Hagen-Hengstey. Gastronom Mike Henning trifft sich mit Nachbarn in Hagen-Hengstey. Das sagen Anwohner, Ordnungsamt und Hagenbad zu Lärm, Müll und Parkproblemen:

Ein Ausflug zum Hengsteysee. . . Was die Sache so kompliziert macht, ist klar: Man kann beide Seiten verstehen. Einerseits die Nachbarn, die über unerträgliche Lärmbelästigung, einem Verkehrschaos sowie Müll und Scherben klagen, andererseits den Unternehmer, der 1,8 Millionen Euro investiert hat und wirtschaftlich über die Runden kommen muss.

M. Kleinrensing WP Hagen Lärmbelästigung Gastronomie
Die Nachbarn, die in unmittelbarer Nähe des Hengstey-Freibads, des Restaurants/ Hostels Strandhaus und des Beachclubs wohnen, sind durch Krach, Müll und Park-Chaos zu Stoßzeiten arg gebeutelt. © WP | Michael Kleinrensing

Treffen mit 40 Nachbarn

Es geht um die Situation am Hengsteysee, besser gesagt am Strandhaus samt Beachclub, und um die Anwohner des Dorfes Hengstey. Über 40 Nachbarn sowie Vertreter des Hagener Ordnungsamtes, der Straßenbahn und der Hagenbad GmbH waren am Dienstagabend, 4. Februar, der Einladung zum Problemaustausch, die Gastronom Mike Henning ausgesprochen hatte, gefolgt.

M. Kleinrensing WP Hagen Lärmbelästigung Gastronomie
Über 40 Nachbarn waren ins Strandhaus gekommen, um mit Betreiber Mike Henning über die Situation im Dorf Hengstey zu sprechen. © WP | Michael Kleinrensing

Areal wird fast überrannt

Besonders bei schönem Wetter wird das Areal rund um das Ausflugslokal fast überrannt, ein Parkchaos ist vorprogrammiert. Den vorderen, 110 Fahrzeuge fassenden Parkplatz hat Mike Henning Ende Mai 2023 mit einer Schrankenanlage ausgestattet, um abendlicher Randale, über die sich die Nachbarn beschwert hatten, einen Riegel vorzuschieben. „Die Schrankenanlage mit Videoüberwachung und Beleuchtung hat knapp 100.000 Euro gekostet, natürlich muss ich das Geld wieder reinholen“, sagte der Unternehmer ohne Umschweife.

M. Kleinrensing WP Hagen Lärmbelästigung Gastronomie
Seit knapp zwei Jahren ist der große, zum Strandhaus gehörende Parkplatz bewirtschaftet. „Strandhaus-Gäste können dort während der Sommerzeit drei Stunden, im Winter eine Stunde gratis parken“, erklärt Gastronom Mike Henning. © WP | Michael Kleinrensing

Seitdem aber auch der hintere, kleinere und eine Zeitlang kostenlos zu nutzende Parkplatz, auf dem 75 Autos Platz finden, mit einer Schranke verschlossen ist, sind viele Bürger, die nur eine Runde um den See drehen möchten, auf dem Baum.

„Die Schrankenanlage mit Videoüberwachung und Beleuchtung hat knapp 100.000 Euro gekostet.“

Mike Henning
Betreiber von Strandhaus und Beachclub

Die Freifläche gehört der Hagenbad GmbH, „wir erarbeiten derzeit eine Parkplatzordnung und werden ein entsprechendes Schild aufstellen“, versprach Bäderleiter Volker Külpmann. Konkret: Der kleine Parkplatz soll bald den Bürgern tagsüber wieder zur Verfügung stehen, abends wird die Schranke jedoch abgeschossen, um nächtliche Ruhestörungen (laute Musik oder „driften“) zu unterbinden.

M. Kleinrensing WP Hagen Lärmbelästigung Gastronomie
Das kostenlose Parken auf der hinteren, kleinen Fläche ist momentan nicht möglich. Eine Schranke verhindert die Ein- und Ausfahrt. © WP | Michael Kleinrensing

Das wilde Parken im Dorf wird durch beide Parkplätze aber wohl kaum komplett unterbunden, sämtliche Straßen in Hengstey werden zu Stoßzeiten zugeparkt, Halteverbotsschilder ignoriert. „Das Ordnungsamt kontrolliert hier draußen überhaupt nicht, und Knöllchen werden nicht geschrieben“, wetterten einige Nachbarn, „der Stadt sind wir Nachbarn egal“.

M. Kleinrensing WP Hagen Lärmbelästigung Gastronomie
Wildes Parken, Lärmbelästigung, Dreck und Scherben - einige Hengstey-Anwohner fühlen sich in ihrem Viertel nicht mehr wohl. Mike Henning stellte sich der Kritik und präsentierte sein Veranstaltungsprogramm für die kommenden Monate. © WP | Michael Kleinrensing

Manuel Kanau (Ordnungsamt) versicherte, dass das Ordnungsamt über eine eigene Leitstelle verfüge, die wochentags von 8 bis 22 Uhr und samstags von 14 bis 22 Uhr besetzt sei, „dort können Sie anrufen und nach personeller Verfügbarkeit rücken meine Kollegen an.“

Einschränkungen beim Nachtexpress

Laut Wahrnehmung der Nachbarn und der HVG wird der Bus, der das Strandhaus abends ansteuert bzw. von dort wegfährt, übrigens kaum genutzt, „daher fällt der Nachtexpress NE 6 ab Mitte Juni auch weg“, so Philippe Staat (Straßenbahn). Die Linie 515 bleibt jedoch bestehen, die letzte Fahrt ab Strandhaus wird ausgeweitet auf 22.40 Uhr bis Boele Markt, ab dort wird die Linie dann zur NE 6.

Veranstaltungsstätte statt attraktives Ausflugsziel

Das Ursprungskonzept des Seeparks habe anders ausgesehen, blickte Christoph Külpmann aus der Einhausstraße zurück, „ich dachte, das Ganze würde ein attraktives Ausflugsziel und keine Veranstaltungsstätte für Großevents, auf der es zu punktuellen Eskalationen kommt.“ Damit spielte Külpmann nicht nur auf das Lärm- und Parkchaos, sondern auch auf grölende Besucher an, die abends und nachts lautstark durchs Viertel ziehen und Müll sowie Glasscherben auf Wegen und in Vorgärten hinterlassen.

Parken
Auch auf der Seestraße (im Hintergrund die Amprion-Brücke) wird bei schönem Wetter wild geparkt. © Mike Fiebig | Mike Fiebig

„Glauben Sie mir, ich selbst wohne auch gern ruhig, daher kann ich Ihren Ärger verstehen“, renkte Mike Henning ein, fügte jedoch an: „Ich habe mit der HVG/Hagenbad einen Mietvertrag über 20 Jahre abgeschlossen, daher muss ich schauen, dass der Betrieb wirtschaftlich gut läuft, es hier aber dennoch friedlich zugeht.“

M. Kleinrensing WP Hagen Lärmbelästigung Gastronomie
Hat mit der HVG/ Hagenbad einen Mietvertrag über 20 Jahre abgeschlossen: Gastronom Mike Henning (im Hintergrund Mitarbeiter Sam Lobbe). © WP | Michael Kleinrensing

Ihren Frieden und ihre Ruhe vermissen einige Anwohner allerdings massiv, „der Lärm ist der reinste Terror, wir können es auf unserer eigenen Terrasse nicht mehr aushalten“, so ein erzürnter Mann aus der Seestraße. Seine Nachbarin formulierte noch drastischer: „Bei der grauenvoll lauten Techno-Party im Sommer habe ich Herz-Rhythmus-Störungen bekommen.“

„Der Lärm ist der reinste Terror, wir können es auf unserer eigenen Terrasse nicht mehr aushalten.“

ein Anwohner der Seestraße in Hengstey

18 Großevents im Beachclub

2025 planen Henning und seit Team 18 Großevents im Beachclub (bei schlechtem Wetter teils im Strandhaus), „wir arbeiten mit Gewerbe-, Ordnungs- und Umweltamt eng zusammen“.

Im Vorfeld von Hochfrequenz-Veranstaltungen will Mike Henning künftig Flyer (evt. mit Freikarten) in der Nachbarschaft verteilen.

Die Leitstelle des Ordnungsamtes ist unter der Tel.-Nummer 207 5400 zu erreichen.

Das Problem bei solchen Musikveranstaltungen seien die Bässe, räumte Henning ein, „Messprotokolle sagen zwar aus, dass wir uns innerhalb der Norm befinden, eure Interessen weichen also von den gesetzlichen Vorschriften ab, trotzdem soll es hier rund um Strandhaus und Beachclub natürlich für alle erträglich sein.“

Auf Benehmen der Gäste keinen Einfluss

Daher habe er nun Veranstaltungstechnik-Experten hinzugezogen, „zum Kukuru-Festival bringen die Profis zum Beispiel ihre eigene Technik mit“. Zur Erläuterung: Besagtes Festival hatte aufgrund der extremen Lautstärke für mächtig Ärger und viele Beschwerden gesorgt.

Auch in diesem Jahr findet das Festival wieder im Sommer statt. „Aber ohne Events komme ich nicht über die Runden. 2023 habe ich 280.000 Euro minus gemacht, das Jahr 2024 plus minus Null abgeschlossen, doch jetzt muss ich auch mal Geld verdienen“, betonte der Unternehmer abermals und fügte in Anspielung auf Müll und Krach an: „Auf das Benehmen der Gäste außerhalb meines Geländes habe ich keinen Einfluss.“