Breckerfeld. „Solange wir fit sind, machen wir weiter“, sagt der Breckerfelder. Ein Besuch an einem besonderen Ort und ein Blick auf die Zukunft.

Ein Weltenbummler war er, und wenn er heute mit leuchtenden Augen von seinen Reisen erzählt, gerät Ernst-Günter Böving ins Schwelgen. Doch um die Tradition der Familie fortzuführen, kam er mit Anfang 30 zurück nach Breckerfeld. Das war 1980, als sein Vater erkrankte. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1988 übernahmen Ernst-Günter Böving und seine Frau Roswitha das Hotel Böving an der Frankfurter Straße 45 in vierter Generation. Und das, obwohl er ursprünglich eigentlich mal Elektrotechniker werden wollte.

Doch er folgte der Tradition, ließ sich zum Koch, Kellner und Kaufmann ausbilden. „Ich hatte schon meinem Großvater versprochen, dass ich weitermache mit dem Hotel.“

„Ich arbeitete als Restaurant-Stewart und Captains-Stewart auf der TS Hamburg, da passten 600 Passagiere drauf“

Ernst-Günter Böving
erzählt von seinen beruflichen Anfängen auf hoher See.

Zwei Stationen seiner Ausbildung waren der Märkische Hof in Altena und das Romberg-Park-Hotel in Dortmund. „Die gibt es mittlerweile beide nicht mehr, der Märkische Hof in Altena wurde Ende der 60er-Jahre abgerissen“, weiß Böving. Dann ging er aufs Schiff. Und nicht auf irgendeines. „Ich arbeitete als Restaurant Stewart und Captain Stewart auf der TS Hamburg, da passten 600 Passagiere drauf und wir waren eine 348 Mann Besatzung. Wer als Kellner mal Mist gebaut hatte, der kam zur Strafe in die Künstlerkantine, da gab's kein Trinkgeld“, erinnert er sich lächelnd.

Ein bisschen Wehmut schwingt mit, das sieht man Ernst-Günter Böving an, seine Stimme wird leiser, als er sagt: „Die schönste Erinnerung ist daran, wie uns damals beim Einlaufen in den Hamburger Hafen die Menschen dort zujubelten. Das war immer ein sehr feierlicher Moment.“ Auch auf der TS Hanseatic heuerte er an. „Ich war jeweils bei beiden Schiffen auf der letzten Fahrt dabei“, erzählt der heute 76-Jährige stolz. „Sechsmal ging es auf dem Schiff durch den Panama-Kanal durch, die längste Touren waren Richtung Asien und Südsee. Hauptstopps waren Jakarta, Singapur und Bangkok.“

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Mit Urgroßvater August Böving und seiner Frau Laura begann 1890 alles. © WP | Michael Kleinrensing

Nach der Übernahme kam der Umbau

Als er das Haus vom Vater übernahm, ließ er es erstmal umbauen. Denn früher verfügte das Hotel nur über Etagenbäder und Flurtoiletten, „wie es in der damaligen Zeit üblich war“, erklärt Böving. Jedes Zimmer bekam eine eigene Dusche und WC, auf den Saal kam eine Zwischendecke, um eine weitere Etage zu ermöglichen. „Und das alles auch immer unter Berücksichtigung von Denkmalschutzauflagen“, ergänzt er. Im Laufe der Jahrzehnte wurde immer mal wieder renoviert und die Einrichtung auf den neuesten Stand gebracht.

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Der heutige Eingang des Hotels Richtung Parkplatz. © WP | Michael Kleinrensing
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Auch am Treppenaufgang lässt sich die Geschichte des Hotels erahnen. © WP | Michael Kleinrensing

„Hier posieren viele Hotelbesucher gerne fürs Foto“

Ernst-Günter Böving
über den traditionellen Teil des Hotels.

Drei Eingänge gibt es im Hotel, der älteste, (heute nicht mehr genutzte), führte ursprünglich auf die Frankfurter Straße. Hier lässt sich die Geschichte des Hauses hautnah erspüren. Altes, edles Mobiliar wie etwa eine hohe Bank aus Eichenholz mit vielen Verzierungen sieht man hier, passend dazu einen hohen Lehnstuhl mit floralem Muster und einen ungewöhnlichen, dreieckigen Stuhl: „Hier posieren viele Hotelbesucher gerne fürs Foto“, weiß Böving zu erzählen. In dieser Halle hängt auch das Bild von Urgroßvater August, einst Bäckermeister und Gastwirt aus Volmarstein, mit seiner Frau Laura. Mit ihnen begann die Familiengeschichte des Hotels.

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Eins der 18 der Zimmer im Hotel Böving.  © WP | Michael Kleinrensing

28 Betten und 18 Zimmer

Die 18 Zimmer mit insgesamt 28 Betten in seinem Drei-Sterne-Hotel sind modern eingerichtet, immer spiegelt sich die Leidenschaft des Hoteliers fürs Maritime wider. Da gibt es Bilder von Leuchttürmen, Meereslandschaften und nicht zuletzt das Schiffsmodell im alten Eingangsbereich, auf das der Inhaber ganz besonders stolz ist. „Das stand früher in unserem Lokal ‚Welle‘ (davor Andreas-D-Zug), in der Elberfelder Straße in Hagen.“ Das Lokal war zusätzlich zum Hotel Böving 48 Jahre in Familienbesitz.

Heute sind seine Gäste unter der Woche vor allem die, die ihre Arbeit nach Breckerfeld zieht: „Mechatroniker, IT-Berater und Handwerker übernachten bei uns“, so Böving. „Am Wochenende haben wir Pilger, Wanderer oder solche Gäste hier, die ihre Familien in Breckerfeld und Umgebung besuchen.“ Das Restaurant im Haus wurde 2013 geschlossen, seitdem werden nur noch Übernachtungen mit Frühstück angeboten.

Ans Aufhören denkt Ernst-Günter noch nicht. Sein Motto: „Wer frühzeitig aufhört und in Ruhestand geht, der macht nicht mehr lang“.

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In uriger Umgebung können Gäste bei Böving frühstücken. © WP | Michael Kleinrensing