Hohenlimburg. Die Lenne-Öffnung gilt als Vorzeigeprojekt. Über den Hochwasserschutz wird bislang aber geschwiegen. Das ist die Lage am Flussufer.
Zwei Themen dominieren aktuell die Debatte rund um den geplanten Umbau der Hohenlimburger Innenstadt: Parken und Hochwasser. Während der Parkdruck zuletzt mehrfach im Fokus unserer Berichterstattung stand, spielt der Hochwasserschutz noch eine kaum beachtete Rolle. Dabei stellen sich die Planer jenes Büros, das den Siegerentwurf für die Hohenlimburger Innenstadt entworfen hat, vor, auf der Höhe des Brucker Platzes die Ufermauer der Lenne für ein breites Fenster einzuschneiden und eine Terrassenanlage zum Fluss hinab zu führen. Aber haben die Hochwasser der vergangenen Jahre nicht gezeigt, dass das unglaublich gefährlich sein könnte? Was wir heute wissen und was nicht.
Das Ulmer Donauufer, den Gelsenkirchener Nordsternpark, die Berliner Fischerinsel, das Zülpicher Ufer, Berlin, die Düsseldorfer Halbinsel, den Bremer Europahafen, den Wiener Stadtpark oder die Hamburger Schlossinsel. Das Planungsbüro „bbzl“ aus Berlin hat hier überall bewiesen, dass es am Wasser bauen und gestalten kann. Aber auch in so bedrohlicher Lage wie in Hohenlimburg? Beim Jahrhunderthochwasser im Juli 2021 rückte die Lenne bedrohlich hoch an den oberen Rand der Ufermauern heran. Ein freigeschnittenes Areal hätte sie deutlich geflutet.
„Der Hochwasserschutz wurde bei dem städtebaulichen Wettbewerb berücksichtigt. Im Vorfeld wurde vom Fachbereich Stadtplanung der Stadt Hagen eine hydraulische Berechnung der Lenne in diesem Abschnitt vergeben, die als Grundlage für den städtebaulichen Wettbewerb den Planungsbüros vorgelegen hat“, drückt die Pressestelle der Stadt sich etwas technisch auf Anfrage aus.
„Die Planung, die favorisiert wird, sieht vor, das Gelände hinter der Maueröffnung anzufüllen, so dass ein hundertjähriges Hochwasser nicht in die Innenstadtlage eindringen sollte.“
Gelände soll angefüllt werden
Dann aber heißt es: „Die Planung, die favorisiert wird, sieht vor, das Gelände hinter der Maueröffnung anzufüllen, so dass ein hundertjähriges Hochwasser nicht in die Innenstadtlage eindringen sollte.“ ,Sollte‘ klingt in diesem Zusammenhang eher hoffnungsvoll, symbolisiert aber auch den unreifen Planungszustand, in dem sich das Projekt Hochwasserschutz an der künftigen Lenneöffnung befindet.
Professor Cyrus Zahri, Chefplaner des Büros „bbzl“, vermochte die Frage, wie das „Lennefenster“ im Hochwasserfall abgeriegelt werden soll, bei der öffentlichen Präsentation der Pläne noch nicht richtig zu beantworten. Auf die Frage, ob jedes Mal mobile Spundwände aufeinandergestapelt werden sollen oder ob es eine hydraulische Anlage geben wird, antwortete er: „Beides ist zum jetzigen Zeitpunkt denkbar.“
Skepsis an den Plänen
Eine offizielle Stellungnahme der Feuerwehr, wo es einen Hochwasserschutzbeauftragten gibt, gibt es darüber hinaus nicht zur geplanten Lenneöffnung in Hohenlimburg. Offiziell durch die Stadtredaktion angefragt, verweist die Feuerwehr in diesem Fall auf die Untere Wasserbehörde. Nach Informationen der WP wird das Vorhaben bei Katastrophenschützern auch skeptisch gesehen. Zum einen mit Blick auf mögliche Überschwemmungsgefahren für den Hohenlimburger Ortskern. Zum anderen mit Blick auf die Frage, wer denn mögliche mobile Spundwände im Hochwasserfall immer auf- und abbaut.
Modelle für Überschwemmung
Zur Wahrheit gehört aber auch: Es geht längst viel genauer. Denn die Stadt hat über die sogenannte „grafische Modellierung“ die Möglichkeit, Überschwemmungsszenarien bei bestimmten Hochwasser-Szenarien mit einer Software genau darstellen zu lassen. Mit Hilfe der animierten Darstellung kann genau aufgezeigt werden, wo im Falle eines Jahrhunderthochwasser beispielsweise Wasser hinlaufen würde. Im Jahr 2023 modellierten die Verantwortlichen im Umweltamt und in der Unteren Wasserbehörde diesen Fall beispielhaft im Rahmen einer Berichterstattung für den Ortskern von Dahl.
Simuliertes Hochwasser
Die Redaktion wird diese Modellierung auch auf Grundlage einer Lenneöffnung für den Hohenlimburger Ortskern bei der Stadt anfordern, damit sich die Öffentlichkeit ein Bild von einer möglichen Hochwassersituation machen kann.