Wetter/Herdecke. Fangzaun reparieren: Noch einige Tage bleiben die Landstraße 675 zwischen Wetter und Herdecke sowie der Ruhrtalradweg am Harkortsee gesperrt.
Überrascht steht der Radfahrer aus dem Sauerland auf dem Uferweg am Harkortsee vor einem Bauzaun. „Ist hier schon wieder gesperrt?“, fragt er den Reporter am Montagmittag. Ja, seit der Unwetternacht vom 14. auf den 15. Juli steht die Landstraße 675 zwischen Wetter und Herdecke nicht zur Verfügung. Zudem befinden sich seit letzter Woche auch daneben wieder Barrieren und verhindern, dass Fußgänger und Pedaltreter das Zillertal passieren können.
Einheimischen kommt all das bekannt vor. Erst kürzlich am 25. Juni hatte Straßen NRW die L675 nach fast eineinhalb Jahren Hangsicherungsarbeiten wieder freigegeben, den Ruhrtalradweg daneben Ende Mai. Nun herrscht dort wieder Steinschlaggefahr, Schilder weisen auf die mittlerweile bekannten Umleitungsstrecken hin. „Ärgerlich“ nennt Andreas Berg als zuständiger Sprecher des Landesbetriebs die erneute Sperrung. „Wir müssen nun aber erst einmal einen neuen und beschädigten Fangzaun reparieren, der während des Starkregens Felsen, Geröll, Erdabgänge und auch ganze Bäume aufgefangen hat.“
Schweres Gerät zum Aufräumen
Nach dem Unwetter musste Straßen NRW an 77 Stellen im Ennepe-Ruhr-Kreis und Umgebung (Sektion Südwestfalen mit Hagen) Strecken sperren. Schritt für Schritt konnte der Landesbetrieb viele davon im Juli wieder aufheben. Zwischen Wetter und Herdecke dauert es noch etwas. Ende August soll der Verkehr wieder über die L675 rollen, Passanten sollen in der 35. Kalenderwoche dann auch den Uferweg am Harkortsee nutzen können.
Derzeit arbeitet die zuvor schon tätige Firma Kühr die Schäden an der neuen Konstruktion ab. „An der Stelle, wo die höchsten Fangzäune stehen, haben sich zwei teils sehr große Beulen gebildet“, berichtet Andreas Berg. Das sei einerseits eine gute Nachricht. Denn die Vorrichtung habe wie geplant verhindert, dass größere Teile vom Hang hinunter auf die Straße fielen. Andererseits demolierten die Masse und die Wucht der Hangabgänge die Abspannungen, das schützende Gitter büßte 1,50 Meter an Höhe ein. Nach einer Analyse durch die Herdecker Ahlenberg Ingenieure kamen Zweifel an der Verkehrssicherheit auf. Eine weitere Steinfall-Simulation führte dazu, dass nach der Straßensperrung sowie einigen Diskussionen die Verantwortlichen auch Radfahrer und Fußgänger nicht ausreichend geschützt sehen.
Aktuell räumen Mitarbeiter vom Fels- und Forstservice Kühr Geröll sowie Pflanzen aus den Zäunen. „Nächste Woche kommt ein so genannter Schreitbagger hinzu, der schwere Materialien aus dem Hang holt“, erklärt der Sprecher von Straßen NRW. Auch Vertreter des Herstellers, eine Spezialfirma aus der Schweiz, schauten sich die Konstruktion an und teilten dem Landesbetrieb demnach mit, dass sich die Fangnetze an dieser steilen Stelle der L675 wieder instandsetzen lassen. „Dazu muss es aber auch neue Bohrungen geben. Denn durch die Beschädigung ist das Steinschlagrisiko am besagten Hang um 50 Prozent gestiegen“, so Berg. „Wir haben auch wieder die bekannten Umleitungsstrecken ausgeschildert, allerdings hat die zuständige Firma weniger Tafeln als zuletzt verwendet.“
Minigolf-Platz wieder abgeschnitten
Verständnis habe der Landesbetrieb für den Ärger von Verkehrsteilnehmern oder von Minigolf-Betreiber Marc Klute. Dessen Pechsträhne hat ein neues Kapitel erhalten. Monatelang waren seine 18 Bahnen an der Wetterstraße nur von Herdecker Seite aus erreichbar, wenn er nicht gerade wegen Corona schließen musste. „Teilweise hatte ich im letzten Jahr Einbußen von 67 Prozent, verglichen mit früheren Einnahmen“, berichtet der Hagener, der privat nun Mitte Juli auch noch Überschwemmungen im eigenen Wohnhaus mitansehen musste. „Bei uns gingen Fluten durch Räume, dass war schlicht und ergreifend unvorstellbar.“
Arbeiten an Ender Talstraße starten bald
Laut Landesbetrieb hat die Sperrung der L675 keine Auswirkung auf Folgeprojekte im Raum Wetter/Herdecke. Die Ausschreibung zur Sanierung der Ender Talstraße sei abgeschlossen, eine Firma soll den abgesackten Hang in Gedern in den nächsten Wochen bis Oktober stabilisieren.Klutes Minigolfplatz ist jetzt am Wochenende und am 14. August geschlossen (dazwischen eingeschränkter Betreib).
Seine „Minigolfoase“ hingegen an der Stadtgrenze von Wetter und Herdecke stand nicht unter Wasser. Also konnten Klute und seine Lebensgefährtin den Platz im Juli weiter öffnen. Doch vor allem die Sperrung des Ruhrtalradwegs vor einer Woche wirke sich bereits aus. „Letzten Freitag haben wir um 16 Uhr geschlossen, weil keiner kam. So leer wie in den vergangenen Tagen war es hier noch nie während der Sommerferien, viele Gruppen haben abgesagt“, so Klute. „Das ist ein hartes Brot. Die Geduld ist fast am Ende, das bedroht ja die Existenz.“
Scheinbar falle es anderen noch schwerer, die erneute Sperrung zu akzeptieren. „Es gab in den letzten Tagen einige, die sich hier an den Barrieren vorbei gemogelt haben“, erzählt Klute. Auch das weckt Erinnerungen, gab es doch schon in den vergangenen Monaten solche und andere Probleme an der Baustelle.