigkeit der Hugo-Knauer-Schule ein – und holte sich eine blutige Nase. Zuletzt beim Haushaltsentscheid vor einem Monat. Dabei gab es Signale, dass die Ablehnung bei CDU, Grünen und FDP bröckelt. Jetzt haben die drei Parteien klar erklärt: Die überbuchte Grundschule soll auch mit ihrem Segen einen Anbau bekommen.

„Schulpolitik gestalten: CDU, Grüne und FDP reagieren auf veränderte Ausgangssituation“, so steht es über einer gemeinsamen Presseerklärung der drei Parteien, die bis 2015 auch in einer Koalition verbunden waren. „Wir stehen für die effiziente Nutzung von Schulräumen und möchten lieber in die vorhandene Bausubstanz investieren“, bringt Schulausschussvorsitzender Harald Müller (CDU) die bisherige Argumentation auf den Punkt. Nun aber müsse die Ausgangslage neu bewertet werden, so Müller weiter: Neu vorgelegte Zahlen der Verwaltung machten klar, dass acht Eingangszüge nicht mehr reichten: „Wir werden das räumliche Angebot in Herdecke erweitern müssen.“ Andreas Disselnkötter, Fraktionschef der Grünen, sagt auch wo: „Da sich die Hugo-Knauer-Schule schon lange eine zweite Eingangsklasse wünscht und die Errichtung dort einfacher und kosteneffizienter darzustellen ist (als am Schraberg), werden wir mit der Stadtverwaltung die Planungen für einen Anbau auf den Weg bringen.“

Künftig müssten flexibel auch immer mal wieder neun Eingangszüge möglich sein, wodurch ein Anbau „unabdingbar wird“, so die Presseerklärung. In Ende sei der erwartete Druck am größten. Auch die Schrabergschule müsse fit gemacht werden für die Anforderungen der Zukunft, so FDP-Fraktionschef Wilhelm Huck. Der ab 2025 an allen Grundschulen geltende Rechtsanspruch auf Offenen Ganztag verlangt auch hier nach mehr Raum.

Klare Empfehlung der Verwaltung

Bei den Haushaltsberatungen vor einem Monat hatte die SPD eine Zustimmung von der Vorfestlegung auf einen Ausbau der Hugo-Knauer-Schule abhängig gemacht. Aber CDU, Grüne und FDP waren dafür nicht zu haben. Um so größer ist jetzt die Freude bei Dr. Nadja Büteführ über „die späte Einsicht, dass die SPD Recht hatte.“ Das jahrelange Streben habe endlich zum Erfolg geführt. „Schön, dass ich das noch erleben darf!“, zeigt sie sich besonders erfreut über den Erfolg in der Sache. Den Hinweis von CDU, Grünen und FDP auf „neue Zahlen“ hält sie für „Quatsch“ und eine „Krücke“, um von der späten Einsicht abzulenken. Bereits zu den Etatberatungen gab es eine Vorlage der Verwaltung mit dem Fazit: Für einen Ausbau im Stadtteil Ende „bietet sich nach Abwägung aller vorliegenden Argument und Fakten das Gebäude der Grundschule Hugo Knauer an, um dort langfristig eine Zweizügigkeit zu realisieren.“

Das allein reichte CDU, Grünen und FDP aber nicht. CDU-Fraktionschefin Julia Brunow verweist auf neuere Zahlen aus den Gesprächen, die von Politik, Schulen und Schulverwaltung in Ende geführt worden sind. Die Erkenntnisse hätten die Forderung nach einem Anbau der Hugo-Knauer-Schule „jetzt schlüssiger gemacht“: Die jüngsten Zahlen prognostizierten „nahezu durchgängig neun Züge und nicht wie in vorherigen Dokumenten knapp acht, hier liegt für uns der entscheidende Unterschied.“

Gebäudekonzept noch in Arbeit

Die CDU hatte in der Etat-Diskussion eine Vorfestlegung zu Gunsten der Hugo-Knauer-Schule unter Hinweis auf das Nutzungskonzept für städtische Gebäude verweigert. Im November war es vom Beigeordneten Dennis Osberg vorgelegt worden, die weitere Beratung steht an.

Zwar hat es für den Stadtteil Ende mehrere Gesprächsrunden über die Schulentwicklung und den damit verbundenen Raumbedarf für Unterricht und Betreuung gegeben. Für andere Teile der Schullandschaft sind diese Gespräche aber noch nicht so weit, und auch die abschließende Beschlussfassung über das Nutzungskonzept steht noch aus. Aus Sicht von Julia Brunow ist aber nun bereits „im Diskussionsprozess für den Stadtteil Ende ein tragfähiges Konzept für beide Schulen entstanden.“

>>>Der Kommentar von Klaus Görzel: Ein später Triumph für die SPD

Das Signal kommt nicht überraschend: Die Hugo-Knauer-Schule kann wohl endgültig zweizügig werden. Hat die SPD lange genug gequengelt? Lag die SPD mit ihren Prognosen immer schon richtig? Oder haben sich bei den Voraussetzungen echt grundlegende Änderungen ergeben?

Lange gequengelt auf jeden Fall: Seit Jahren hat die SPD sich auf einen dauerhaft zweizügigen Ausbau der Hugo-Knauer-Schule festgelegt. Im Stadtteil mag ihr das Punkte gebracht haben. Andere Parteien haben dafür für sich reklamiert, die Zukunft der ganzen Stadt und nicht nur eines Stadtteils im Blick zu haben.

Immer wieder gab es einzelne Kinder, die an der Hugo-Knauer-Schule abgewiesen wurden und auf die zweite Grundschule in Ende, die Schrabergschule, gehen mussten. Dafür und auch in der Erwartung, dass die Schülerzahlen auch mal wieder sinken werden, einen teuren Anbau wagen? Das wollte bislang nur die SPD.

Neue Entwicklungen haben den Sinneswandel von CDU, Grünen und FDP leichter gemacht: Es kommen allgemein mehr Kinder in die Schule als erwartet, in der Nähe der Hugo-Knauer-Schule wird gebaut, die Betreuung braucht mehr Raum. Den späten Triumph hätten die drei Parteien der SPD aber vielleicht auch schon bei den Etatberatungen gönnen können.