Hagen. Die neue Richtlinie zum Trennen von Altkleidern sorgt für Verunsicherung. HEB und DRK erklären, wie man richtig trennt und blicken auf die Lage.
Immer mehr Altkleider, immer weniger verwertbares Material: Mit diesem Problem sehen sich viele Städte konfrontiert - auch Hagen. Die Einführung einer neuen EU-Richtlinie hat nun bei vielen für Verunsicherung gesorgt. Demnach sollen verschmutzte oder beschädigte Textilien nicht mehr etwa über den Restmüll entsorgt werden. Würden jetzt auch kaputte oder verdreckte Shirts in den Containern landen, wäre das für die Annahmestellen kaum noch leistbar.
„Kaputte oder verdreckte Textilien gehören weiterhin in die Restmülltonne“, betont Jacqueline Jagusch, Sprecherin des Hagener Entsorgungsbetriebs. „Derartige Textilien werden bei der Altkleidersortierung ausgeschleust und entsorgt, sodass diese nur unnötigen Aufwand/Kosten verursachen. Zusätzlich besteht das Risiko, dass saubere und gute Textilien verunreinigt werden und ebenfalls nicht mehr verwertet werden können“, erklärt sie den Hintergrund.
Das betont auch Philipp Kohn, Vorstand vom DRK-Kreisverband Hagen. „Die Richtlinie finde ich grundsätzlich gut. Aber es kommt natürlich darauf an, über was für eine Art von Verschmutzung wir reden. Wenn es nur ein Fleck ist, würde ich sagen, dass es trotzdem in den Container gebracht werden kann. Bei nassen oder stark verschmutzten Stücken würde ich auch weiterhin eine Entsorgung über den Restmüll empfehlen.“
„Derartige Textilien werden bei der Altkleidersortierung ausgeschleust und entsorgt, sodass diese nur unnötigen Aufwand/Kosten verursachen. “
Mehr als 400 Tonnen Altkleider entsorgt
Beim HEB beobachtet man, dass die Qualität der Abgaben in den letzten Jahren stetig gesunken ist: „Die Menge unbrauchbarer Kleidung steigt in letzter Zeit deutlich, Stichwort Fast Fashion, auch in Hagen. Bisher galt die Qualität in Hagen immer als gut“, blickt Jagusch auf die Herausforderung, von der weitaus mehr Städte betroffen sind. Parallel steigt die Menge der Abgaben: Waren es 2020 noch rund 413 Tonnen, sind es in 2024 fast 427 gewesen. Bei schlechter Qualität würden die Artikel aussortiert und entsorgt. Sofern möglich und am Markt noch gefragt, sei eine Aufbereitung zu Putzlappen/Dämmmaterial möglich, in letzter Zeit sei das aber zunehmend nicht mehr gefragt.
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Derzeit stehen nach Angaben des Entsorgungsbetriebs mehr als 80 Altkleidercontainer der gemeinnützig-kommunalen Kooperation im Hagener Stadtgebiet. Schon seit dem Jahr 2014 sammelt der HEB gemeinsam mit dem Malteser Hilfsdienst und der AWO ausgediente Kleidungsstücke, Schuhe sowie Bett- und Badtextilien. Bewirtschaftet werden die Altkleidercontainer von einem zertifizierten Textilverwerter, der für die Leerung der Behälter und die Weiterverwertung von Schuhen und Textilien verantwortlich ist. Auch das DRK hat mehrere Standorte über das gesamte Stadtgebiet verteilt, die zum Teil über die Ortsvereine und zum Teil über den Kreisverband betrieben werden. „Auch wir arbeiten mit einem Textilverwerter zusammen“, so Vorstand Kohn. Ein Teil der Altkleider werde an den Kleiderladen gegeben, der Großteil aber über den Verwerter sortiert.
Altkleidermarkt in der Krise
„Seit dem Frühjahr 2024 befindet sich der Altkleidermarkt jedoch in einer tiefen Krise. Durch den Wegfall etablierter Marktteilnehmer sind jahrelang erprobte Lieferketten zerstört worden, und die Lagerbestände von Original- und sortierter Ware haben bisher unbekannte Rekordmengen erreicht“, erklärt der Hagener Entsorgungsbetrieb dazu. Aufgrund der derzeitigen geopolitischen Entwicklungen und der immer schlechter werdenden Qualität der Kleidung seien die Absatzmärkte für Alttextilien signifikant eingebrochen und die Lager der Textilverwerter übervoll.
Der HEB bittet daher eindringlich darum, in den öffentlichen Altkleidercontainer möglichst nur hochwertige, intakte und saubere Kleidungsstücke zu entsorgen, da nur diese auch sinnvoll verwertet werden können.