Hagen-Mitte. Das Wollgeschäft in der Hagener City ist bei vielen Kunden beliebt, doch die Chefin gibt den Laden bald auf. Warum? Findet sich kein Nachfolger?
Neues aus der Innenstadt: Der große Aufsteller vor dem Laden ist kaum zu übersehen: „Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“ ist dort in roter Schrift auf gelbem Grund zu lesen. Besagtes Infoschild ist direkt vor dem Wollstudio Rosemann in der Mittelstraße 15a in der Hagener Fußgängerzone platziert.
Etliche Kunden sind traurig
„Zahlreiche Leute kommen nun rein und sagen traurig zu mir ,Das darf doch nicht wahr sein, dass Sie aufhören. Noch ein Fachgeschäft in Hagen weniger‘.“ Betreiberin Monika Rosemann stapelt Wollknäuel in einem Regal - farblich sortiert. „Aber irgendwann muss ja mal Schluss sein. Ich bin 65, für mich also der genau richtige Zeitpunkt.“
In Hohenlimburg angefangen
Angefangen hat die Expertin in Sachen Handarbeiten vor fast 40 Jahren, „in Hohenlimburg, wo ich geboren bin und auch heute noch wohne“, sagt sie. 20 Jahre hat Monika Rosemann dort ein Wollgeschäft geführt. Dann ist sie mit ihrem Laden in die Stadtmitte gezogen - zehn Jahre war das Wollstudio Rosemann in der Dahlenkampstraße, seit mittlerweile acht Jahren in der Mittelstraße ansässig.
Mitte März ist vermutlich Schluss
„Mit den Eigentümern des Hauses, einer Familie aus Witten, bin ich immer gut klargekommen“, resümiert die 65-Jährige, „es gab nie Probleme“. Trotzdem schließt die Geschäftsfrau Mitte März ihre Ladentür zum letzten Mal auf, „bis dahin schaue ich mich aber weiter nach einem Nachfolger um. Vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der den Laden weiterführen und das Mobiliar und Teile der Ware übernehmen möchte“. Die Größe und die Lage sei für ein Fachgeschäft ideal, der Verkaufsraum sei gut 100 Quadratmeter, die aus einem Büro und einer kleinen Küche bestehenden Nebenräume 35 Quadratmeter groß.
„Ich schaue mich weiter nach einem Nachfolger um. Vielleicht findet sich ja noch jemand, der den Laden weiterführen und das Mobiliar und Teile der Ware übernehmen möchte.“
Ladenlokal provisionsfrei zu vermieten
Aber wenn sie in den kommenden Wochen niemanden, der Interesse zeigt, findet? Am Schaufenster klebt bereits ein Plakat mit Schriftzug „Ladenlokal provisionsfrei zu vermieten“, aufgehängt von einer Immobilienvermietung in Witten.
Kundin Marianne Schmale stöbert durch den Laden. Als echte Stammkundin würde sie sich nicht bezeichnen, „aber Frau Rosemann und ich kennen uns schon lange“. Die in der Innenstadt wohnende Dame sucht Wolle in einer ganz bestimmten Farbe, mit der sie einen Pullover, an dem ihre Tochter sehr hängt, aufhübschen möchte.
Monika Rosemann präsentiert Wolle in Hell- und Mittelgrün und in einem warmen Grau-Blau-Ton. „Ich würde in die blaue Richtung gehen“, empfiehlt die Expertin Marianne Schmale, die dankbar für die Beratung und froh ist, die passende Wolle gefunden zu haben.
„Ich bin keine Stammkundin, aber Frau Rosemann und ich kennen uns schon lange.“
Fachartikel von Amann, Opti und Prym
Monika Rosemann schmeißt gemeinsam mit zwei Teilzeit-Mitarbeiterinnen den Laden, das Trio kennt sich mit Fachartikeln aus. „Wir verkaufen Ware von Amann, einem führenden Hersteller von Nähgarn, Reißverschlüsse von Opti und Kurzwaren wie Knöpfe und Nähnadeln von Prym“, erläutert die Chefin.
In Regalen und an etlichen Stangen an den Wänden findet man Sockengarn, spezielle Handarbeitsgarne, Geschirrtücher, Topflappen aus Baumwolle, Tischwäsche und vieles mehr. Marianne Rosemann hat den Überblick, weiß genau, wo sie Utensilien wie Nähseide oder Druckknöpfe findet.
Langeoog ruft
Und in etwa acht Wochen, wenn der (Un)-Ruhestand ruft? Monika Rosemann lacht, „ein Hobby habe ich gar nicht, vielleicht suche ich mir eins“. Auf jeden Fall werde sie, versichert die 65-Jährige, künftig mehr reisen, „ich liebe die Nordsee, das Festland und die Inseln gleichermaßen. Wobei meine Lieblingsinsel Langeoog ist“.