Herdecke/Wetter. In Wetter und Herdecke bekamen 97 Bürger sowie 49 Firmen Flut-Soforthilfe. Auch die Bürgerstiftung hat den größten Teil der Spenden ausgezahlt.
Vor ziemlich genau zwei Monaten stand vielen Wetteranern und Herdeckern das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Fluten drangen auch in viele Gebäude hier im Ruhrtal ein und richteten teilweise enorme Schäden an. Bis Ende August konnten Betroffene Soforthilfen beantragen, ehe nun ab diesem Freitag Geld aus einem Wiederaufbaufonds fließen soll.
In Wetter, so teilt es die Stadt auf Anfrage mit, gingen 56 Anträge von Privatleuten ein. Demnach erhielten Bürger insgesamt 142.000 Euro Soforthilfe für ihre Hochwasserschäden, elf Anfragen lehnte das zuständige Amt ab. Das bearbeitete auch 39 gewerbliche Anträge und zahlte 195.000 Euro (das Geld erstattet das Land Nordrhein-Westfalen) an Firmen aus. Drei Betriebe gingen leer aus, da bei deren Formularen Formalien nicht stimmten.
Herdecker Bürger reichten in ihrem Rathaus 77 Hochwasser-Anliegen ein. 41 bekamen Beträge in einer Gesamthöhe von 83.000 Euro, 36 Personen erhielten aus unterschiedlichsten Gründen einen ablehnenden Bescheid. Manche hatten Geld erbeten, obwohl deren Versicherung schon etwas gezahlt hatte. Andere wollten Luxusgüter erstattet bekommen. 13 von 17 Firmen, die ein Soforthilfe-Gesuch vorgelegt hatten, kamen ebenfalls zum Zuge. 65.000 Euro gingen insgesamt an Herdecker Betriebe.
In einem Fachausschuss erklärte Kämmerer Dennis Osberg kürzlich, dass sich die Stadtverwaltung darauf vorbereite, auch künftig Hochwasser-Betroffene zu beraten. Diesbezüglich stehe aber das genaue Prozedere noch nicht fest, auch weitere Detailfragen seien aus kommunaler Sicht noch offen.
Klar ist allerdings, dass die ausgezahlte Soforthilfe auf die nun möglichen Wiederaufbau-Anträge bei der NRW-Bank angerechnet werde. Zudem können auch Städte ihre Wasserschäden für den Wiederaufbauplan der öffentlichen Infrastruktur als Gesamtkonzept auflisten. In Herdecke beispielsweise fallen städtische Gebäude wie die Robert-Bonnermann-Turnhalle, das Jugendzentrum Fachwerk am Bachplatz sowie Brücken und Straßen darunter.
158.000 Euro Spenden für Stiftung
Unterdessen steuert auch die Herdecker Bürgerstiftung auf das Ende ihrer Fluthilfe zu. Bemerkenswerte 158.000 Euro hatten Bürger gespendet, die Stiftung erhielt 50 Anträge und zahlte in einem unbürokratischen Verfahren alles bis auf 23.500 Euro an Betroffene aus. „Im Schnitt dürften es rund 3000 Euro pro Haushalt gewesen sein. In einem Fall waren es 7000 Euro, da es sich dabei um einen Krankheitsfall und medizinische Unterstützung handelte“, sagt Vorsitzende Annette Brincker. Den restlichen Betrag will der Vorstand wahrscheinlich an drei Eigentümer von besonders beschädigten Gebäuden überweisen.
SIHK hilft bei Antragstellung
Nach Schätzungen der auch für Wetter und Herdecke zuständigen Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer Hagen (SIHK) sind in der Region 2000 Unternehmen mit einem Schadensvolumen von 1,4 Milliarden Euro betroffen. Insgesamt stehen in Nordrhein-Westfalen rund 12,3 Milliarden Euro für Unternehmen, Privatpersonen, Landwirtschaft und kommunale Infrastruktur zur Verfügung. Das Wiederaufbau-Programm sieht für Unternehmen Zuschüsse von bis zu 80 Prozent des entstandenen Schadens vor. Erstattet werden Schäden an Gebäuden, Inventar, Material und auch Einkommensverluste. Gutachten müssen das belegen. Die entsprechende NRW-Richtlinie soll am 17. September in Kraft treten, ab Freitag können auch Anträge über die Online-Plattform der NRW-Bank gestellt werden. Die SIHK berät ihre Mitgliedsunternehmen bei allen Fragen zur Antragstellung über ihre Hotline 02331/390-333 und per E-Mail (krisenhotline@hagen.ihk.de, Info: www.sihk.de/hochwasser).
„Wir haben sehr herzliche Reaktionen und berührende Dankesworte erhalten“, berichtet Brincker und zieht zufrieden Bilanz. „Es war ein Stiefel voll Arbeit und sehr dynamisch. Ich denke aber, dass wir allen Antragstellern gerecht wurden.“