Wetter. Allein oder mit Verwandten werden wohl die meisten Senioren im Kreis das Impfzentrum in Ennepetal erreichen. Und was tun die anderen?

Wetter/Herdecke. Impfzentren in NRW sollen ab Ende Januar, spätestens Anfang Februar, in Betrieb genommen werden, um unter anderem den über 80-Jährigen im Land eine Impfung anzubieten. Ab 18. Januar sollen alle Menschen über 80 Jahren einen Brief erhalten, mit dem sie über die Hotline 116 117 der Kassenärztlichen Vereinigungen telefonisch Termine in den Impfzentren vereinbaren können.

Allein oder mit Verwandten

Noch wisse der Kreis nicht mehr als das, was NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in dem Briefing am Montag habe verlauten lassen, sagt Ingo Niemann, Pressesprecher des Ennepe-Ruhr-Kreises. Wie Senioren an einen Impftermin kommen, ist über die Hotline geklärt. Aber wie kommen nicht-mobile Senioren ins Impfzentrum des EN-Kreises nach Ennepetal? "Stand jetzt geht man davon aus, dass die meisten Senioren entweder noch mobil oder so vernetzt sind, dass sie allein oder eben mit Verwandten oder Bekannten zum Impfzentrum fahren können. Laut Minister Laumann sollen diejenigen über 80-Jährigen, auf die das nicht zutrifft, warten, bis der Hausarzt das Impfen übernimmt", so Niemann. Ob die Begleitperson das Impfzentrum betreten darf oder im Auto warten muss, müsse noch geklärt werden. Ab dem 18. Januar solle bekanntlich ein Brief des Ministers an über 80-Jährige verschickt werden. "Was da drin steht, wissen wir aber noch nicht. Ein Entwurf soll in dieser Woche kommen; eventuell müssen wir dann noch die eine odere andere lokale Information einarbeiten", sagt der Kreispressesprecher.

Nach wie vor gelte aber: Zum jetzigen Zeitpunkt können unter der Hotline noch keine Termine für einen Besuch des Impfzentrums vereinbart werden, auch Wartelisten werden nicht geführt. Aus diesem Grund bitten alle Beteiligten darum, weder in der Kreisverwaltung noch bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe mit dem Wunsch, einen Termin vereinbaren zu wollen, anzurufen. Dies blockiere aktuell unnötig Kapazitäten, die für andere Aufgaben benötigt werden. Sobald die KV die für einen Besuch des Impfzentrums zwingend notwendigen Termine über die Telefonnummer 116 117 vergeben könne, werde dies bekanntgeben.

Verantwortliche vor Ort

Vor Ort im Impfzentrum in Ennepetal ist die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe für alles Medizinische verantwortlich. Die ärztliche Leitung liegt in den Händen von Dr. Christian Füllers, sein Vertreter ist Ludger Keßel. Das medizinisch ausgebildete Personal, das in den fünf Impfstraßen eingesetzt werden soll, sucht und findet die KVWL über ein Internetportal. Die Kreisverwaltung trägt die Verantwortung für das Organisatorische rund um den Betrieb des Zentrums. Da der Kreisverwaltung hierfür die notwendigen Personalkapazitäten fehlen, hat sie einen Vertrag mit dem DRK Schwelm geschlossen. Organisatorischer Leiter des Impfzentrums ist Andreas Töpke.

So läuft die Impfaktion ab

Und wie läuft eine Impfaktion im ehemaligen Aldi-Markt an der Kölner Straße 203 in Ennepetal ab? Zunächst wird am Eingang die Temperatur der zu impfenden Person gemessen und kontrolliert, ob sie für die Impfung angemeldet ist. Ist das der Fall, wird ein Fragebogen samt Informationen auf einem Klemmbrett ausgehändigt, das der Impfling bis zum Ausgang mit sich führen muss. Den Impflingen wird ein Platz auf einem der Stühle, die im ausreichenden Abstand zueinander aufgestellt sind, zugewiesen. Dort sollten sie das Informationsblatt lesen und den Fragebogen ausfüllen.

Impfkabine

Im ersten Raum der Impfkabine wartet ein Arzt auf den Impfkandidaten. Er fragt ab, ob derjenige Medikamente, nicht zuletzt etwa Blutverdünner einnimmt, Allergien hat oder schon einmal auf eine Impfung überreagiert hat. Außerdem hat der Impfling Gelegenheit, Fragen zu stellen. Steht der Impfung nichts entgegen, geht es nach dem Arztgespräch in den zweiten Raum der Impfkabine. Dort setzt eine medizinische Fachkraft die Spritze.

Ruheraum

Nach der Impfung soll sich der Geimpfte noch 15 Minuten ausruhen. Dafür gibt es einen großen Bereich, in dem Tische und Stühle weit auseinander stehen. Jeder muss den Startknopf einer Uhr drücken, die nach 15 Minuten das Signal für den Aufbruch gibt – natürlich nur, wenn sich die betreffende Person wohl fühlt. Um den ansonsten eher steril wirkenden Ruhebereich ansehnlich zu gestalten, hängen an den weißen Wänden übrigens zahlreiche Kunstwerke – zur Verfügung gestellt von Künstlern aus Hattingen, Witten, Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm.

Ausgang

Zum Abschluss geht es zum Schalter am Ausgang, wo das Formular, mit den entsprechenden Vermerken für Arztgespräch und Impfung, wieder abgegeben wird. Die von der KVWL gestellten Kräfte geben dort die Daten ein, die auf einem Zentralserver abgelegt werden. Wichtig ist vor allem, die Charge des Impfstoffs zu registrieren – zum einen, um diese bei etwaigen Problemen zuordnen zu können, zum anderen aber, um sicherzustellen, dass der Impfling nach 21 Tagen die erforderliche zweite Impfung mit dem richtigen Impfstoff erhält. Schließlich sollen bald neben dem von Biontech/Pfizer auch andere Vakzine zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt müssen die Unterlagen auch abgegeben werden, falls ein Kandidat aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht geimpft wurde.

Bilanz nach Testdurchlauf

"Für das Arztgespräch sind drei Minuten vorgesehen, für den reinen Impfvorgang zwei bis drei Minuten“, so Dr. Christian Füllers. Das sei natürlich eine Mischkalkulation, denn der eine habe mehr Fragen als der andere und ein jüngerer Mensch sei in der Regel schneller impfbereit als ein älterer. Letztlich zogen Füllers, der organisatorische Leiter Andreas Töpke vom DRK Schwelm sowie Michael Schäfer vom Ennepe-Ruhr-Kreis als Leiter des Krisenstabs ein positives Fazit nach einem Testdurchlauf, der kürzlich mit 30 Mitgliedern der SpVg Linderhausen im Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises stattfand. „Jetzt wissen wir genau, wo das, was wir geplant haben, gut war. Genauso wissen wir aber auch, welche Dinge wir bis zum Start des Echtbetriebs noch optimieren müssen“, erklärten sie. Wenn alles rund läuft, sollen täglich bis zu 700 Menschen im Impfzentrum geimpft werden. Für die meisten Menschen soll die Impfung im späteren Verlauf der groß angelegten Aktion dann aber bei den Hausärzten erfolgen.

Stand in Pflegeheimen

Zum Stand der Impfungen in den Pflegeheimen heißt es aus dem Schwelmer Kreishaus: Nach dem Startschuss in Wetter am 27. Dezember sind weitere Heime von mobilen Teams angefahren und Bewohner sowie Mitarbeiter geimpft worden. "Das vom Land kurz vor Weihnachten veränderte Verfahren erschwert es uns aber nach wie vor, auf einfachen Wegen einen Überblick über den Stand der Impfungen zu bekommen", so Schäfer.

Laut Liste 16 Einrichtungen angefahren

Eine von der KV zusammengestellte Liste nennt für den Zeitraum bis Dienstag (5. Januar) insgesamt 16 Heime, die von mobilen Teams für eine Impfung angefahren wurden. Die Heime verteilen sich wie folgt auf die neun Städte: Breckerfeld (1), Ennepetal (1), Gevelsberg (2), Hattingen (1), Herdecke (1), Schwelm (3), Sprockhövel (1), Wetter (3) und Witten (3). Insgesamt werden in diesen Einrichtungen rund 1.600 Bewohner von gut 1.550 Beschäftigen betreut. Als Zahl der zur Verfügung stehenden Impfdosen sind 2.470 genannt. "Die Liste ist als Plan zu verstehen, aktuell tragen wir in einer Vielzahl von Telefonanten die einzelnen Informationen über die tatsächlichen Abläufe vor Ort und die Zahl der tatsächlich Geimpften zusammen", berichtet Dr. Christian Füllers.+++ Keine Nachricht aus Wetter und Herdecke verpassen: Hier für den täglichen Newsletter anmelden! +++ https://www.wp.de/staedte/herdecke-wetter/immer-die-neusten-nachrichten-aus-wetter-und-herdecke-id228405613.html