Hagen. In einem Präventionsprogramm lernen Hagener Schüler den richtigen Umgang mit Cybermobbing - mit prominenter Unterstützung.

„Noah kommt zur spät zur Schule und wird von einem Mitschüler ins Gesicht geschlagen.“ So beginnt die Geschichte, die sich der Sechstklässler Jan zusammen mit anderen Klassenkameraden ausgedacht hat. Mit Playmobilfiguren, Knete und einem iPad haben die Schüler der Hildegardis-Schule in Hagen eigene Kurzfilme zum Thema Mobbing produziert. „Wir wollen damit zeigen, dass man vorsichtig sein soll, was man tut“, erklärt Jan.

Die Filme sind Teil eines Präventionsprogramms des Vereins „Cybermobbing-Hilfe e.V“. „Wir besuchen Schulen und wollen mit unseren Workshops erreichen, dass die Schüler gar nicht erst zu Tätern werden“, erläutert Antonia Marcinietz vom Verein. In einem ersten Teil des Workshops lernen die Schüler, was Cybermobbing ist, wer die Täter sind und wie man sich wehren kann. Anschließend haben sie die Möglichkeit, ihr neu erlerntes Wissen kreativ umzusetzen, indem sie beispielsweise eigene Filme produzieren.

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Prominenter Besuch

In der Hildegardis-Schule gab es nun einen ganz besonderen Gast. Der bekannte Bestsellerautor, Motivationstrainer und Podcaster Biyon Kattilathu, Botschafter des Vereins, ließ es sich nicht nehmen, seine alte Schule zu besuchen. Schon beim Betreten des Klassenraums wurde der 40-Jährige von den Schülern frenetisch gefeiert. „Biyon, Biyon, Biyon“ hallte es durch den Raum, als er lachend durch die Tür trat. Mit über einer Million Follower auf Instagram ist Kattilathu auch in den sozialen Medien sehr erfolgreich.

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Jona und Jonathan (rechts) bei der Workshop-Arbeit an einem Tablet. © WP | Michael Kleinrensing

„Es ist sehr schön, hier zu sein. Ich habe mich richtig darauf gefreut, weil ich das so toll finde, was der Verein macht“, erzählt Kattilathu. Der Sohn indischer Einwanderer erklärt, dass es in letzter Zeit oft negative Schlagzeilen zu seiner Person gab, sodass auch er Erfahrungen mit Cybermobbing machen musste. „Bei vielen Followern gibt es leider auch viel Mist in den Kommentaren“ berichtet er. Der Autor führt aus: „Früher konnte ich nicht so gut mit ‚Hate-Kommentaren‘ umgehen, mittlerweile schon“. Denn bedauerlicherweise gewöhnt man sich daran, wenn man viel Hass erfährt. „Die erste Nachricht schockt einen, später dann nicht mehr.“ Dabei möchte Biyon mit seinem Programm eigentlich genau das Gegenteil erreichen. In seinen Shows beschäftigt er sich nämlich mit dem Thema „glücklich sein“.

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Mit Playmobilfiguren stellten die Kinder Cybermobbing-Situation nach. © WP | Michael Kleinrensing

Die Sache mit dem schwarzen Punkt

Die Sechstklässler hören gebannt zu, als Kattilathu von seinen Erfahrungen berichtet. Mit einem Beispiel macht er deutlich, wie wichtig es ist, die positiven Aspekte im Leben nicht aus den Augen zu verlieren. Dazu zeichnet er einen schwarzen Punkt auf ein weißes Blatt und fragt die Kinder reihum, was sie darauf sehen. Nachdem alle Kinder den Punkt mit unterschiedlichen Wörtern beschrieben haben, erklärt der Motivationstrainer: „Ihr habt alle recht, aber keiner hat auf die riesige weiße Fläche geachtet. Wir konzentrieren uns oft nur auf das Negative, obwohl das Positive viel größer ist. So ist es auch mit den Hasskommentaren im Internet.“

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Juli, Melissa und Lena (von links nach rechts) während des Projekts „Wir gegen Cybermobbing! Unsere Schule macht mit“ . © WP | Michael Kleinrensing

Abschließend wurden die Schüler, die am Workshop teilgenommen haben, mit einer Urkunde ausgezeichnet. Ab Oktoberbeginnen ist die sechste Klasse der Hildegardis-Schule somit zertifizierte Projektschule. Ein kleiner, aber wichtiger Schritt in die richtige Richtung.