Volmarstein. Das Café Herzken am Dorfplatz in Volmarstein hat aufgemacht. Mit Erfolg, auch wenn Corona den Start nicht leicht macht.

Der „Kaffee to go“ war immerhin ein Anfang. Über Monate konnte das Café Herzken nicht an den Start gehen. Dann war immerhin Außer-Haus-Verkauf zulässig. Und nun haben sogar schon die ersten Gäste auf der Terrasse am Volmarsteiner Dorfplatz ihre Bestellung aufgegeben. Die Planung für einen Ausbau des Angebots läuft.

Zwei Waffeln, zwei Wasser und zwei mal Cappuccino haben die ersten Besucher der Außengastronomie geordert. „Und dazu noch zwei Espresso als Absacker“, freut sich Felix Wehberg (22). Zusammen mit zwei Frauen und drei Männern hat er im Café Herzken Beschäftigung gefunden. Das Café wird betrieben von der AWO-Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Gevelsberg. Drei Betreuer kommen hinzu.

Eckig waren die Waffeln, dick und lecker. Natürlich auch frisch aus dem Eisen in der Küche des Cafés. Das gilt ebenso für die Kekse zum Cappuccino.. „Es gibt nichts Gekauftes. Alles ist selbst gemacht“, stellt Beteuer Michael Kleinhaus klar. Selbst die Kaffee-Verpackung zeigt das Logo vom Café Herzken. Es handelt sich um eine Spezialröstung aus dem Sauerland.

Corona hat viele Monate für Trockenübungen gelassen, seit die ESV ihr Dorfcafé geräumt und die AWO übernommen hat. „Wir haben die Zeit fürs Renovieren genutzt“, sagt Michael Kleinhaus, „haben viel gebacken und ausprobiert.“ Auch das Kellnern will geübt sein. Eine Spezialisierung bei den Beschäftigten gibt es nicht: „Alle machen alles“, sagt Betreuerin Delia Biehl.

Vieles ist noch nicht festgeklopft

Die erste Waffel ging Ende April über den Behelfstresen hinter der Eingangstür. Mehr ließen die Inzidenzen noch nicht zu. Aber das Echo machte Mut: Es gab gleich eine Nachbestellung. Nachgefragt waren auch die italienischen Brote, die Kekse aus der eigenen Fertigung und Nussecken. „Die waren der Renner“, erinnert sich Delia Biehl, „wir sind kaum nachgekommen. Und das trotz des schlechten Wetters.“ Die Menschen standen mit dem Schirm vor der Tür und haben gewartet. Jetzt gibt es kein Abstandsgebot von 50 Metern mehr für den Verzehr. Und doch durften nicht alle Interessenten auf einem der freien Stühle Platz nehmen: Ohne Testbescheinigung darf es weder Kaffee noch Kuchen geben. Aber alles auf die Hand zum Mitnehmen.

Auf einem der Tische drinnen liegt die Frühstückskarte. Wurst-Frühstück. Käsefrühstück. Herzken-Frühstück. „Auf Wunsch ein gekochtes Ei“, ist handschriftlich ergänzt. Vieles im Café Herzken ist noch nicht in Stein gemeißelt. „Wir wissen ja noch gar nicht, wie groß der Bedarf ist“, sagt Michael Kleinhaus erklärend. Auch die Öffnungszeiten werden bestimmt noch einmal angepasst, wenn Corona einmal weniger die Regeln bestimmt.

Frisch aus dem Ofen: Im Café Herzken werden nicht nur die Plätzchen zum Kaffee selbst gemacht.
Frisch aus dem Ofen: Im Café Herzken werden nicht nur die Plätzchen zum Kaffee selbst gemacht. © Unbekannt | Klaus Görzel

Aktuell soll von acht Uhr bis 17 Uhr geöffnet sein. In nur einer Schicht ist das nicht zu schaffen. Deshalb gibt es zwei. Wobei die Zahl der Beschäftigten später durchaus noch steigen könnte, wie Michael Kleinhaus in Aussicht stellt. Beim Pressetermin müssen die Beschäftigten fürs Foto selbst die Gäste mimen. Das liegt nicht etwa daran, dass der Besuch an diesem Vormittag besonders mau ist: Das Café Herzken hat montags und dienstags Ruhetag. Den Rest der Woche ist – anders als früher beim Dorfcafé der ESV – ohne Mittagspause Betrieb. Vor allem am Wochenende soll geöffnet sein.

„Wir wollen für das Dorf ein guter Mittelpunkt sein“, zeigt Michael Kleinhaus Ambitionen der AWO über den reinen Cafébetrieb hinaus. Schon ein Stockwerk tiefer offenbart sich diese besondere Verbindung: Hier hat die AWO im ehemaligen Netto einen CAP-Markt als inklusiven Supermarkt aufgemacht. Er gibt Menschen mit Handicap Beschäftigung – und leistet einen wichtigen Beitrag zur Versorgung des Stadtteils auf dem Berg.

Ein Teil der Dorfgemeinschaft

Das Café Herzken verstehe sich als Teil der Allgemeinheit, sagt Delia Biehl. Und das wollten die Café-Beschäftigten auch in der langen Zeit des Wartens auf die Eröffnung zeigen. Rund um die Burg liegt reichlich viel Müll herum. Gerne hätte das Café-Team mit der Feuerwehr eine große Müllsammelaktion gestartet. Und es hat mit der Idee bei der Feuerwehr auch offene Türen eingerannt. Aber da ist immer noch Corona, und die Feuerwehr musste auf Abstand bleiben zu einer solchen Gemeinschaftsaktion.

Der Müll liegt also weiter in der Landschaft. Die Idee, ihn mit vereinten Kräften aufzusammeln, ist noch nicht aufgegeben. Aber vielleicht muss am Ende doch die ganze Dorfgemeinschaft ran. Das Team vom Café Herzken verbindet mit sinkenden Inzidenzen und verstärkten Lockerungen für die Bürger erst einmal die Hoffnung auf viel Arbeit im eigenen Café.

Standort mit Tradition

Am Dorfplatz in Volmarstein hat ein Café Tradition.Über viele Jahre war die Evangelische Stiftung Volmarstein Betreiber des „Dorfcafés“.Dann kündigte die ESV den Rückzug an. Im Gespräch war eine Büro-Nutzung der Räume.Nun hat die AWO ihr „Café Herzken“ an den Start gebracht.