Berchum. Der „Hagener Brötchenexpress“ hat seine Hauptstelle nach Berchum verlegt – ist aber kein Ersatz für den von Anwohnern erhofften Bäcker
Es herrscht wieder Betrieb in der Filiale der ehemaligen Dorfbäckerei Berchum. Nach fast zwei Jahren Leerstand des Ladenlokals mitten im Dorfkern gehen dort nun wieder frische Brötchen über die Theke – wenn auch anders, als von vielen Berchumern erhofft.
Keine Bäckerei
„Wir wurden schon häufig angesprochen, ob wir nicht auch Brötchen verkaufen“, sagt Andreas Kirsch. Auch Kinder seien bereits vorbeigekommen und hätten nach Eis gefragt. Der Wunsch nach einem kleinen Nahversorger im Ort ist da, weiß Kirsch. „Viele wünschen sich natürlich, dass wieder ein Bäcker nach Berchum kommt“. Mit seiner Frau Martina leitet Andreas Kirsch den „Hagener Brötchenexpress“. Seit Jahren fahren sie mit ihrem Lieferwagen Industriebetriebe im Lennetal an und versorgen Werksarbeiter vor Ort mit belegten Brötchen, Kaffee und Snacks.
Belegte Brötchen für Betriebe
Für das Geschäft ist der Standort in Berchum ideal, liegen doch die Betriebe an der Lenneschiene nur wenige Fahrminuten entfernt. Jedoch, zusätzlich Thekenbetrieb für die Bewohner vor der Haustür in Berchum anzubieten, das könnten sie nicht leisten, so Kirsch. Wer bis zur Abfahrt des mobilen „Brötchenexpress“ vor dem Wagen in Berchum vorbeikommt und nach Waren aus dem Sortiment fragt, der werde auch bedient, sagt Kirsch.
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„Aber wir sind eine reine Systemgastronomie und haben andere Abläufe, als sie für einen täglichen Betrieb mit Bäckereitheke nötig wären.“ So fehle es vor Ort nicht nur an Platz und Personal. Auch trockene Brötchen gebe es nicht im Sortiment, verkauft werden nur abgepackte, frisch belegte Brötchen.
Umzug von Druckerei
Der „Brötchenexpress“, der vor dem Umzug nach Berchum viele Jahre im Hagener Druckzentrum der FUNKE Mediengruppe ansässig war, nutzt das Ladenlokal in Berchum in erster Linie als Lagerraum und zum Belegen und Verpacken der frischen Brötchen.
Arbeitstag startet nachts
Los geht die Arbeit täglich gegen zwei Uhr nachts, damit bis zur Frühstückszeit alles abgepackt und bereit zum Ausliefern ist. In den frühen Morgenstunden fährt der „Brötchenexpress“ dann raus in Richtung der Kunden. Zum Geschäft des rund elf Mitarbeiter großen Betriebes gehört auch ein Cateringservice für Feierlichkeiten.
Automaten befüllt
Auch die Schulverpflegung etwa für die Kaufmannschule II wird vom Brötchenexpress übernommen, ebenso wie das Warten und Befüllen von Verpflegungsautomaten in Schulen und Firmen. Koordiniert wird diese Arbeit aus der Ferne, wie Kirsch erläutert. Über Telemetrie melden die Automaten von ihren Standorten aus technische Störungen und den aktuellen Füllstand der Waren an die Filiale in Berchum.
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Steigende Preise
Zuletzt merkte auch der Hagener Brötchenexpress die teils stark steigenden Preise für Lebensmittel in den vergangenen Wochen und Monaten. Allein der Preis für Kaffee sei im Einkauf seit Jahresbeginn schon fünf Mal gestiegen. „Wir versuchen, die Preissteigerungen möglichst moderat an unsere Kunden weiterzugeben“, sagt Martina Kirsch.
Drei Jahre Leerstand
Rund sechs Jahre war die „Berchumer Dorfbäckerei“ ansässig. Ein Anlaufpunkt für frische Brötchen in dem rund 1700 Bewohner umfassenden Berchumer Dorf. Im Sommer 2019 folgte der Auszug, seither stand das Ladenlokal an der Ecke Tiefendorf/Lürwald leer. Eine zentrale Immobile, mitten im Dorfkern, wenige Meter von der Berchumer Kirche entfernt.