Volmarstein. Über die Corona-Krise, einen Kulturwandel in der Gastronomie und seine Vision für die Zukunft spricht Hotelier Peter Vorberg.
Das Burghotel Volmarstein atmet Geschichte. Das Gebäudeensemble hoch überm Ruhrtal war einst Teil der Burganlage. Um 1850 entstand die Poststation, und noch heute erinnert die Burgschänke an die damaligen Kutscherstuben. Hotelier Peter Vorberg (77) übernahm 1975 den Familienbetrieb, den zuvor sein Vater Kurt Vorberg geleitet hatte. Was soll eine Pandemie einem Unternehmen anhaben, das schon Weltkriege überstanden hat? Die Lokalredaktion hat mit Peter Vorberg über die Corona-Krise, einen Kulturwandel in der Gastronomie und seinen optimistischen Blick auf die Zukunft des Burghotels gesprochen.
Wie haben Sie die Pandemie durchlebt?
Wir hatten ja zu keiner Zeit geschlossen, weil wir Geschäftsreisende beherbergen durften. Davon wurde auch Gebrauch gemacht, so dass wir den Hotelbetrieb zu 20 Prozent auslasten konnten. Die festangestellten Mitarbeiter waren alle in Kurzarbeit. Und die Aushilfen, die ja keine Unterstützung bekommen haben, sind weg und man kriegt sie auch nicht mehr. Die Geschäfte bekrabbeln sich ja gerade alle wieder, und alle suchen. Das ist wirklich ein Handicap. Wir sind sozusagen mit der alten Riege durch die Pandemie gekommen. Mitarbeiter, die schon in Rente sind, haben regelmäßig ausgeholfen. Außerdem sind auch die ganzen Netzwerke, die man hatte, auseinandergebrochen. Ansonsten hatten und haben wir in Bezug auf Corona den Vorteil, dass wir viel Fläche haben und die Leute gut auseinander setzen können.
Und jetzt sortieren Sie sich und das Geschäft gerade wieder. Sind da auch Veränderungen in Sicht?
Die Digitalisierung hält ja auch in unsere Branche Einzug. Da gibt es neue Hotelprogramme, dann gibt es die Luca-App, die mein Neffe Simion Vorberg eingerichtet hat. Der nächste Trend soll dann sein, dass man im Biergarten mit dem Handy bestellen und bezahlen kann. Er will die Digitalisierung forcieren, aber ich sehe da schon einen Kulturwandel. Denn dadurch verändert sich ja auch die Beziehung zum Gast, sie wird unpersönlicher. Wenn ich bekannte Gäste sehe und die mich fragen, welches Gericht ich empfehlen kann, dann tue ich das. Wenn das alles digitalisiert ist, wird es vom Handy direkt an die Küche weitergeleitet.
Ist das vielleicht auch eine Generationsfrage?
Also in den letzten Jahrzehnten hat sich das Burghotel mehr und mehr zu einer Bestell- und Veranstaltungsgastronomie mit Tagungen und Feiern entwickelt. Das Tagesgeschäft haben wir da nicht so gepflegt, aber das ist auch Mitarbeiter-intensiv. Und so wie mein Neffe Simion, der Mitte 20 ist, das aufziehen möchte, braucht er junge Leute, die mit all dem auf Du und Du sind. Unsereiner tut sich damit schwer, ich bin da noch in der alten Tradition verhaftet. Simion hat seinen Master in Umwelttechnologie gemacht; er bringt sich hier ein. Er kennt den Betrieb von klein auf. Das war bei mir auch so; ich habe hier als Kind schon Carlo Schmid, als der hier zu Gast war, die Schuhe geputzt. Ich war das älteste von sieben Geschwistern, und wir waren schon als Kinder mit dabei. Aber ich habe bis zu meinem 31. Lebensjahr auch etwas anderes gemacht als Gastronomie.
Spielt auch die Geschichte des Hotels noch eine Rolle?
Der Betrieb als Tagesgeschäft ist ein Relikt, das seine Hochzeit vor dem Krieg und unmittelbar nach dem Krieg hatte. Da gab es mit dem Ausflugsverkehr einen Massentourismus, da passte das noch. Mit der Terrasse und den anderen Räumen kann man rund 500 Leute bewirten. Aber damals liefen dann auch 12 bis 15 Kellner hier rum, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Jetzt ist er überdimensioniert, und zugleich gibt es Engpässe wie zum Beispiel den Parkplatz. Auch deswegen sehe ich es als schwierig an, das Veranstaltungs- und das Biergartengeschäft nebeneinander zu betreiben. Man muss entweder das eine oder das andere intensiv machen. Zugleich werden auch die Erwartungen der Gäste differenzierter. Es kommen zum Beispiel Leute zu uns rein, die sagen: Ich möchte einen Kaffee to go. Denen sage ich dann, dass sie gerne auf der Terrasse Platz nehmen dürfen, um dort einen Kaffee oder auch ein Kännchen zu bestellen. Es ist schwierig, sich da zu positionieren.
Wie schauen Sie auf die Zukunft des Burghotels?
Diese Gastronomie hier hat Zukunft, vor allem durch die Lage. Es muss allerdings ein stimmiges Konzept etabliert werden, und das ist von Haus aus schwierig, weil gerade Generationen aufeinander prallen. Mein primärer Wunsch, meine Vision ist jedoch, dass es das Burghotel in Familienhand bleibt. Bislang hat noch jede Generation etwas daraus gemacht.