Breckerfeld. Der EN-Kreis und seine Kommunen sind an einer Kampagne beteiligt, die den Plastikanteil im Biomüll nachhaltig verringern will.

Der Ennepe-Ruhr-Kreis und seine neun Städte sind der Informations- und Bioabfall-Kampagne #wirfuerbio beigetreten. Ziel ist es, die Qualität des Bioabfalls zu steigern und hierzu Störstoffe - insbesondere Plastik - aus den Biotonnen fernzuhalten.

Sichtbar werden wird #wirfuerbio in Breckerfeld und den weiteren Kommunen des Kreises ab Jahresbeginn mit einem sehr prägnanten Motiv, das einen Jungen mit bösem Blick und der Botschaft „Kein´ Bock auf Plastik im Biomüll“ zeigt. Zum Einsatz kommt es beispielsweise auf den Abfallkalendern der Städte und auf Bannern sowie auf zwei Bussen und Müllfahrzeugen in Schwelm, Wetter und Witten. Ab Ende Januar ist die Kampagne zudem als Spot im Radio präsent. Alle Beiträge sind das Ergebnis eines engen Austausches zwischen dem Kreis und den Städten.

Hintergrund der Kampagne, an der sich bundesweit eine Vielzahl von Kommunen beteiligt: Plastiktüten bilden noch immer den größten Störstoffanteil im Bioabfall. In Mikroplastik zerfallen, können herkömmliche Plastiktüten nicht mehr vom Rohkompost getrennt werden und landen so auf den Äckern, werden ins Grundwasser gespült und gelangen damit unweigerlich in die Nahrungskette.

„Kompostierbare“ Tüten hinterlassen Plastik im Kompost

Auch vermeintlich „kompostierbare“ Plastiktüten sind für die Bioabfall-Vergärungsanlage, die die AHE für das Verwerten von Biomüll im Auftrag des Kreises betreibt, nicht geeignet. Zum einen sind sie nicht von konventionellen Plastiktüten zu unterscheiden und werden daher aufwändig aussortiert. Zum anderen bedeutet „kompostierbar“ nach der gültigen Euro-Norm: Nach zwölf Wochen müssen sich 90 Prozent der Tüte in Teile zersetzt haben, die kleiner als zwei Millimeter sind, nach sechs Monaten müssen mindestens 90 Prozent der Tüte biologisch abgebaut sein. Diese Zeiten überschreiten die Produktionszeiten der Anlage in Witten allerdings deutlich. Folge: Die „kompostierbaren“ Tüten hinterlassen Plastik im Kompost und damit in der Umwelt.

Alle im Ennepe-Ruhr-Kreis Beteiligten setzen darauf, den Störstoffanteil im Ennepe-Ruhr-Biomüll mit #wirfuerbio gemeinsam noch weiter senken zu können. Eine repräsentative Analyse hatte im Herbst 2022 einen Anteil von 2,6 Prozent ergeben, der Kunststoffanteil lag bei 0,7 Prozent. Damit wurden die gültigen Grenzwerte, bis zu denen Biomüll noch zur Kompostierung oder Vergärung angenommen wird, nur knapp unterschritten. Aktuell zwar ausreichend, allerdings nicht zukunftssicher – die Vorgaben für die Störstoffgrenzwerte werden nämlich weiter abgesenkt.

Biotonne seit 25 Jahren

Informationen zur #wirfuerbio Kampagne im Ennepe-Ruhr-Kreis finden Interessierte unter www.wirfuerbio.de. Und wer seine Kinder spielerisch an das Thema Mülltrennung heranführen möchte, kann dort ein Sortierspiel für das Handy herunterladen.

Bioabfälle getrennt zu sammeln, ist für alle deutschen Kommunen seit 2015 verpflichtend. Im Ennepe-Ruhr-Kreis war die Biotonne bereits vor über 25 Jahren flächendeckend eingeführt worden. Seit 2013 landet ihr Inhalt in einer Bioabfall-Vergärungsanlage. Jährlich werden dort 26.000 Tonnen zu Biogas vergoren. Zwei Blockheizkraftwerke verwandeln das Gas in Wärme und fünf Millionen Kilowattstunden Strom. Eine Menge, die reicht, um 2400 Haushalte mit Elektrizität zu versorgen. Zudem liefert die Anlage 6000 Tonnen Kompost und vermeidet 4000 Tonnen Kohlendioxid.

Folgende Abfälle dürfen in der Biotonne landen: Gemüse- und Obstreste, Kaffeesatz und -filter, Tee und Teefilter, Schalen von Südfrüchten, Brotreste, Eierschalen, Nussschalen, verdorbene, unbehandelte Lebensmittel, gekochte Speisereste, Knochen, Fleisch- und Fischreste sowie Wischtücher aus Papier. Aus dem Garten können Schnittblumenreste, Baum- und Strauchschnitt, Laub, Rasenschnitt, Wildkräuter, Blumenerde, Sägemehl und Holzwolle sowie Kleintiermist (Stroh, Heu, Holzspäne) über die Biotonne entsorgt werden.