Hagen. Schüler der Hauptschule Geschwister Scholl in Hagen dürfen Künstliche Intelligenz jetzt im Deutsch- und Matheunterricht nutzen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde, angeblich wird sie unser Leben bald maßgeblich bestimmen. Da bleibt die Frage nicht aus, ob KI auch im Schulunterricht sinnvoll eingesetzt werden kann, um die Kompetenzen der Schüler zu fördern?
An der Hauptschule Geschwister Scholl in Hagen will man das jetzt herausfinden. Die Lehranstalt ist eine von 25 Schulen in Nordrhein-Westfalen, die an einem Pilotprojekt des Schulministeriums und der Universität Siegen teilnehmen. In zwei Hauptfächern, Deutsch und Mathematik, wird die Schule aus Boelerheide den Einsatz von Künstlicher Intelligenz erproben. „Ich sehe das als Chance“, sagt Jasmin Benra, Klassenlehrerin im sechsten Schuljahr und Digitalisierungsbeauftragte der Hauptschule: „Künstliche Intelligenz nimmt immer mehr Platz in unserem Leben ein. Ob wir das nun wollen oder nicht, wir kommen nicht daran vorbei.“
Schule ist hervorragend ausgestattet
Nun ist ja hinlänglich bekannt, dass eine KI-Software ohne weiteres in der Lage ist, eine Hausaufgabe bzw. eine Projektarbeit zu schreiben, ohne dass der Schüler selbst einen nennenswerten Beitrag dazu leistet. Theoretisch jedenfalls. In der Praxis erkenne man sehr schnell, ob ein Schüler selbstständig gearbeitet habe, sagt Jasmin Benra. Andererseits könne Künstliche Intelligenz sehr wohl dazu beitragen, den Unterricht weiterzuentwickeln: „Im Mathematikunterricht zum Beispiel, indem sie einem Schüler eine Aufgabe, die der Lehrer gestellt hat, noch einmal Schritt für Schritt erklärt. Oder indem sie Fachausdrücke, etwa Division oder Addition, erläutert.“

Die Schule an der Kapellenstraße bietet für die Teilnahme an dem Pilotprojekt gute Voraussetzungen, ist sie doch mit Glasfaserkabeln, WLAN und digitalen Unterrichtstafeln ausgestattet. Das soll auch so bleiben, wenn die Schulgemeinde, so sehen es die Planungen der Stadt vor, im nächsten Jahr ins ehemalige Marienhospital in der Hagener Innenstadt umzieht - eine erstaunliche Entwicklung, wenn man bedenkt, dass vor zehn Jahren angesichts sinkender Schülerzahlen noch über die Schließung der Hauptschule diskutiert wurde.
Das kann die KI im Deutschunterricht leisten
Diese Zeiten sind längst vorbei. An der einst totgesagten Lehranstalt werden mittlerweile wieder rund 400 Kinder unterrichtet - darunter viele mit Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache erst noch erlernen müssen. Gerade ihnen kann ein KI-Programm wertvolle Hilfestellung leisten, indem es Texte übersetzt und die Aufgabenstellung in der Muttersprache erläutert. „Das kann eine KI bisweilen sogar besser als der Lehrer“, sagt Konrektor Okhan Akkoc. „Dadurch würde es jedem Schüler möglich, in seiner eigenen Geschwindigkeit zu lernen. Und der Lehrer kann wieder mehr die Funktion eines Moderators übernehmen.“
Im Deutschunterricht könne eine KI Satzanfänge und Synonyme vorschlagen, bei der Textanalyse helfen und Fehler in Wortwahl und Satzaufbau reklamieren. Aber ganz ohne Lehrerin bzw. Lehrer gehe es auch in Zukunft nicht, betont Akkoc: „Es geht ja nicht darum, alles der KI zu überlassen.“ Und die KI solle auch nicht den fertigen Text liefern, sondern den Schüler bei dessen Erstellung unterstützen.
Schulministerin verspricht sich viel von dem Projekt
NRW-Schulministerin Dorothee Feller setzt laut einer Mitteilung große Hoffnungen in das Projekt, die Hauptschule in Hagen gehöre nun zu den Pionieren, die KI im Unterricht unter wissenschaftlicher Begleitung einsetzen würden: „Auch Schulen, die nicht für das Projekt ausgewählt wurden, werden von den Erkenntnissen profitieren und können sich an Beispielen aus der Unterrichtspraxis der Pilotschulen orientieren.“

KI habe grundsätzlich großes Potenzial für das Lehren und Lernen und werde aus dem Alltag der Schüler nicht mehr wegzudenken sein, greift die Ministerin den Ball von Lehrerin Jasmin Benra auf: „Deswegen ist es wichtig, dass wir in der Schule innerhalb eines klaren Rahmens den sinnvollen Einsatz von KI erproben.“ Durch die Konzentration des Projekts auf die zentralen Schulfächer Mathematik und Deutsch erhoffe sie sich einen Beitrag zur Stärkung der mathematischen und sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, so Dorothee Feller: „Daneben ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler von Beginn an reflektiert mit den neuen Möglichkeiten umgehen und sich auch der Grenzen bewusst sind.“
Das Projekt wird vom 1. Februar 2025 bis zum 31. Juli 2027 durchgeführt. Hierfür stellt die Landesregierung insgesamt über eine Million Euro bereit. Die Schulen erhalten Zugang zu verschiedenen Large Language Models (Sprachmodelle, die mit großen Datenmengen trainiert wurden und auf dieser Basis Texte bzw. Antworten generieren), die sie im Unterricht erproben können.