Herdecke. Hochwasser: Die Bürgerstiftung hat viel von 140.000 Euro Spendengeld an Betroffene ausgezahlt. Auch Stadt Herdecke und Wetter mit Zwischenfazit.
Schnelle Unterstützung nach dem Hochwasser vor vier Wochen: Seit einigen Tagen können Betroffene in Nordrhein-Westfalen ihre Schäden durch die Flut bei den Kommunen anzeigen und eine Soforthilfe beantragen. Auch in Wetter (siehe unten) und Herdecke gingen zahlreiche Anträge bei den Rathäusern ein. Obendrein sammelt bekanntlich die hiesige Bürgerstiftung Geld, um weiteres Leid in der Stadt an den Ruhrseen zügig zu lindern.
Mehr als 140.000 Euro landeten auf dem Konto der Herdecker Bürgerstiftung, wie die Vorsitzende Annette Brincker berichtet. 40 Anträge gingen ein, deren Abarbeitung soll im Laufe dieser Woche enden. Erfreulich: Zahlreiche Betroffene bekamen bereits gespendetes Geld. „Auch alle anderen Antragsteller erhalten in Kürze Überweisungen, ein bisschen Geduld braucht es auch noch bei der Ausstellung von Spendenquittungen“, sagt Brincker und erwähnt emotionale Dankschreiben von jenen, die nach den Überschwemmungen viel oder gar sehr viel verloren haben. „Manche Betroffene waren zunächst sehr zurückhaltend. Sie wollten verzichten, da andere schlimmer dran seien und mehr finanzielle Unterstützung bräuchten. Doch generell haben wir gute Lösungen gefunden.“
Guter organisatorischer Ablauf
Die Bürgerstiftung nehme bis Ende August weiter Anträge an. Derzeit sei noch etwas von dem Geld übrig, um weitere Hilfe auszuzahlen. „Total zufrieden“ sei der Vorstand mit dem Prozedere. Nachdem Mitglieder vor allem Formulare in den beschädigten Straßenzügen verteilt hatten, kamen diese ausgefüllt zurück. So entstand eine Liste und eine Übersicht, wer was in welcher Höhe ersetzen muss. „Alle Antragsteller erhielten von uns eine Bestätigungsmail. Neben Bargeld ging es oft um weiße Ware, also Elektrogeräte wie Wasch- oder Spülmaschine“, so Brincker. „Einige haben ihren kompletten Hausstand verloren. Gestern sagte mir jemand, dass sie komplett mit den Nerven am Ende sei. Die Belastung wird auch in Wochen noch zu spüren sein.“
Luftbilder vom Hochwasser in Wetter und Herdecke
Die Bürgerstiftung bildete 500-Euro-Pauschalen, um schrittweise Geld an Leute aus besonders gefluteten Straßen zu überweisen. „Befürchtungen, dass womöglich etwas auch an falscher Stelle landet, können wir ad acta legen.“ Absprachen gab es mit der Stadt und der Firma Dörken wegen deren Patenschafts-Angebot, um Doppelungen von Hilfsangeboten zu verhindern. Dank der kurzen Wege und vielen Kontakte in Herdecke könne der Stiftungsvorstand zufrieden ein Zwischenfazit ziehen.
Manche melden Luxusgüter
Unterdessen hat die Stadt Herdecke 59 Soforthilfe-Anträge für Privathaushalte und ein Dutzend von Gewerbetreibenden erhalten, wie es auf Anfrage hieß. Die Kämmerei bewilligte 37 Anfragen von Bürgern und lehnte 21 ab (Gewerbe: zehn Zusagen, eine Ablehnung), zwei Fälle stecken noch in der Bearbeitung. 73 Prozent der Anträge betreffen Schäden von Privatleuten (23 % Gewerbe). 75.000 Euro gingen bisher an Bürger, die vor allem am Herdecker Bach, an der Hauptstraße und der Voßkuhle wohnen. 50.000 Euro erhielten Gewerbetreibende.
Absagen gab es demnach, weil die Wertgrenze von 5000 Euro nicht erreicht wurde, weil Antragsteller nicht am Ort des Schadensereignisses mit Hauptwohnsitz gemeldet seien oder keine akute Notlage vorliege. „Es wurden auch Schäden an Gegenständen oder in Räumen gemeldet, die man ohne Weiteres als Luxus(güter) bezeichnen kann“, teilte die Stadtverwaltung mit.
Meist gingen die Soforthilfe-Anträge per Mail ein, in Einzelfällen folgten demnach Telefonate, wenn noch Klärungsbedarf bestehe. Insgesamt könne die Verwaltung von einer guten und freundlichen Zusammenarbeit berichten. Anfragen, die in der Woche nach dem Hochwasser eingingen und die Voraussetzungen erfüllten, bewilligte die Stadt schon am 26. Juli und zahlte am gleichen Tag das Geld aus.
Mehr als 200.000 Euro für Wetteraner
Bei der Stadtverwaltung Wetter gingen bisher etwas mehr als 70 Soforthilfe-Anfragen zu Hochwasserschäden ein. Zusagen gab es für mehr als 60 Anträge. „Einige wenige wurden abgelehnt, bei einigen Anträgen warten wir noch auf Antworten aus dem Ministerium“, heißt es aus dem Rathaus.
Der Schwerpunkt bei den Schäden und damit bei den Anträgen liege im Schöntal. Insgesamt erhielt die Stadt 1,5 Mal mehr private als gewerbliche Anfragen. Das finanzielle Volumen liege zwischen 1500 und 3500 pro Haushalt sowie bei 5000 Euro pro Unternehmen. Insgesamt habe die Stadt bisher mehr als 200.000 Euro ausgezahlt. Abweisungen gab es, wenn der Mindestwert an Flutschäden (ohne Versicherungsabdeckung) von 5000 Euro nicht erreicht wurde.
Formulare im Internet, Ansprechpartner in Kommune
Nach dem Bund hatte auch das Land Nordrhein-Westfalen Soforthilfen (200 Millionen Euro) für von der Unwetterkatastrophe betroffene Bürger und Unternehmen bereit gestellt.Die Abarbeitung zur Linderung existenzieller Not übernehmen die Kommunen. Formulare und mehr gibt es im Internet (www. land.nrw/soforthilfe, www.herdecke.de, www.stadt-wetter.de).
„Die Verwaltung und der Stadtbetrieb haben sich nach dem Hochwasser persönlich ein Bild von der Lage vor Ort gemacht; sind dabei mit vielen Betroffenen ins Gespräch gekommen und konnten dadurch gezielte Hilfe anbieten“, teilte die Stadt Wetter mit. Sie habe gebeten, die geschätzten Hochwasserschäden im Vorgriff auf die zu erwartende Unterstützung vom Land per Mail der Verwaltung zu melden.
Die Wirtschaftsförderung koordiniere und bearbeite unbürokratisch die Soforthilfe-Anträge, sie sei im ständigen Austausch mit Betroffenen und jederzeit ansprechbar für Fragen zu dem Thema. Besondere Vorkommnisse? Fehlanzeig