Wetter. In der Seniorenresidenz Volmarstein werden Pflegeplätze abgebaut. Dafür gibt es bald 18 Plätze für alte Menschen in Wohngemeinschaften.

35 Pflegeplätze bleiben. Aber unter dem Dach der Seniorenresidenz Volmarstein macht Betreiber Dr. Lutz Lührmann zwei Wohngemeinschaften auf. Im langgestreckten Dachgeschoss sollen zehn Senioren einen WG-Platz finden, in einem separaten Haus weitere acht. Lührmann macht die Einrichtung der „Wohngemeinschaft Steveling” unabhängiger - vor allem beim Personal.

35 statt 53 Pflegebetten

Gerade hat Lührmann die Runterstufung von 53 auf 35 Pflegebetten durch. Nur 30 sind aktuell belegt. Grund: Corona und folgenreiche Ausbrüche, dazu der eklatante Fachkräftemangel im Bereich von Pflegenden mit Examen. „Die fallen nicht vom Himmel”, weiß der Betreiber gleich mehrerer Senioreneinrichtungen. Bei 18 WG-Plätzen fällt der nicht so ins Gewicht: Das andere Konzept verlangt anderes Personal. Menschen in einem Pflegebett können erwarten, dass rund um die Uhr jemand für sie da ist. Eine Wohngemeinschaft hat eine Präsenzkraft, die von 8 bis 20 Uhr im Haus ist und nicht einmal eine Fachpflegekraft sein muss. Dennoch wird mehr geboten als bei reinem Seniorenwohnen oder einer seniorengerechten Wohnung. Die Wohngemeinschaft sei im Prinzip „wie eine Wohnung”, sagt Lutz Lührmann, natürlich mit zusätzlichen Angeboten.

Hoffnung auf gute Belegung

Rund 500 Euro für eine gut 50 Quadratmeter große Wohnung stehen im Mietvertrag. Dazu kommen die anteiligen Kosten an der Präsenzkraft: 450 Euro. Mit 380 Euro schlägt der Betreuungsvertrag mit einer ambulanten Pflege zu Buche. Kommt noch das Essen hinzu. Wer sich alle drei täglichen Mahlzeiten machen lässt, ist mit 450 Euro dabei einschließlich Wäsche. Lutz Lührmann denkt, dass er sich damit „im unteren Preissegment bewegt”, dafür aber begründete Hoffnung auf eine gute Belegung hat.

Umbau nicht nötig

Großartig umgebaut werden muss nicht. Schon jetzt gibt es Aufenthaltsräume im Dachgeschoss und die Möglichkeit zum gemeinsamen Kochen. Und in dem separaten Haus geht’s vom Wintergarten gleich in eine offene Wohnküche. Durch einen unterirdischen Gang sind die beiden Gebäude miteinander verbunden. Fünf der für die beiden WGs gedachten Zimmer sind noch belegt. Der Wechsel in eine WG ist ebenso denkbar wie ein Umzug im Haus. Auch WG-Bewohner werden älter. Bei einem erhöhten Pflegebedarf können sie am Steveling in den klassischen Pflegebereich verlegt werden - oder sich in der Wohngemeinschaft pflegen lassen. Ein „Umtopfen” ist nicht nötig.

Keine Entlassungen

Lutz Lührmann weiß um den „Marketing-Effekt” dieser Möglichkeit, wie er selbst sagt. Nur weil er 18 Plätze für die WGs in Beschlag nimmt, müsse niemand mit einer Entlassung rechnen, sagt Lutz Lührmann. Er ist froh, wenn er nicht Fachkräfte von außen befristet dazu verpflichten muss. „Wer Ressentiments gegen Ausländer hat, verliert sie spätestens in der Pflege”, ermuntert Lührmann zu einem unvoreingenommenen Blick auf Menschen, die sich um andere Menschen im Pflegebett kümmern. Vielleicht seien da ja auch bald schon Fachkräfte aus der Ukraine drunter. Zum 1. April ist der Antrag für die neue Nutzung gestellt. „Wir gehen das in Ruhe an”, sagt Lutz Lührmann. Viel gewerkelt muss ja nicht. Nur draußen, da wird unter dem Schild für die Seniorenresidenz Volmarstein bald auch ein Schild prangen für die Wohngemeinschaft Steveling. Motto: „Gemeinsam wohnen in Volmarstein.”

Kein Umzug bei zunehmendem Hilfebedarf

Die Senioren-WGs sind in erster Linie gedacht für ältere Menschen mit und ohne körperliche und geistige Einschränkungen.Die Bewohner sollen möglichst ihre Selbstständigkeit behalten und doch bei Verschlechterungen ihres Zustandes nicht mehr zu einem Umzug genötigt sein.Die Leistungen können einem steigenden Hilfebedarf leicht angepasst werden.Für die große WG im Dachgeschoss des Hauptgebäudes gibt es sogar einen eigenen Eingang.