Wetter/Herdecke. Die Sorge bei den Menschen in Herdecke und Wetter ist groß, dass die Innenstädte durch Corona veröden.

Seit vergangenem Freitag sind die Läden in den Innenstädten wieder geöffnet. Zumindest für Kunden mit einem negativen Schnelltest und Termin. Von einem unbeschwerten Einkaufsbummel sind wir jedoch noch weit entfernt. Das birgt bei vielen Menschen in Wetter und Herdecke die große Sorge, dass die Läden die Pandemie nicht überstehen und schließen könnten.

„Die Stadt Wetter ist vom Leerstand der Ladenlokale geprägt. Dies wird sich mit Corona noch verschlimmern“, meint ein Leser, der am Corona-Check teilgenommen hat. Ein anderer schreibt: „Es gibt in Wetter immer noch Geschäfte die bis heute noch nicht mal die Novemberhilfe bekommen haben. Kleine Läden gehen kaputt. Freiheitsberaubung pur.“ Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse des Corona-Checks, dass sowohl Männer als auch Frauen große Sorgen vor einer Innenstadt-Verödung haben. Das Alter spielt dabei auch keine große Rolle, ebenso wenig, ob die Befragten aus Wetter oder Herdecke kommen. Doch wie sehen die Experten aus den Städten die Problematik?

Kirsten Deggim als Vorsitzende Werbegemeinschaft sagt ganz klar: „Es kommt natürlich auch auf das Verhalten der Kunden selbst an. Wenn sie auch nach der Krise weiterhin im Internet bestellen, weil es in der Pandemie ja so schön bequem geklappt hat, dann sollten sie sich Sorgen machen.“ Das sei eine große Sorge der Händler. Aber: „ Die Unternehmen hier vor Ort sind der Stadt Herdecke und den Kunden sehr verbunden und dankbar für jegliche Unterstützung, die sie bekommen. Sie sind daher auch mehr als bereit, alles dafür zu tun, weiter geöffnet zu bleiben“, sagt Deggim. Zwei glänzende Beispiele gibt es in der Herdecker Innenstadt, dass auch gegen den Trend und somit gegen die Sorgen der Menschen, Geschäftseröffnungen in der Innenstadt während der Krise stattfinden. So hat Sabrina Haag gewagt und mitten in der Pandemie ihr Geschäft „Brautschmiede“ eröffnet. Auch neben dem Juwelier in der Innenstadt fand sich nach kurzer Zeit Leerstand mit „Lilo“ ein neues Modegeschäft.

Optimistische Einschätzung

In Wetter kümmert sich Citymanager Martin Pricken derzeit hauptsächlich um die Händler in der Innenstadt. Während einige Bürger wie berichtet angesichts bereits bestehender Leerstände arge Befürchtungen hegen, dass sich die Situation noch verschlimmern könnte, ist Pricken aber optimistisch. „Ich war gestern noch in den Innenstadt unterwegs, um für die Luca-App zu werben und den Händlern Unterstützung anzubieten. Die Resonanz bei den Händlern gibt mir bisher keinen Anlass zur Sorge. Es war niemand dabei, der über großes Leid geklagt hat oder mir gesagt hat, dass er bald nicht mehr da sein wird“, berichtet Pricken von der aktuellen Stimmung vor Ort. Momentan könne er zwar bei denjenigen, die ihren Laden oder auch die Gastronomie länger geschlossen haben, noch nicht abschätzen, wie es dort zur Zeit stehe, weil der Kontakt fehle, aber er gehe davon aus, dass auch diese Läden nach der Krise wieder öffnen. Und er hat noch weitere positive Nachrichten: „Momentan bekommen wir sogar Anfragen für eine Nutzung bestimmter Leerstände in der Innenstadt.“ Zwar wollte Pricken sich noch nicht im Detail dazu äußern, wer an welchem Leerstand interessiert ist, lediglich dass es sich dabei um jemanden aus der sozialen Branche handelt, ließ er sich entlocken. Die beiden bereits für April angekündigten Eröffnungen mit Tierphysiologe und Bistro in den ehemaligen Räumen rund um die ehemalige Commerzbank und das Sonnenstudio sollen ebenfalls kurzfristig erfolgen. Es könnte also durchaus sein, dass es nach der Pandemie weniger Leerstände und mehr Leben in der Innenstadt gibt als vorher.

Wobei auch dieses Szenario nicht jeden Anwohner in Wetter glücklich macht. Denn im großen Corona-Check der Redaktion gab es durchaus auch die ein oder andere kritische Stimme: „Ich finde es nicht schlimm, wenn in den Städten viele Ketten-Läden schließen, in denen ohnehin das gleiche Angebot ist. Das braucht man nicht. Eine Stadt ist mehr, als ein Einkaufsort. Leere Läden schaffen Raum für neue Begegnungsmöglichkeiten. Ich möchte den Konsum- und Umwelt-Terror der Vor-Corona-Zeit nicht mehr. Es ist die Chance, in den Städten wieder richtig leben zu können“, meint ein Teilnehmer der großen Umfrage.