Hagen. Nässe der weißen Pracht hält Feuerwehr, Forstleute und Wirtschaftsbetrieb in Atem. Freiwillige Kräfte kümmern sich um umgestürzte Bäume.
Die tief verschneiten Hagener Wälder laden an diesem Wochenende zu ausgiebigen Spaziergängen ein. Doch die Streifzüge durch die weiße Idylle bleiben riskant, warnen die Forstleute des Wirtschaftsbetriebs Hagen sowie die Einsatzkräfte der Feuerwehr: „Noch immer können unter der Last des Schnees Äste abbrechen oder gar Stämme kippen“, machte Martin Holl, Chef des WBH-Forst-Ressorts, am Freitag deutlich. „Mir wäre es lieber, wenn die Leute sich über die Felder bewegen.“
Auch interessant
20 Zentimeter Neuschnee am Kurk
Angesichts des sehr nassen, matschigen Schnees hatten sich am Donnerstag innerhalb kürzester Zeit erhebliche Lasten auf den Gehölzen gesammelt. „Allein am Forsthaus im Kurk waren es 20 Zentimeter Neuschnee in nur sechs Stunden“, berichtete Holl. „Wenn sich das in so kurzer Zeit anhäuft, ohne dass der Wind zwischenzeitlich wieder was von den Bäumen weht, dann wird das angesichts des Nassschnees für viele Äste zu viel und sie machen die Grätsche.“
Auch interessant
„Noch immer können unter der Last des Schnees Äste abbrechen oder gar Stämme kippen.“
Insgesamt 35 Bäume sind im Laufe des Donnerstags allein auf die Straßen in Hagen gekracht. Nur zum Vergleich: Im benachbarten Märkischen Kreis mit seinen ausgedehnten Waldgebieten waren es sogar 274 Stämme. Die Schwerpunkte in Hagen lagen dabei vorzugsweise im Hagener Süden und in Haspe. Peter Thiele, Sprecher der Hagener Feuerwehr, benannte konkret das Nahmer- und Nimmertal in Hohenlimburg, die Prioreier Straße zwischen dem Volmetal und Breckerfeld sowie die Hanglagen am Tücking und in der Geweke als Schwerpunkte der Einsätze.
Durch einen solchen Ast ist am Donnerstag in Hagen eine Frau so schwer verletzt worden, dass sie in Lebensgefahr schwebt. Die 63-jährige Hagenerin war an einem Waldstück in der Lohestraße unterwegs. Offenbar, so teilt die Polizei mit, stützte ein abgebrochener Ast auf sie hernieder. Passanten fanden die Frau mit einer Kopfverletzung auf und verständigten den Notarzt. Die Hagenerin wurde in eine Klinik in Dortmund gebracht.
Straßen bleiben gesperrt
Selbst am Freitagmorgen waren drei Abschnitte noch komplett gesperrt: Osemundstraße zwischen Priorei und Breckerfeld, Im Kettelbach zwischen Haspe und Zurstraße sowie die Straße Im Hamperbach. Erst im Laufe des Tages entspannte sich die Lage zumindest im Kettelbachtal. Dafür wurde die „Sonnenstraße“ am Spielbrink am Freitag noch zusätzlich gesperrt. Die Leitstelle des Ordnungsamtes kann unter Telefon 02331/207-5400 immer ein aktuelles Lagebild geben. Wie auch schon am Vortrag unterstützte der Wirtschaftsbetrieb Hagen die Feuerwehr bei den Aufräumarbeiten.
Die Forstleute des WBH richteten am Freitag derweil ihren Fokus auf die Verbindung zwischen dem Wanderparkplatz am Hasper Viadukt unterhalb der Talsperre und dem Mark-E-Wasserwerk an der Staumauer. Dort waren immerhin ein Dutzend Stämme auf den Weg gekracht – darunter eine Eiche mit 70 Zentimeter Stammdurchmesser – sodass das Wasserwerk zeitweise mit Fahrzeugen nicht mehr zu erreichen war. „Durch die Stürme mit heftigen Windböen in den vergangenen Tagen waren viele Äste schon angeknackst, die jetzt unter der Schneelast endgültig angebrochen sind“, erläuterte Forst-Chef Martin Holl. Daher empfahl er aktuell auch nicht, bereits wieder unbefangen in die Wälder zu gehen. Noch habe der WBH keinen abschließenden Überblick, wie es entlang der Wanderwege aussehe, wo eventuell noch Stämme quer liegen, wo Gehölze gefährlich angekippt sind oder noch Astwerk herabstürzen kann.
Meldungen im Minutenrhythmus
Für die Hagener Feuerwehr entwickelten sich die Schneefälle vom Donnerstag zu einem ausgewachsenen Großeinsatz. „Zwischen 13 und 14 Uhr kamen die Meldungen über umgestürzte Bäume bei uns in der Leitstelle fast im Minutenrhythmus rein“, bilanzierte Feuerwehr-Chef Veit Lenke im Gespräch mit der Stadtredaktion. Vorsorglich habe man daher entschieden, frühzeitig drei Verbände der Freiwilligen Feuerwehr in Alarmbereitschaft zu versetzen, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Als auf den Straßen zunehmend die Busse und Lkw liegenblieben oder gar quer standen, wurden vorsorglich Einsatzkräfte in die Gerätehäuser gerufen, um die Fahrzeuge zu besetzen. „Wir wollten einfach verhindern, dass unsere Leute im Fall der Fälle selbst in dem Schneechaos stecken bleiben.“
„Wir wollten einfach verhindern, dass unsere Leute im Fall der Fälle selbst in dem Schneechaos stecken bleiben.“
Nach Angaben von Feuerwehr-Sprecher Thiele waren bis in die Abendstunden etwa 230 Freiwillige in Einsatz, um mit ihren Kettensägen die Straßen wieder freizumachen. Denn auch nachdem gegen 16 Uhr die Schneefälle nachgelassen hatten, knickten im gesamten Stadtgebiet noch weitere Bäume unter der nassen Last um. „Uns ging es vor allem darum, die Berufsfeuerwehr von diesen relativ zeitraubenden Aktionen zu entlasten, damit wir im Brandfall weiter voll einsatzfähig bleiben“, beschrieb Thiele den einsatztaktischen Hintergrund.