Hagen. Längst hatte die Verwaltung Hagen das Thema beerdigt. Nun muss sie einlenken. Jeder Stadtbezirk wird mit Brunnen versorgt.
Eigentlich hat das schon niemand mehr geglaubt. Weder in der Hagener Öffentlichkeit noch in den hartnäckigen Bezirksvertretungen, die das Thema wieder und wieder und wieder auf Tagesordnungen gesetzt haben. Nach sechs Jahren des Verschiebens, Wegbügelns und des Gezerres um Verantwortlichkeiten ist nun klar: in Hagen werden 2025 und 2026 zehn öffentliche Trinkwasserbrunnen errichtet. Zwei in jedem Stadtbezirk.
Das Thema war schon beerdigt
Günther Mosch (SPD) ist so ein Mann, der stellvertretend für viele Bezirksvertreter in Hagen - von Hohenlimburg nach Haspe und von Eilpe bis in den Norden - in dieser Sache steht. Er hat gekämpft für die Trinkwasserbrunnen. Er hat, wie viele andere, die heißen Sommer gesehen und wie wichtig es gerade für ältere Menschen sein kann, in der Öffentlichkeit kurz trinken zu können.
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Nord-Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt (CDU) klang in der vergangenen Sitzung des Gremiums schon fast wie Günther Schabowski, der am 9. November 1989 etwas unbedacht mit seinem gestammelten Satz „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich“ die Mauer öffnete. Nur dass Kohaupt sich ziemlich sicher war: „Die kommen. Man kann es eigentlich kaum glauben, aber die kommen.“
Bezirksvertretungen sind dran geblieben
Immer wieder sind die Bezirksvertretungen der Stadt mit dem Trinkwasserbrunnen-Thema gescheitert. Mal fehlte Geld, mal waren die Verantwortlichkeiten unklar (Mark-E, Stadt etc.), mal die Hygiene, mal die Wasserleitungen und zuletzt wurde das Thema nach Informationen der WP wohl auch in der Verwaltung ausgesessen.
Bis die EU-Trinkwasserrichtlinie 2023 eine neue Grundlage schuf. Allen Bürgern soll demnach im öffentlichen Raum Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser ermöglicht werden. Diese Richtlinie hat die Bundesregierung mit einer Änderung des Wasserhaushaltgesetzes dann auch in in deutsches Recht umgesetzt.
Nun wird es endlich umgesetzt
Und nun muss (und will) Hagen das Thema endlich umsetzen. „Gewollt haben wir das immer. Aber es stand dem Thema immer etwas im Weg“, sagt Umweltamtsleiter Thomas Köhler. „Jetzt haben wir aber endlich das Geld bereitgestellt und legen los. Der Druck war immer da. Die Politik ist immer drangeblieben“, sagt Köhler und lobt in diesem Kontext auch das Wirken des Hagener Klimaanpassungsmanagers Timothy Stockmann: „Er hat da gute Arbeit gemacht und viel im Hintergrund bewegt.“
„Jetzt haben wir aber endlich das Geld bereitgestellt und legen los. Der Druck war immer da. Die Politik ist immer drangeblieben“
Nach Gesprächen mit der Mark-E ist nun klar, dass der Betrieb der Trinkwasserbrunnen an den Wasserversorger übertragen wird. Die stetige hygienische Kontrolle erfolgt durch das Gesundheitsamt. „Pro Stadtbezirk werden zwei Anlagen errichtet. Eine in 2025, eine in 2026. Am Ende stehen dann fürs Erste zehn Brunnen in Hagen“, beschreibt Köhler den Auftakt.
Jeder Bezirk erhält zwei Brunnen
In Zusammenarbeit mit den Bezirksvertretungen sollen nun die Orte gefunden werden, an denen die Brunnen errichtet werden. Im Fokus stehen dabei Fußgängerfrequenz, Erreichbarkeit und die Möglichkeit, Wasseranschlüsse zu schaffen.
„An heißen Tagen ist es vor allem für Senioren wichtig, ausreichend Wasser zu sich zu nehmen. An einem öffentlichen Trinkwasserspender könnten sie ihren Durst löschen oder sich abkühlen“, hatte SPD-Bezirksvertreter Günther Mosch im Herbst 2019 erstmals gegenüber dieser Zeitung gesagt. Nun wird der Vorstoß Wirklichkeit.
Künftig viele Hitze-Tage
Im Klimaanpassungskonzept der Stadt ist davon die Rede, dass zukünftig im Schnitt an 30 bis 36 Tagen im Jahr mit Temperaturen über 30 Grad in Hagen zu rechnen sei. Und an solchen Tagen haben durstige Bürger nicht nur das Bedürfnis, sich erfrischen zu können – ein solches Angebot kann gesundheitliche Schäden vermeiden.