Herdecke. Sparkassen-Vorstand Frank Mohrherr rechtfertigt im Rat Herdecke Reduzierungen. Die Politiker zeigen sich in Sorge.
Hat die Sparkasse im Stadtteil Ende eine Service-Wüste hinterlassen? Die Aufregung im Frühjahr war groß und hat sich immer noch nicht ganz gelegt. Sparkassen-Vorstand Frank Mohrherr sah sich jetzt im Rat kritischen Fragen aus der Politik ausgesetzt. Auch wenn er versicherte, dass die Sparkasse immer noch das umfassendste Angebot vor Ort macht, lieferte ausgerechnet die Bürgermeisterin ein Beispiel für eingeschränkten Service.
Banken und Sparkassen haben es nicht leicht. In einer langen Phase niedriger Zinsen ist schwer Geld zu verdienen. Immer mehr Kunden setzen auf digitale Möglichkeiten für ihre Bankgeschäfte – entsprechend weniger los ist in den Geschäftsstellen. Frank Mohrherr, Vorstand der Sparkasse HagenHerdecke und vor dem Zusammenschluss schon bei der Sparkasse Herdecke, hat dafür Zahlen: Über 60 Prozent der Kundinnen und Kunden nutzen Onlinebanking. Das entspreche einem Plus von fast 14 Prozent seit Januar 2019.
Für den Herdecker Standort Kirchende hieß das im Frühjahr: Keine durchgängige Beratung mehr, sondern nur noch nach Termin. Kein Bargeld mehr über den Schalter und keine Annahme mehr von Überweisungen. Für Mohrherr ist das eine notwendige Reaktion auf das geänderte Kundenverhalten. Der digitale Anteil werde zunehmen. Gleichzeitig bleibe die Sparkasse HagenHerdecke nach wie vor das Kreditinstitut mit dem größten Geschäftsstellennetz in beiden Städten. Mohrherr: „Das ist das beste Angebot von allen Wettbewerbern. Das Sparkassen-Rot dominiert.“
Dieter Kempka von der Linken überzeugte das nicht: „In Herdecke sind die Alten verzweifelt, weil sie keine Sparkasse mehr haben.“ Das wollte Frank Mohrherr so nicht stehen lassen. Einschränkungen beim Service: Ja. Schließlich sind in Ende die Mitarbeitenden nicht mehr sofort persönlich erreichbar. Daher nimmt Mohrherr „durchaus wahr, dass die Veränderungen unangenehm sind.“ Aber die Sparkasse steuere auch gegen: Mit Beratungsangeboten in Kirchende, wie denn Geschäfte mit Hilfe der Terminals zu erledigen sind. Mit einem Bringservice für Bargeld. Mit Dienstleistungen per Telefon.
Wichtiger Sponsor in der Stadt
Patrick Wicker (CDU) stellte trotzdem in Frage, dass mit einer Stärkung im digitalen Angebot „der Durchschnitts-Herdecker abgeholt wird.“ Wicker sprach jedenfalls von einem „Vertrauensverlust“ der Sparkasse in Herdecke und von der „großen Sorge“, mit der er die Entwicklung betrachte. Alles werde viel unbequemer, befand Klaus Klostermann (SPD). Und Andreas Disselnkötter von den Grünen fragte, wie lange ein Geschäftsmodell gut gehen könne, das auf weniger Service zu höheren Preisen basiere.
Online-Konten seien auch billiger geworden, erklärte Mohrherr. Insgesamt aber sei die Sparkasse ein Wirtschaftsunternehmen, das sich auf dem Markt erfolgreich aufstellen müsse. Das sei um so wichtiger, da die Sparkassen ja auch eine Verpflichtung zum Gemeinwohl hätten. Auf über eine Millionen Euro addierte er die Unterstützung des Öffentlichen Lebens in Herdecke im Jahr: 600.000 Euro im Schnitt gibt sie für Spenden, Sponsoring oder Ausschüttung an die Stadt. Und höher noch sei die jährliche Gewerbesteuerzahlung.
Eine Dreiviertelstunde dauerten die Ausführungen des Sparkassen-Vorstands und die Diskussion darüber. Zum Schluss meldete sich Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster zu Wort: Sie habe mit ihrem Sohn etwas von dessen Sparbuch abheben wollen „und dabei schon was von Service-Wüste“ empfunden. Sie jedenfalls fände es schön, wenn solch ein Abheben auch wieder in der Mittagspause erledigt werden könne oder an wenigstens einem Abend in der Woche – damit man angesichts der eigenen Arbeitszeiten damit nicht bis Samstag warten müsse.
Blick auf die anderen Banken
Frank Mohrherr blickte bei seinem Bericht über die Sparkasse HagenHerdecke auch auf die Wettbewerber in der Stadt.Die Commerzbank am unteren Beginn der Fußgängerzone sei im Oktober geschlossen worden. Die Filiale der Postbank in Kirchende (nicht die DHL-Post) habe im November zu gemacht.Den Standort Ruhraue wolle die Postbank im nächsten Jahr aufgeben, so die Ankündigung.Bei der Anzahl personenbesetzter Stellen und von SB-Bankautomaten stehe die Sparkasse immer noch beispiellos gut da.