Herdecke. Brautmode bleibt gefragt, auch wenn viele große Hochzeitsfeiern verschoben werden. Sabrina Haag von der „Brautschmiede“ in Herdecke weiß warum.
An der Brinkstraße gibt es ab nächsten Samstag die „Brautschmiede“. Sabrina Haag hat sich mit dem Geschäft einen Traum erfüllt, nachdem Corona sie den Job gekostet hat. Mit einer Party auf Instagram geht es am 1. Mai los. Dann werden sich Wege finden, Mode fürs Standesamt wie für den Gang zum Altar an die Heiratswilligen zu bringen. Die gibt es auch in der Pandemie – mit der Chance auf einen stressfreien Start ins Eheleben.
Was ist schon fertig; und was muss bis zur Eröffnung noch gemacht werden?
Sabrina Haag: Eigentlich bin ich so gut wie durch. Die Mode hängt. Nur ein Tresen wird noch gebaut, ein paar Kleider kommen noch – und ein kaputt gelieferter Spiegel muss noch mal neu gebracht werden. Die erwarteten Kleider sind für die Saison 2021/2022.
Gibt’s einen Trend fürs nächste Jahr?
Den Trend merkt man an den Applikationen, an Langarm oder Kurzarm, auch an der Stilrichtung – bei mir gibt es aber eher außergewöhnliche Kleider in Richtung Boho, Vintage oder schlichte Eleganz. Da sind viele bei, die den Wow-Effekt hervorrufen.
Woher nehmen Sie nach einem Jahr Beschränkungen durch Corona den Mut, jetzt mit einem Geschäft zu starten?
Viele Menschen sind durch Corona kreativ geworden. Das gilt auch für mich. Ich habe durch Corona meine Stelle verloren, weil die Firma zugemacht hat. Ich habe mich dann gefragt, wie geht es weiter? Was kann ich machen? Auf jeden Fall sollte es Spaß machen, etwas sein, worin ich aufgehe, wofür ich ein Talent habe. Als Assistentin der Geschäftsleitung zuletzt in der Medizinbranche habe ich die letzten elf Jahre organisiert und zwei Unternehmen aufgebaut – jetzt soll es mal mein eigenes sein. Ich glaube sehr stark an Schicksal. Das Schicksal hat mich auch geleitet während der Gründung.
Wie stellt man sich einen Geschäftsstart im Lockdown vor?
Mit einer Ladenöffnung sieht es ab dem Montag nach dem Start aktuell ja nicht gut aus. Deshalb kann sich die Braut Kleider online aussuchen oder auch vors Schaufenster stellen und auf Kleider deuten und dann mit nach Hause nehmen. Ich liefere aber auch aus.
Wie ist überhaupt die Stimmung fürs Heiraten?
Die einen Bräute sagen: Jetzt erst recht! Aber: im kleinen Kreis, mit Trauzeugen, Mama und Papa, Oma und Opa – so, wie es erlaubt ist. Diese Frauen fokussieren sich dann mehr aufs Kleid und geben dafür auch mehr aus. Mein Sortiment bietet viel für den Gang aufs Standesamt. Zweiteiler eigenen sich dafür besonders gut. Dann gibt es aber auch die Bräute, die lieber absagen. Aber diese Bräute haben letztes Jahr schon ihr Kleid gekauft. Ich glaube, dass ich in meinem Geschäft Kundinnen haben werde, die nächstes Jahr heiraten wollen. Der Vorlauf beim Kleidkauf beträgt in der Regel sechs bis neun Monate.
Haben die Paare, gerade weil so vieles im Moment nicht geht, jetzt mehr Zeit, sich über ihre Hochzeit – und die passende Kleidung dafür – Gedanken zu machen?
Da kann ich noch nicht aus Erfahrung sprechen. Und Corona ist ja auch nicht gerade die Norm. Der ganze Markt hat sich dadurch verändert. Das werde ich erst sehen, wenn ich eröffnet habe.
Reicht es, Brautmode allein anzubieten, oder müssen Sie vernetzt sein, wenn es um Brautschmuck, die Karten, den Kuchen oder die Karosse geht?
Ich habe ganz tolle Dienstleister an meiner Seite, die ich auch alle persönlich kenne, mit denen ich bereits zusammen gearbeitet habe. Die empfehle ich, und die empfehlen mich. Nebenan ist beispielsweise eine Brautstylistin, mit der ich ganz eng kooperiere. Wir bieten auch ein „Getting Ready“ an – wenn kein Corona ist. Dann kann die Braut hier hin kommen mit ihrer Trauzeugin. Sie bekommt ihr Frühstück, der Fotograf oder die Fotografin darf kommen. Enge Verbindungen gibt es auch beim Kuchen oder den Blumen. Und für individuellen Schmuck habe ich auch Jemanden.
Ist unsere jetzige Zeit – trotz allem – eine Zeit für Romantik?
Ja. Ich glaube, es gibt eine Konzentration auf das Wichtige. Die Hochzeiten sind sonst sehr umfangreich geworden. man bekommt immer mehr Druck, muss an dieses denken und an jenes. Dadurch, dass so vieles aus dem breiten Angebot bei den Hochzeiten derzeit nicht abgerufen werden kann, glaube ich, dass die Romantik zurück zum Paar kommt, dass das Ehepaar an diesem Tag viel mehr auf sich selbst blickt. Und: Eigentlich ist das Heiraten derzeit auch viel stressfreier als wenn man all die Dienstleister koordinieren muss.
Es ist zwar traurig, dass man nicht so feiern kann, wie sonst. Aber im Grundsatz sehe ich das alles gar nicht so traurig. An dem Hochzeitstag selbst ist man viel entspannter als wenn man das ganz große Fest hat und auf tausend Dinge gleichzeitig achten muss.